CD-Kritik: Konstantin Wecker "Ohne Warum" Pathetisch und wortgewaltig: Der alte Revoluzzer hat neue Feindbilder
News folgenDer alte Pazifist und Widerständler Konstantin Wecker hat seinen bewährten Feindbildern neue hinzugefügt. Er geht hart ins Gericht mit NSA, Pegida, Google und den Mächtigen der Welt und experimentiert sanft mit Musik. Wieder legt er viel mächtiges Pathos in seine Musik und seine Worte.
"Ohne Warum" - dieses 43. Album des Münchner Barden ist sehr wortlastig und extrem politisch. Wecker bündelt zwar wie immer gute, interessant arrangierte Musik, doch das Wort steht im Vordergrund. Der Münchner versteht sich als politischer Liedermacher, als Lyriker, Autor, Schauspieler und Filmschaffender. Immer kämpft er gegen die Aushöhlung der Demokratie und blinden Gehorsam.
Musikalisch und thematisch von zornig bis sanft
Dabei schreckt der 68-Jährige auch vor großen historischen Zitaten nicht zurück: "Ich habe einen Traum" heißt das erste der 16 Lieder der CD. Mit "Sunder Warumbe" - aus dem Mittelhochdeutschen übersetzt "Ohne Warum" - tief hinab in Sprache und Musik des mystischen Mittelalters. In "Die Mordnacht von Kundus" widmet er sich aktuellen Krisen und Konflikten.
Er spannt einen weiten Bogen: Musikalisch vom Kinderchor zur Marschmusik, thematisch von Syrien über Datenwahn und Flüchtlingselend, emotional von zornig bis hoffnungsvoll. Er endet in einer Neuauflage des musikalischen Dialogs mit dem 68er-Revoluzzer "Willy", für Wecker-Fans Highlight und Ankerpunkt jedes Konzerts.
Bitterböse und ironisch - keine leichte Kost
Wecker knüpft an Altes an, auch an eigene Lieder wie "Ich singe, weil ich ein Lied hab". Das Album ist keines, bei dem man laut mitsingt oder das im Hintergrund läuft, es ist eines für stille Stunden und zum Nachdenken. Keine Enttäuschung für Wecker-Fans, aber auch für sie keine leichte Kost, stellenweise bitterböse und ironisch.
Jubiläumstour "40 Jahre Wahnsinn": "ein Liebesakt mit dem Publikum"
"40 Jahre Wahnsinn" heißt Weckers aktuelle Jubiläums-Tournee (23.06. Dinslaken, 25.06. Ulm, 26.06. München/Tollwood-Festival). Die Besucher können sich darauf freuen, denn gegenüber der "Abendzeitung" sagte Wecker: "Meine Konzerte sind ein Liebesakt mit dem Publikum."
"Ohne Warum" von Konstantin Wecker erscheint am 19. Juni 2015.
