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Warum die nächsten Winterspiele ganz anders werden


Warum die nächsten Winterspiele noch teurer werden

Von Finn Mayer-Kuckuk

Aktualisiert am 25.02.2018Lesedauer: 4 Min.
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Das Logo für 2022; Bei der Abschlussfeier der Spiele in Pyeongchang wurde ein Gruß an den nächsten Austragungsort Peking gesendet.Vergrößern des Bildes
Das Logo für 2022; Bei der Abschlussfeier der Spiele in Pyeongchang wurde ein Gruß an den nächsten Austragungsort Peking gesendet. (Quelle: Kyodo News/imago-images-bilder)

Olympia in Pyeongchang ist Geschichte. Jetzt richtet sich der Blick auf Peking, wo die Winterspiele 2022 zu Gast sein werden – allerdings mit komplett unterschiedlichen Vorzeichen.

Der Straßenfeger hat vor allem einen Wunsch: „Die sollen aber nicht zu viel Schmutz machen mit ihrem Olympia!“ Sein Gesicht verzieht sich zu einem runzeligen Lächeln, der alte Mann hat nur einen Scherz gemacht. Tatsächlich hat sein Heimatort große Hoffnungen für die Olympischen Spiele im Jahr 2022: Zhangjiakou nördlich von Peking wird Austragungsort der Ski-Veranstaltungen und erlebt jetzt schon einen Infrastruktur-Boom.

Peking liegt zwar in der gleichen Weltgegend in Nordostasien, doch der Kontrast zu Pyeongchang könnte kaum größer sein. Der Landkreis in Südkorea besteht aus einer Reihe von Bergsiedlungen; der Großraum Peking entwickelt sich dagegen gerade jetzt zur Megametropole mit 110 Millionen Einwohnern.

Mit einem offiziellen Budget von 3,5 Milliarden Euro bewegt sich NOCH deutlich mehr Geld als in Korea. Bezeichnend: Allein der Hochgeschwindigkeitszug, der Peking mit der Wintersportregion verbinden wird, soll zehn Milliarden Euro kosten.

Olympia ist in Peking noch in guter Erinnerung

Immerhin können die chinesischen Organisatoren auf bestehende Sportstätten zurückgreifen. Olympia in Peking – das ist von 2008 her noch in guter Erinnerung. Peking ist damit die erste Stadt, die sowohl die Winter- als auch die Sommerspiele ausrichten darf. München hat seine Chance auf diese Erstleistung verpasst. Die geografische Lage, die Bewerbungen für beide Ereignisse erlaubt, vergleichbar. Die Eislauf-Wettkämpfe sollen im Pekinger Stadtgebiet stattfinden und dort werden die Athleten auch wohnen. So wie in München beginnen die Berge jedoch bereits eine Autostunde vom inneren Stadtring entfernt.

Fürs Bobfahren und Rodeln entstehen derzeit Spielstätten im nahen Landkreis Yanqing. Eine neue Eisenbahn führt von dort weiter nach Zhangjiakou für die nordischen Wettbewerbe.

Chinas Sportler holen zu wenige Medaillen

Jedes Land will bei Olympia im eigenen Land gut abschneiden. Im zunehmend nationalistischen China unter kommunistischer Herrschaft sind symbolträchtige Erfolge sogar noch etwas wichtiger. Der Goldregen zu Olympia 2008 hat zudem enorme Erwartungen geweckt. Doch schon jetzt zeichnet sich, dass sich eine Neuauflage als Wintermärchen nicht machen lässt. Chinas Sportler holen dafür einfach derzeit nicht genug Medaillen.

Die sieben Jahre zwischen der Entscheidung für den Austragungsort und dem Beginn der Spiele sind zwar rein theoretisch genug Zeit, eine Reihe neuer Talente heranzuziehen. Schließlich waren auch diesmal viele sehr junge Sportler erfolgreich.

Den Planern in Peking waren die eigenen Schwächen jedoch von Anfang an bewusst: In China fehlt die Wintersportkultur. Deshalb mangelt es trotz der Größe des Landes rein zahlenmäßig an Auswahl für Trainer auf der Suche nach potenziellen Kandidaten. Schlimmer noch: Es gibt kaum Orte, an denen Breitensport auf Schnee und Eis stattfindet.

