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Tschulle, wo hammse denn meine Platte?


Kolumne "Heldin der Woche"
Tschulle, wo hammse denn meine Platte?

Meinungt-online, Anja Rützel

16.11.2017Lesedauer: 2 Min.
Taylor Swift hat ein neues Album veröffentlicht und kauft als erstes ein paar Exemplare selbst.Vergrößern des BildesTaylor Swift hat ein neues Album veröffentlicht und kauft als erstes ein paar Exemplare selbst. (Quelle: Justin Lane/EPA/dpa-bilder)
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Es ist eine liebe Tradition für Taylor Swift, ihr Album am Erscheinungstag selbst im Supermarkt zu kaufen. Und eine praktische Leutseligkeits-Lektion für deutsche Promis.

Auch als grundverhärmter Desillusionator, der bei jeder ansatzweise menschlichen oder putzigen Aktion einer wie auch immer gearteten Berühmtheit sofort reflexhaft und abfällig „alles PR!“ schnaubt, auch als anerkannter Promi-Grinch also, kam man nicht umhin, diese Aktion grundsympathisch zu finden: Popstar Taylor Swift ging am Dienstag, dem Veröffentlichungstag ihres sechsten Studioalbums „Reputation“ höchstpersönlich in ihren lokalen Target-Supermarkt in Nashville, um sich ihr eigenes Album zu kaufen. „Das ist mein Ritual“, hatte sie zuvor in ihrer Instagram-Story erklärt, in einer schon wieder entwaffnend grundsympathischen Szene, in der sie mit ihren beiden knickohrigen Katzen (die Rasse heißt Schottische Faltohrkatze, und Ed Sheeran hat auch eine, aber das wissen Sie natürlich alles schon) auf dem Bett herumlungert.

Schon bei ihren vorherigen Alben waren auf Instagram verlässlich Fotos zu sehen, die sie beim Eigenshopping ihrer noch presswarmen Alben zeigte, mitunter auch mit ihrem Vater im Hintergrund, der den Mund vor lauter Stolz gar nicht mehr zubekam. Man kaufte ihr stets ab, dass sie wirklich aufrichtig aufgeregt war, weil man das eben auch gerne glauben möchte, ein Fünkchen echtes Herzchenflattern in unserer hartgekochten, eiskalt abgeschreckten Welt. Und tatsächlich schaffte Swift es auch dieses Mal bei ihrem Plattenkauf (den sie natürlich ausführlich für Social Media dokumentierte), dass dieser Akt nicht gestellt wirkte wie der symbolische Stimmzettel-Drop eines politischen Kandidaten, der frühmorgens am Wahltag grienend und in fotografengerechter Zeitlupe. als erstes seinen Schein in die Urne steckt.

Swift, begleitet von ihren Backgroundsängerinnen, signierte im Supermarkt Alben und Einkäufe für die überraschten Fans, posierte für angekuschelte Selfies und scherzte mit Kindern. Und setzte leichterhand ein Beispiel für gelebte Leutseligkeit, die möglicherweise auch deutsche Prominente inspirieren könnte. Man könnte sich Tim Mälzer vorstellen, der durch die Gänge seines Restaurants schlendert und mit einer extrem langstieligen Gabel links und rechts auf die Teller der Gäste pickt, um den Qualitätsstandard seiner eigenen Kreationen zu prüfen. Es könnte einem Matthias Schweighöfer einfallen, der sich zum Startdatum seiner neuen Klamotte persönlich in ein großes Kino setzt und duldsam die bei jedem Flachgag von aufgebrachten Fans geschleuderten Popcornbatzen und angekauten Kaugummis von seinem Hinterkopf abprallen lässt. Oder man könnte an Helene Fischer denken, die zum Release ihrer nächsten Single mit einer Schar Junggesellinnenabschiedsfeierhühner durch Bottrop zieht und eigenkehlig testet, wie gut sich ihre neuen Knittelverse nach acht sauren Apfelschnäpsen grölen lassen. Die Möglichkeiten der neuen Fannähe sind unendlich. Von Taylor lernen heißt schmiegen lernen.

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