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Andrea Petkovic: "Ich bin nicht mehr die Andrea aus dem Jahr 2011"


Interview
"Ich bin nicht mehr die Andrea Petkovic aus dem Jahr 2011"

Von t-online
Aktualisiert am 24.02.2014Lesedauer: 7 Min.
Tennis-Star Andrea Petkovic glänzt nicht nur auf dem Platz.Vergrößern des BildesTennis-Star Andrea Petkovic glänzt nicht nur auf dem Platz. (Quelle: dpa-bilder)
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Das Interview führten Nils Tittizer und Nicolas Herold

Andrea Petkovic ist eine der besten Tennisspielerinnen in Deutschland und war 2011 bereits die Nummer neun der Welt. Viele Verletzungen warfen sie gesundheitlich und in der Weltrangliste zurück. Doch die Darmstädterin gab nie auf und kämpfte sich immer wieder zurück. Aber Petkovic ist mehr als nur Tennisprofi: Sie hat ein Einser-Abitur, studiert neben dem Full-Time-Job als Sportlerin an einer Fernuni und ist sehr literatur- und kulturinteressiert. Trotz ihres straffen Zeitplans findet die 26-Jährige trotzdem noch die Zeit, sich sozial zu engagieren. Aktuell ist sie eine der deutschen Botschafterinnen für den "Wings of Life World Run", einem Lauf, bei dem Geld für die Heilung von Rückenmarksverletzungen gesammelt wird.

Der deutsche Tennis-Star spricht im Exklusiv-Interview mit T-Online.de über die erste Zeit mit ihrem neuen Trainer, eine Rückkehr in die Top Ten und den Davis-Cup-Eklat in Frankfurt.

T-Online.de: Frau Petkovic, im Fed-Cup haben Sie überragend gespielt, als Sie die Australian-Open-Finalistin Dominika Cibulkova schlugen. Eine Woche später scheiterten Sie in Doha bereits in der ersten Runde und Dubai sogar in der zweiten Runde der Qualifikation. Wie erklären Sie sich diese enormen Leistungsschwankungen?

Andrea Petkovic: Das hat mehrere Gründe. Zum einen war ich nach dem Fed-Cup-Wochenende emotional total leer. Ich bin gelandet und habe direkt am gleichen Tag noch in Doha gespielt. Wir waren gar nicht mal körperlich müde, denn die Belastung sind wir gewohnt. Das ganze Team war einfach emotional ausgelaugt von der Anspannung und der Anstrengung. Es lastete doch sehr viel Druck auf uns, weil wir wussten, dass wir diese Partie gegen die Slowakei gewinnen können. Und dann kam noch hinzu, dass ich meinen Trainer gewechselt habe. In Doha und Dubai waren die ersten acht, neun Tage, die ich mit Eric van Harpen verbracht habe. Ich hatte bislang nur drei Trainer und jedes Mal habe ich die ersten drei Matches keinen Ball reingespielt.

Woran liegt es?

Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, dass ich die Dinge, die er mir sagt, unbedingt perfekt ausführen möchte. Dann bin ich ein bisschen nervös und will zeigen, was ich kann. Ich wünsche mir unbedingt, dass die Zusammenarbeit gut läuft. Dann denke ich mir, dass die ersten Matches entscheidend sind, denn wenn diese nicht gut laufen, ist er vielleicht nicht der richtige Trainer. Ich habe keine Lust auf Unsicherheiten. Und somit kam einfach alles zusammen.

Wie waren die ersten Tage unter Ihrem neuen Trainer?

Es war super! Ich war zuletzt zehn Tage mit Eric an der Schweizer Grenze, wo er seine Tennisschule hat. Wir haben an meinem Spiel gearbeitet. An vielen Feinheiten und Details. Ich merke, dass sich mein Spiel entwickelt. Er schult mich ganzheitlich und versucht alles auf ein anderes Level zu heben. Ich spüre, dass es mir gut tut und dass es das Richtige für mich ist. Aber in den Matches habe ich es noch nicht geschafft, es umzusetzen. Vermutlich blieb bislang auch zu wenig Zeit.

