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40 Jahre Karat - Interview mit Bernd Römer


40 Jahre Karat - Interview mit Gitarrist Bernd Römer
"Ich empfinde Dankbarkeit, dass die Leute unsere Musik immer noch mögen"

t-online, Lars Schmidt

19.02.2015Lesedauer: 4 Min.
Karat-Gitarrist Bernd Römer (li.) und Bassist Christian Liebig.Vergrößern des BildesKarat-Gitarrist Bernd Römer (li.) und Bassist Christian Liebig. (Quelle: imago Michael Schöne)
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Sie flogen mit den "Albatros", beweinten den "Schwanenkönig" und gingen "Über sieben Brücken" - letzteres im wahrsten Sinne des Wortes. 2015 feiern Karat ihr 40-jähriges Jubiläum. Und das mit dem Gefühl, "dass man Generationen mit seiner Musik beeinflusst hat. Das macht einen sehr stolz", erzählt Gitarrist Bernd Römer (62) im Interview mit t-online.de.

Karat sind zweifelsfrei eine der erfolgreichsten deutschen Rockbands. Geehrt mit Musikpreisen und Goldenen Schallplatten, schon vor der Wende in Ost und West gleichermaßen beliebt. Doch auch Tiefschläge hatte die Band zu verkraften. Wie den Tod von Sänger Herbert Dreilich und das Verbot, unter dem Namen Karat aufzutreten.

"Über sieben Brücken musst du gehn"

Am 22. Februar 1975 gab die Band in Heidenau bei Dresden ihr erstes Konzert. Hervorgegangen aus der Band Pantha Rei, stellten sich zwar schon bald die ersten Erfolge ein. Dennoch war aller Anfang schwer, wie sich Bernd Römer erinnert: "Am Anfang durften wir nur Tanzabende spielen. Aber wir wollten natürlich richtige Konzerte geben." Dass Karat 1977 den Kunstpreis der FDJ und 1978 den Grand Prix beim Internationalen Schlagerfestival 1978 in Dresden gewann, öffnete der Band neue Türen. Die Musiker nahmen ihre erste LP auf, konnten Konzerte geben und sogar im westlichen Ausland auftreten.

Es war das Lied "Über sieben Brücken musst du gehn" (1978), das den Erfolg Karats begründete und längst zum Markenzeichen der Gruppe geworden ist. Die poetische Ballade, die als Titelmusik für einen gleichnamigen Film entstand, ist eines der populärsten deutschsprachigen Lieder. Die Liste jener, die es interpretierten, ist lang und reicht von Vicky Leandros, über Xavier Naidoo bis zu Helene Fischer und Chris de Burgh. Am bekanntesten ist natürlich die Version von Peter Maffay, der das Lied 1980 als erster coverte. Dass in Westdeutschland bis heute viele Menschen der Meinung sind, "Über sieben Brücken" stamme sogar von ihm, beruht auf einem Missverständnis. Als Resultat einer nicht nachvollziehbaren ostdeutschen Kulturpolitik.

Kalter Krieg - auch in der Kulturpolitik

"Wir hätten damals in allen großen TV-Shows im Westen spielen können", so Bernd Römer. "Doch das durften wir zu der Zeit nicht. Die DDR-Führung verbot uns das mit der Begründung, DDR-Kulturschaffende dürfen in Westmedien nicht erscheinen. Der wahre Hintergrund war die Krise in Polen (Solidarność, Anm. d. Red.), die Stationierung von Persing-II-Raketen in der BRD - kurzum: der Kalte Krieg."

Weil Karat ihren Hit nicht selber spielen konnten, luden die TV-Sender Peter Maffay ein. Sauer waren die Musiker deswegen nicht, wie der Gitarrist erzählt: "Wir haben ihm zu verdanken, dass das Lied im Westen so bekannt wurde. Bei Konzerten hat Peter das Lied auch immer als unseres angekündigt."

