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"Neureuther? Das könnte seine große Saison werden"


Wasmeier im Interview
"Neureuther? Das könnte seine große Saison werden"

t-online, Tobias Ruf

Aktualisiert am 27.10.2017Lesedauer: 4 Min.
Doppel-Olympiasieger Markus Wasmeier hält große Stücke auf Felix Neureuther.Vergrößern des BildesDoppel-Olympiasieger Markus Wasmeier hält große Stücke auf Felix Neureuther. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)
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Mit dem Weltcup in Sölden beginnt am Wochenende die alpine Ski-Saison. Ski-Legende Markus Wasmeier verrät bei t-online.de, warum er Felix Neureuther die stärkste Saison seiner Karriere zutraut und er nicht glaubt, dass der deutsche Superstar auf die Olympischen Spiele 2018 verzichten wird. Zudem gibt der Doppel-Olympiasieger von 1994 einen Einblick ins deutsche Team und nennt seine Favoriten im Kampf um den Gesamtweltcup. Auch zu Lindsey Vonns Idee, bei den Herren an den Start zu gehen, findet er klare Worte.

Das Interview führte Tobias Ruf

Herr Wasmeier, was dürfen sich die deutschen Fans in dieser Saison von Felix Neureuther erwarten?

Markus Wasmeier (54): Ich habe das Gefühl, dass es sein Jahr wird. Felix ist sehr gut unterwegs. Ich habe ihn selten so ruhig und motiviert erlebt, wie in diesem Sommer. Er hat im Trainingslager in Neuseeland dermaßen Gas gegeben, das war seine beste Vorbereitung seit Jahren. Felix ist heiß darauf, dass die Saison endlich losgeht.

Welche Rolle spielt dabei das private Umfeld des frischgebackenen Vaters?

Er ist aufgeräumt, das private Umfeld gibt ihm viel Ruhe und Stabilität. Das ist genau das, was der Felix braucht. Ich habe ein sehr gutes Gefühl für die Saison, auch für Olympia. Ich würde mich tierisch für Felix freuen, wenn er eine richtig starke Saison fährt.

Neureuther hat einen Verzicht auf Olympia nicht ausgeschlossen. Wie realistisch schätzen Sie das ein?

Ich habe mit Felix über dieses Thema gesprochen und bin mir ziemlich sicher, dass er zu Olympia fahren wird. Es ist seine letzte Chance auf olympisches Edelmetall, die wird er sich nicht nehmen lassen. Natürlich obliegt ihm die letzte Entscheidung und sollte die Sicherheitslage zu instabil sein, dann muss man seine Entscheidung respektieren.

Welche deutschen Herren haben Sie sonst noch auf dem Zettel?

Ich bin da sehr zuversichtlich. Stefan Luitz ist zurück und kann heuer für Furore sorgen. Auch bei Linus Straßer bin ich guter Dinge und dann haben wir noch viele Talente im Hintergrund. In den technischen, wie auch in den Speeddisziplinen.

Mit Blick auf den Gesamtweltcup, wer sind in dieser Saison die Favoriten im Kampf um die große Kristallkugel?

Da gibt es mehrere Kandidaten. Marcel Hirscher hat sich zwar im August verletzt, ist aber trotzdem ein ganz heißer Anwärter. Marcel ist ein sehr erfahrener Fahrer, der sich schnell wieder in seinen Rhythmus einfinden wird. Mit einigen guten Trainingseinheiten wird er wieder zu alter Stärke zurückfinden. Ich gehe fest davon aus, dass Marcel wieder zu den ganz heißen Favoriten gehört.

Was halten Sie von Alexis Pinturault und Henrik Kristoffersen?

Pinturault ist von seinen Fähigkeiten her ein sehr guter Allrounder. Die Frage ist, ob er es mental auf die Piste bringt. Wenn er seine Nerven im Griff hat, ist er ein heißer Kandidat auf den Gesamtweltcup. Henrik Kristoffersen muss sich außerhalb seiner Paradedisziplin, dem Slalom, stabilisieren. Vor allem in der Abfahrt und dem Super G hat er noch Nachholbedarf. Selbst im Riesenslalom hat er noch einiges aufzuholen. Da kommt ihm die Tatsache, dass in dieser Saison die Taillierungen verändert wurden, zugute. Damit hatte er in der Vorsaison große Probleme. Wo ich bei ihm noch viel Nachholbedarf sehe, ist im menschlichen Bereich.

Was meinen Sie damit genau?

Er ist durch Dinge aufgefallen, die im Skizirkus nicht gut ankommen. In Schladming hat er andere Athleten im Zielbereich beleidigt, das macht man nicht. Wir sind eine kleine Familie, das wird ihm nicht so schnell verziehen.

Wie schätzen Sie die Lage bei den deutschen Damen ein?

Ich hoffe, dass Viktoria Rebensburg Konstanz in ihre Leistungen bringt. Sie hat sich in den letzten Jahren nicht merklich weiterentwickelt, die Konkurrenz allerdings schon. Zudem war sie mental nicht immer die Stärkste. Ich würde mir wünschen, dass sie jedes Rennen so startet, als wären tausend Wespen hinter ihr her und sie einfach Vollgas geben muss. Dann kann sie ganz vorne mitfahren.

Wie sieht es im restlichen Damen-Team aus?

Wir haben schon talentierte Fahrerinnen im Kader, wie beispielsweise Maren Wiesler, Jessica Hilzinger oder Patrizia Dorsch. Der Rest des Teams hat aber immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, das macht die Sache nicht einfacher. Ich hoffe, dass der neue Bundestrainer Jürgen Graller die entscheidenden Impulse setzen kann. Unter Markus Anwander, den ich sehr schätze, hat mir das in der letzten Saison gefehlt. Die letzte Konsequenz muss zurückkommen, anders geht es heutzutage nicht mehr.

Wer gehört bei den Damen zu den Anwärterinnen auf den Gesamtweltcup?

Der Gesamtweltcup geht nur über Mikaela Shiffrin. Sie hat sich auch in den Speeddisziplinen unheimlich weiterentwickelt, in den technischen Disziplinen ist sie ohnehin das Maß aller Dinge. Diejenigen, die Shiffrin von den Fähigkeiten her gefährden könnten, wie beispielsweise Lindsey Vonn, Anna Veith oder Lara Gut, kommen von Verletzungen zurück und legen ihren Fokus eher auf die zweite Saisonhälfte.

Apropos Lindsey Vonn. Was halten Sie von ihrem Plan, bei einer Herren-Abfahrt starten zu wollen?

Mir erschließt sich der Sinn hinter dieser Idee nicht. Was soll ihr das bringen? Sie kann mit den Herren schon rein körperlich nicht konkurrieren. Zudem sind die Herren-Abfahrten ein ganz anders Kaliber. Das darf man nicht unterschätzen. Sie müsste ein Risiko eingehen, das nicht zu verantworten ist. Das kann ganz böse enden.

Markus Wasmeier ist einer der größten deutschen Skifahrer aller Zeiten. 1985 feierte er mit dem WM-Titel im Riesenslalom seinen ersten großen internationalen Erfolg, mit zwei Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer krönte er seine Laufbahn. Seit seinem Karriereende ist Wasmeier in vielen verschiedenen Bereichen tätig. So ist er unter anderem als TV-Experte regelmäßig bei alpinen Skirennen zu sehen, eröffnete 2007 am Schliersee das Markus Wasmeier Freilichtmuseum und brachte im September 2017 seine Autobiographie "Dahoam" auf den Bücher-Markt.

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