Ihren Trainerwechsel begründeten Sie mit der Aussage, dass Sie an einem Punkt angelangt seien, an dem Sie neue Inspiration und Anregung brauchen. Was meinen sie damit genau?

Ich habe unheimlich viel Zeit mit Petar (Popovic) verbracht. Wir hatten und haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis und sind sehr eng miteinander verbunden. Aber wenn man über einen langen Zeitraum so eng miteinander arbeitet und Zeit miteinander verbringt, dann sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Ich habe gemerkt, dass wir immer wieder an den selben Punkt zurückgekommen sind. Wir haben immer wieder versucht das zu machen, was in der Vergangenheit gut geklappt hat. Gerade 2011, als ich meine erfolgreichste Zeit hatte. Damals hat es so funktioniert, also mussten wir auch genauso wieder trainieren, um erneut erfolgreich zu sein. Aber so funktioniert das leider nicht. Tennis entwickelt sich weiter. Und nach meinen ganzen Verletzungen hat sich auch mein Körper verändert. Ich bin nicht mehr die Andrea Petkovic aus dem Jahr 2011. Ich habe andere Erfahrungen gemacht und bin älter geworden. Wir haben beide gemerkt, dass wir nicht mehr weiterkommen. Zudem habe ich gespürt, dass Petar gerne wieder auf der ATP-Tour der Männer arbeiten würde – also einen männlichen Spieler betreuen möchte. Schließlich haben wir uns in gegenseitigem Einvernehmen getrennt.

Dann fiel Ihre Wahl auf van Harpen?

Nein. Die Trennung von Petar ging über einen längeren Zeitraum. Im Dezember habe ich bereits mit Eric trainiert. Dort habe ich gemerkt, dass ich neue Impulse bekomme.

2011 waren Sie bereits mit Platz neun in den Top Ten der Welt. Wo sehen Sie sich in naher Zukunft?

Eric versucht, mein komplettes Spiel auf ein neues Niveau zu bringen. Das gefällt mir unheimlich gut. Er versucht mir zu vermitteln, dass ich Tennis spielen und nicht als Arbeit ansehen muss. Dadurch habe ich schließlich meinen Körper kaputt gemacht, weil ich zu verbissen gearbeitet habe und immer fitter werden wollte. Er versucht, aus mir eine komplette Spielerin zu machen. Das wird allerdings noch eine ganze Weile dauern.

Aber die Top Ten sind weiterhin Ihr Ziel?

Auf jeden Fall! Wenn es auch kein kurz- oder mittelfristiges Ziel sein wird. Aber weil ich bereits in den Top Ten war, glaube ich weiterhin fest daran, dass ich da auch wieder hinkommen kann. Ich mache mir keinen Druck. Das habe ich in der Vergangenheit schon zu oft gemacht. Aber für mich ist ganz klar, dass ich da wieder hin möchte. Sollte es am Ende nicht klappen, kann ich trotzdem behaupten, eine tolle Karriere gehabt zu haben.

Die Herren um Novak Djokovic, Roger Federer oder Andy Murray machen es vor und holen sich ehemalige Weltklassespieler an ihre Seiten. Wäre das nicht auch für Sie der logische Schritt, bei einer Ex-Grand-Slam-Siegerin anzuklopfen?

Das ist sicherlich eine Option, aber ich glaube, dass es nochmal einen Unterschied zwischen Männern und Frauen gibt. Ich habe mit meiner Physiotherapeutin bereits eine Frau in meinem Team. Sie hilft mir unheimlich Körper und Geist in Balance zu halten. Aber noch eine Frau im Team könnte problematisch sein. Es würde viele Emotionen geben. Und das würde vielleicht nicht funktionieren. Mir ist lieber, ich habe einen Mann im Team, der manche Dinge gar nicht versteht – mich aber dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt, wenn es nötig ist. Zum anderen ist es ein Unterschied – schaut man sich Weltklassespieler wie Federer, Djokovic oder Murray an – ob man so gut ist, dass man nur noch im mentalen Bereich arbeiten muss, oder ob man wie bei mir auch noch technische Dinge verbessern muss. Und Eric ist einer der besten Techniktrainer der Welt. Deshalb hoffe ich, dass er mir dabei helfen kann, mich zu verbessern. Wenn ich irgendwann von mir behaupten kann, dass es technisch nichts mehr zu verbessern gibt, dann denke ich nochmal darüber nach. Aber bis dahin ist noch ein weiter Weg.