800 neue Ski-Ressorts und 650 Eislaufhallen

Doch China wäre nicht China, wenn die Regierung diese Schwachstellen nicht durch ein Großprogramm beseitigen wollte. Seit der Entscheidung für Peking vor drei Jahren hat das Sportministerium viel Geld bereitgestellt. Es sollen 800 neue Ski-Resorts und 650 Eislaufhallen entstehen. Da, wo es klimatisch passt, sollen Lehrer ihre Schüler an den Wintersport heranführen. Das Land will so bis zum Olympia-Stichtag 300 Millionen Bürger auf Skier, Schlittschuhe oder Snowboards bringen. Solche Zahlen gibt es nur im bevölkerungsreichsten Land der Welt.

Doch leider sieht die Zwischenbilanz ziemlich mager aus. Nur eine Goldmedaille habane die chinesischen Athelten 2018 in Pyeongchang gewonnen. Im Ranking reichte das gerade mal für Platz 16.

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Beispiel Eiskunstlauf: Eigentlich sollte das eine Disziplin sein, in der China mithalten kann. Hier kann es traditionellen Stärken aus der Artistik und früher, intensiver Förderung ausspielen. Tatsächlich standen immer wieder Asiaten auf dem Treppchen. Doch die kamen aus Japan, den USA oder Kanada.

Enttäuschung im Eiskunstlauf

Als besonders enttäuschend empfand es das chinesische Publikum, dass im Eiskunstlauf-Einzel der Männer der japanische Star Yuzuru Hanyu sein Gold verteidigte und sein jüngerer Landsmann Shoma Uno Silber holte; Bronze ging an Spanien, die chinesische Hoffnung Jin Boyang kam auf Platz vier. Etwas bedröppelt sagte Jin den Reportern des Staatsfernsehens: „In vier Jahren muss ich mir dann wohl mehr Mühe geben.“

Norwegen führt den Chinesen derweil geradezu brutal vor Augen, dass große Zahlen allein nicht reichen. Das skandinavische Land hat weniger Einwohner als ein Stadtteil von Peking, führt aber bekanntlich den Medaillenspiegel an. Norwegen hat eben viel Schnee – und züchtet seine Medaillengewinner schon seit drei Jahrzehnten systematisch heran.

Tatsächlich liegt auch die massenhafte Begeisterung für den Schneesport weit hinter dem Plan der sozialistischen Erfolgsplaner. Für die Schulkinder und ihre Eltern hat das Lernen für die Schule weiterhin Priorität vor Sport. Es gibt insgesamt nur wenige Gründe, sich auf Skier zu stellen. Skifahren gilt als Sport für eine reiche Schickeria. Hungrige Jungtalente wie in Leichtathletik, im Turmspringen oder im Badminton finden sich hier nicht, von Tischtennis ganz zu schweigen. Doch das sind alles Sommer-Disziplinen. Für die Sommerspiele hat China schon lange einen der ersten Plätze im Medaillenspiegel abonniert.

China hofft auch bei den Sommerspielen auf einen Medaillenregen

Die Nation rechnet daher mit einem hervorragenden Abschneiden in Tokio, ebenfalls einer Nachbarstadt in Nordostasien und Austragungsort der Spiele 2020. Die Nähe der drei Wettkampforte plus den geringen zeitlichen Abstand zu Peking 2008 zeigt, wie wenig es den Olympia-Entscheidern zuletzt gelang, die Veranstaltungen geographisch zu entzerren: Es sind vor allem prestigesüchtige Nationen mit tiefen Taschen, die sich für Olympia bewerben.

Der Verlauf der Bewerbungen für 2022 und 2018 zeigen die Probleme. Ursprünglich war neben Almaty und Peking auch Oslo im Rennen. Doch die norwegische Hauptstadt hat ihre Bewerbung zurückgezogen – obwohl sie als einziger Kandidat genug Schnee und ein wirklich interessiertes Publikum vorweisen konnte. Die Bürger wollten sich den Trubel und die Kosten nicht antun.

Ebenso war München gegen Pyeongchang im Rennen gewesen, war letztendlich aber unterlegen. Für eine weitere Bewerbung gegen Peking und Almaty fand sich 2013 dann bei den Bayern keine Mehrheit. Weder München, noch Garmisch-Partenkirchen oder Traunstein, waren bereit, die Mühen auf sich zu nehmen. Deutschland war der Olympia-Bewerbungen müde – und machte den Asiaten den Weg frei.

Verwendete Quellen
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