Erfolge in den Achtzigern, Krise nach der Wende

Erst ein paar Jahre später, mit der Friedenshymne "Der blaue Planet" durften Karat wieder in der BRD auftreten. Für die gleichnamige LP gab es im Westen eine "Goldene Schallplatte" und eine Einladung zu "Wetten, dass..?" - als einzige DDR-Band. Karat war für die Regierung in Ost-Berlin ein lukrativer Kulturexport, der noch dazu ein positives Image transportierte. Rund 60 Prozent der Gagen gingen an den Staat. Damit die Band keine Dummheiten anstellte, wurde sie von der Stasi kontrolliert. "Wir haben zwar keinen Bewacher mit auf Tour bekommen. Aber man musste immer damit rechnen, dass jemand auftauchte und rumschnüffelte", weiß Bernd Römer. Doch mit der Zeit entwickelten die Musiker ein Gespür dafür, wer von den Leuten hinter der Bühne der Stasimann war.

So erfolgreich Karat in der 1980er Jahren waren, so tief war das Loch, in das sie nach der Wende fielen. Ostmusik war fürs erste völlig out. "Das war ein großer Einschnitt, von dem sich viele Ostkünstler nicht erholt haben", resümiert Römer. Bei Karat dauerte es drei Jahre, bis es allmählich wieder bergauf ging. Seitdem gehe er ganz anders auf die Bühne, verrät Römer: "Ich empfinde Dankbarkeit, dass die Leute unsere Musik immer noch so mögen, obwohl sie jetzt die ganze Welt konsumieren können. Man spürt, dass sie ganz wichtige Momente ihres Leben mit unserer Musik verbinden."

Rechtsstreit um den Namen Karat

Doch die Nachwendezeit hielt weitere Schicksalsschläge für Karat parat. 1997 erlitt Sänger Herbert Dreilich einen Schlaganfall. 2003 erkrankte er an Leberkrebs, an dem er ein Jahr später starb. Sein Sohn Claudius übernahm 2005 den Part des Karat-Sängers. Im Anschluss kam es zu einem Gerichtsstreit zwischen der Band und Dreilichs Witwe, weil diese ohne Wissen der anderen Musiker den Namen Karat hatte markenrechtlich schützen lassen und nun eine Nutzungsgebühr verlangte. Sie wollte damit erreichen, dass der Name Karat permanent mit dem Namen Herbert Dreilich verknüpft ist.

Weil die Band sich dagegen wehrte, es aber zu keiner Einigung kam, nannten sich die Musiker ab 2006 "K...!". Im Juli 2007 entschied ein Gericht, dass die Witwe keinen Anspruch auf den Namen Karat hat. Die Band konnte wieder unter ihrem bewährten Titel auftreten. "Über die sieben Brücken, von denen wir singen, sind wir selber gegangen", stellt der Karat-Gitarrist fest.

Tränen auf der Bühne

Der Song "Über sieben Brücken musst du gehn" gehört natürlich bis heute zum festen Repertoire Karats. Ihn immer wieder zu spielen, stört die Musiker überhaupt nicht. "Wir sind so stolz, so einen Titel wie diesen zu haben", so Bernd Römer und gibt zu, dass er beim Spielen des Liedes oft Tränen auf der Bühne vergossen hat. "Wenn der Saal voller Menschen ist, alle mitsingen und die brennenden Feuerzeuge hochhalten, dann nimmt dich das emotional sehr mit."

In der Zukunft möchte Bernd Römer seine langjährigen Erfahrungen gerne an junge Musiker weitergeben. Neben dem musikalischem Handwerk liegt dem 62-Jährigen dabei die persönliche Einstellung zum Musizieren am Herzen: "Man sollte Musik immer aus Freude machen und nicht, um damit Erfolg zu haben. Wenn du etwas erreichen möchtest, was über die Jahre Bestand hat, dann musst du ehrlich sein." Rückblickend auf seine eigene Karriere sagt er: "Ich durfte mein ganzes Leben lang die Musik machen, die aus meinem Herzen kommt. Das ist etwas sehr Schönes."

Ihren 40. Geburtstag feiern Karat mit einem großen Jubiläumskonzert und vielen Gästen am 20. Juni 2015 auf der Waldbühne in Berlin.

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