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Kommen wir kurz auf die Davis-Cup-Partie in Frankfurt gegen Spanien zu sprechen. Nachdem die deutschen Herren drei grandiose Spiele abgeliefert haben, haben sie sich durch Absagen am letzten Tag den Unmut der Zuschauer in der Halle zugezogen.

Ich weiß nicht genau, was dort vorgefallen ist. Deshalb kann ich es nicht wirklich kommentieren. Ich kann nur sagen, dass so etwas bei uns Mädels nicht vorkommen würde. So ist es sehr unglücklich gelaufen, zumal die Jungs nach langer Zeit wieder positive Schlagzeilen als Team hatten. Deshalb ist es sehr schade. Leider ist auch etwas von diesem Vorfall auf uns zurückgefallen. Wir haben direkt in der Woche danach im Fed Cup gespielt und mussten uns sehr vielen Fragen dazu stellen. Viele Fans haben uns Glück gewünscht, uns aber auch gebeten, es nicht so zu machen wie die Herren. Das hat uns natürlich nicht unbedingt gefreut, weil wir nichts damit zu tun hatten. Aber ich denke, dass die Jungs daraus lernen werden. Es tut mir nur sehr leid für die Fans, die viel Geld für die Karten bezahlt haben.

Was macht das deutsche Fed-Cup-Team so stark?

Ich glaube, dass es ein Geheimrezept ist, dass wir ungefähr aus dem gleichen Jahrgang sind. Ich kenne die Mädels seit meinen Kindheitstagen. Und ich glaube, dass bei uns der Konkurrenzkampf – der natürlich schon immer da war – nichts Negatives ist. Im Gegenteil, dieser Konkurrenzkampf motiviert uns. Keine missgönnt der anderen den Erfolg. Wir haben tatsächlich nur noch besser gespielt. Zum anderen haben wir ein gemeinsames Ziel: Wir wissen, dass wir gemeinsam den Fed Cup gewinnen können. Wir wissen auch, dass dieser Sieg hohe Wellen in Deutschland schlagen könnte. Und dass wir dadurch sogar eine Veränderungen in Deutschland erwirken können, was die öffentliche Wahrnehmung betrifft.

Welchen Anteil hat Teamchefin Barabara Rittner?

Einen großen! Sie bringt uns immer wieder zusammen, organisiert gemeinsame Trainingswochenenden oder gemeinsame Essen. Sie ist der Anker, um den sich alles dreht. Zudem bügelt sie vermeintliche Unstimmigkeiten aus. Das ist unser Geheimnis. Und ich hoffe, dass sich das irgendwann einmal auszahlen wird. Wenn nicht dieses Jahr, dann bestimmt in den nächsten. Mit diesem Team ist jeder Gegner schlagbar.

Haben Sie schon konkrete Ziele für die Zeit nach der Sportkarriere?

Ich weiß es wirklich noch nicht. Dazu habe ich einfach zu viele Ideen. Konkret ist noch nichts geplant. Aber eines steht fest: Ich werde auf jeden Fall erst einmal eine Pause vom Tennis machen. Ich habe seit meiner Kindheit immer Tennis gespielt. Aber ich möchte einmal in meinem Leben eine Phase haben, die nichts mit Tennis zu tun hat. Um dann zu sehen, ob ich auch ohne Tennis glücklich werden kann, oder ob ich ohne diesen Sport einfach nicht leben kann.

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