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Musik: Wilco in den 90ern oder Wie eine große Band entstand


Musik
Wilco in den 90ern oder Wie eine große Band entstand

Von dpa
18.12.2017Lesedauer: 3 Min.
Wilco arbeiten ihre Vergangenheit auf.Vergrößern des BildesWilco arbeiten ihre Vergangenheit auf. Foto: Marta Perez. (Quelle: dpa)
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Berlin (dpa) - Als "Being There" vor 21 Jahren neu herauskam, ahnte wohl noch keiner der spontan begeisterten Entdecker dieser zweiten Wilco-Platte, dass sie der Beginn einer großen, beständigen Karriere sein sollte. Aber genau so kam es.

Das Doppelalbum von Ende 1996 - Nachfolger des grundsoliden, eher unauffälligen Countryrock-Debüts "A.M." (1995) - war bald "Platte des Monats" in Deutschland bei "Musikexpress" und "Rolling Stone". Es folgten furiose Newcomer-Konzerte der damals schon tollen Live-Truppe Wilco (noch im kleinen Club-Rahmen), Spitzenplätze auf den Bestenlisten des Jahres - und danach eine stetige Folge hervorragender, oft phänomenaler Werke, die den gewohnten Rahmen einer Folkrockband immer weiter sprengten.

Heute gehören Wilco als seit 13 Jahren unverändertes Sextett mit Hauptsitz und eigenem Studio in Chicago zu den wichtigsten Formationen der Nuller-Jahre und auch der Zeit danach. Der immer noch mit waidwunder Bariton-Stimme berührende, oft knorrige und und politisch engagierte Frontmann Jeff Tweedy sowie Bassist John Stirratt sind als Einzige aus der Phase von "A.M." und "Being There" noch übrig. Sie haben nun auch maßgeblich die beim damaligen Label Warner/Reprise veröffentlichten Re-Issues beider Frühwerke vorangetrieben.

"Eine Rock 'n' Roll-Platte über den Rock 'n' Roll" sei "Being There" gewesen, heißt es in den Liner-Notes zu der prächtigen 5-CD-Ausgabe im Zigarrenkisten-Format (wahlweise 4 Vinylplatten). Das Original-Doppelalbum wird damit um Raritäten, Alternative-Takes, Unveröffentlichtes und Live-Mitschnitte erweitert.

Und tatsächlich hat der aus der konfliktreichen Alternative-Country-Band Uncle Tupelo hervorgegangene Singer-Songwriter Tweedy in die 19 Lieder viel von seinem Leben als Musiker einfließen lassen. Nicht nur Gutgelauntes und Euphorisches, sondern auch viel Nachdenkliches und Selbstzweifel - "Being There" ist eine Platte voller mitreißender, aber auch tief melancholischer Momente. Man muss nur in Ruhe "The Lonely 1" hören, und es schnürt einem die Kehle zu.

Tweedy war junger Familienvater, viel zu viel "on the road", er wusste nicht, wie es nach all den Alphatier-Streitereien bei Uncle Tupelo mit einer neuen Band unter seiner Führung und mit einer echten Karriere laufen würde. Dennoch löste er sich risikobereit vom vertrauten Roots-Rock-Umfeld, um auf den Spuren von Beatles, Kinks, Byrds, Rolling Stones und Big Star sein Spektrum zu erweitern. Auch Noise-Exkursionen waren erstmals bei Wilco eine Option (diesen Weg ging die Band später noch oft viel weiter, etwa auf dem bahnbrechenden "Yankee Hotel Foxtrot").

Mit "Being There" gelang am Ende eine Songsammlung, die in ihrer famosen Mischung aus Pop-Klassizismus und Folkrock-Moderne einen Nerv traf und dennoch immer noch zeitlos klingt. Die Original-Songs sind bis heute von beeindruckender Klasse, die dritte CD mit Archivmaterial ergänzt das Bild eher, als dass sie neue Facetten aufzeigt. Und die Konzertaufnahmen von Mitte November 1996 zeigen, dass Wilco damals schon das Zeug hatten, eine der besten Live-Bands der Welt zu werden. Das sind sie bis heute geblieben. Und noch so viel mehr.

Bei den hier dokumentierten Gigs (im "Troubadour" Los Angeles und beim Sender KCRW) spielten Tweedy & Co. auch Songs von "A.M.", dem bereits erwähnten Erstling aus dem Jahr zuvor. Einige dieser frühen Lieder sind heute noch Teil des Live-Repertoires von Wilco, und das mit Recht. Selbst wenn das Debüt als Ganzes keine ganz große Platte war, enthält es doch etliche feine Songs, die das Talent der Truppe aus dem US-Staat Illinois mehr als nur andeutete.

Auch "A.M." liegt nun in remasterter Deluxe-Version (oder als Doppel-Vinyl) vor, mit acht unveröffentlichten Bonustracks, die sowohl in die Vergangenheit mit Uncle Tupelo als auch in die "Being There"-Zukunft weisen. "Wir waren zu diesem Zeitpunkt kaum eine Band und versuchten nur, irgendwelche Geräusche zu machen", schreibt Ur-Mitglied Stirratt in den Liner-Notes zum Wilco-Debüt. So wie auf "A.M." lässt man sich Anfänger-Dilettantismus gern gefallen.

Bleibt nur zu hoffen, dass Wilco weiterhin neue, mutige Alben veröffentlichen - und dass die Band zugleich mit der Archivarbeit fortfährt. Zumindest die drei späteren Meisterwerke - der schon erwähnte Elektro-Indierock-Meilenstein "Yankee Hotel Foxtrot" (2002), das prachtvoll-harmonieselige "Sky Blue Sky" (2007) und das monumentale, perfekt ausbalancierte "The Whole Love" (2011) - wünscht sich wohl jeder Fan in Deluxe-Versionen.

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