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Fabian Wegmann: "Marcel Kittel fährt einfach in einer anderen Liga"


Ex-Profi Wegmann im t-online.de-Interview
"Marcel Kittel fährt in einer anderen Liga"

t-online, Alexander Kohne

11.07.2017Lesedauer: 4 Min.
Marcel Kittel (l.) hat in seiner bisherigen Karriere zwölf Tour-de-France-Etappen gewonnen. Allein drei Siege holte er in der ersten Woche der Frankreichrundfahrt 2017. Für Fabian Wegmann ist Kittel "momentan fast unschlagbar."Vergrößern des BildesMarcel Kittel (l.) hat in seiner bisherigen Karriere zwölf Tour-de-France-Etappen gewonnen. Allein drei Siege holte er in der ersten Woche der Frankreichrundfahrt 2017. Für Fabian Wegmann ist Kittel "momentan fast unschlagbar." (Quelle: Eric Lalmand/BELGA & Jan Hübner/imago-images-bilder)
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Der Grand Départ in Düsseldorf, schlimme Stürze und umstrittene Disqualifikationen – die erste Woche der Tour de France war ereignisreich wie selten. Fabian Wegmann war als Experte mit dabei. Bei t-online.de spricht der siebenmalige Tour-Teilnehmer und ehemalige Bergtrikot-Träger über die deutschen Fahrer, Gelb-Favorit Chris Froome und die zahlreichen Unfälle.

t-online.de: Herr Wegmann, Sie waren bisher bei fast jeder Etappe vor Ort. Was war für Sie die Szene der ersten Woche?

Fabian Wegmann: Ganz klar Mark Cavendishs Sturz auf der vierten Etappe, der zum Ausschluss von Peter Sagan geführt hat. Das hat für Aufruhr gesorgt und zwei Tage wurde über fast nichts anderes diskutiert.

Wurde Sagan zu Recht ausgeschlossen?

Nein. Leider hat es bis zur abschließenden Analyse lange gedauert. Der Radsport ist da nicht so aufgestellt wie der Fußball, bei dem jede Rote Karte umgehend aus verschiedenen Perspektiven untersucht wird. Die zuletzt veröffentlichen Bilder zeigen, dass Sagans Ellenbogen nur rausgeht, weil Cavendish ihm unter den Arm fährt. Erst dann geht Sagans Arm hoch und Cavendish stürzt. Deshalb ist der Ausschluss nicht gerechtfertigt.

Die Königsetappe am Sonntag wurde überschattet vom schlimmen Sturz des Mitfavoriten Richie Porte. Daniel Martin aus der Quick-Step-Mannschaft sagte später: "Die Veranstalten haben bekommen, was sie wollte." Ist der Streckenverlauf zu gefährlich?

Nein, wenn es regnet und die Strecke glatt ist, kann so etwas leider immer passieren. In diesem Jahr gab es zwar mehr Stürze als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, aber davon waren meist einzelne Fahrer betroffen. Massenstürze gab es kaum.

Im Fall von Ritchie Porte ging ein Fahrfehler voraus. Er hat sich in einer Rechtskurve zu weit raustragen lassen, war so bei der nächsten Linkskurve zu weit innen und ist dann gestürzt. Das sah wirklich schlimm aus. Glücklicherweise ist bei ihm nicht noch Schlimmeres passiert.

Münsterland Giro und arbeitet als TV-Kommentator für Eurosport.

Marcel Kittel hat bereits drei Etappen gewonnen. Was macht ihn so stark?

Kittel hat eine unglaubliche Power und das nötige Selbstvertrauen – wenn er in einem Schlussspurt Lunte riecht, ist er momentan fast unschlagbar. Bei seinem Foto-Finish-Erfolg gegen Edvald Boasson Hagen in Nuits-Saint-Georges hat er auf den letzten 70 Metern von 65 auf 70 km/h hochbeschleunigt. Er tritt 2200 Watt – das kann kein anderer. Kittel fährt momentan einfach in einer anderen Liga.

Und die anderen Deutschen?

André Greipels Leistung rückt durch Kittels Etappensiege etwas in den Hintergrund. Dabei ist auch er super drauf, hat bereits einen Zwischensprint gewonnen – und wird zu 99 Prozent noch einen Etappensieg holen.

Auch John Degenkolb hat mich beeindruckt. Nach seinem schweren Sturz war er zuletzt schon wieder Fünfter. Überhaupt: Bei den vergangenen zwei Sprint-Etappen waren jeweils vier Deutsche unter den ersten Zehn – da läuft es wirklich wie am Schnürchen.

Was die Gesamtwertung angeht, setze ich auf Emanuel Buchmann. Nach dem Ausfall von Rafal Majka wird bei Bora-hansgrohe jetzt für ihn gefahren. Er ist Team-Kapitän und kann in dieser Rolle auf jeden Fall unter die ersten 15 fahren – mit etwas Glück sind sogar die Top Ten drin.

Nach der ersten Woche stehen bereits drei deutsche Etappensiege zu Buche. Der Rekord liegt bei sechs. Wie viele Erfolge werden es am Ende dieser Tour?

Sechs Etappensiege halte ich mittlerweile für möglich – zur Tour-Beginn erschien mir das noch völlig utopisch. Sollten die Jungs den Rekord wirklich einstellen, wäre das fantastisch.

Chris Froome hat am Sonntag am Berg eindrucksvoll seine Stärke bewiesen. Ist ihm das Gelbe Trikot noch zu nehmen?

Nein, auch wenn er mit Geraint Thomas einen sehr starken Helfer verloren hat, ist ihm der Gesamtsieg normalerweise nicht mehr zu nehmen. Das liegt auch daran, dass mit Porte oder Alejandro Valverde einige Sieganwärter bereits aussteigen mussten. Außerdem schwächeln Nairo Quintana und Alberto Contador, die bereits mehr als zwei bzw. fünf Minuten hinter Froome liegen.

Wer könnte dem Vorjahressieger denn noch gefährlich werden?

Fabio Aru und Romain Bardet. Ich traue besonders Bardet eine Menge zu – der ist nicht nur ein starker Bergfahrer, sondern auch ein unglaublich guter Abfahrer. Ich bin im vergangenen Jahr an der Côte d’Azur einen Mountainbike-Marathon gefahren, bei dem er auch am Start war, und muss sagen: Der kann schon richtig Radfahren.

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Wie schätzen sie die restliche Strecke ein? Wo entscheidet sich das Gelbe Trikot? Welche Etappen kommen den deutschen Fahrern entgegen?

Letztendlich wird sich erst in der dritten Woche zeigen, wer von den Favoriten noch die nötige die Ausdauer hat – vor allem bei den Bergetappen: Interessant wird es ganz sicher am 19. Juli, wenn der Galibier auf dem Programm steht. Ein Vorteil für Froome könnte sein, dass es nicht so steil hoch geht wie beispielsweise in Alpe d’Huez. Da kann ein Kletterspezialist wie Quintana sein Gewicht nicht voll ausspielen.

Für Kittel, Greipel und Degenkolb gibt es noch diverse Flachetappen, bei denen es zum Massensprint kommen kann. Und Tony Martin ist natürlich einer der Favoriten beim Zeitfahren am zweitletzten Tag – wenn er bis dahin gut durchkommt.

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