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Felix Jaehn ist ein "Cheerleader"-Superstar mit Bodenhaftung


Interview mit Felix Jaehn
"Cheerleader"-Superstar mit Bodenhaftung

t-online, Lars Schmidt

Aktualisiert am 25.09.2015Lesedauer: 5 Min.
Felix Jaehn ist der erste deutsche Künstler seit 26 Jahren, der einen Nummer-eins-Hit in den USA hatte.Vergrößern des BildesFelix Jaehn ist der erste deutsche Künstler seit 26 Jahren, der einen Nummer-eins-Hit in den USA hatte. (Quelle: Imago Star Media)
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"Milli Vanilli und ich haben eine Gemeinsamkeit. Wir singen nicht selbst." Felix Jaehn hat gut Lachen, als er das im Interview mit t-online.de sagt. Er ist der erste deutsche Künstler, der seit Frank Farians Playback-Band einen Nummer-eins-Hit in den USA landete. Und das ist 26 Jahre her. Genau genommen sind es also zwei Gemeinsamkeiten.

Als Milli Vanilli im Herbst 1989 mit "Blame It On The Rain" die Spitzenposition belegte, war der DJ aus Mecklenburg noch nicht einmal auf der Welt. Im Juli 2015 stürmte Felix Jaehns Remix des Reggae-Songs "Cheerleader" auf das Siegertreppchen in den USA. Selbst der deutsche Außenminister gratulierte.

Mit seinem Nummer-eins-Remix von "Ain't Nobody" lieferte Felix Jaehn den Sommerhit des Jahres 2015 in Deutschland und mit "Book Of Love" schickt sich nun eine Eigenkomposition des DJs an, diese Erfolgsgeschichte fortzuführen. Der 21-Jährige pendelt zwischen seiner mecklenburgischen Heimat und den Metropolen dieser Welt und ist dennoch der bodenständige Typ von nebenan. Er möchte im Interview geduzt werden, erzählt, wie wichtig ihm sein Zuhause ist und dass er seinen Fans keinen Selfie-Wunsch abschlagen kann.

Doch im Gespräch wird auch klar, dass Felix Jaehn der Prototyp einer neuen Generation von Musikern ist. Einer Generation, die ihre Klänge und Melodien über das Internet und die Sozialen Netzwerke teilt. Die sich dort vernetzt und zusammenarbeitet. Deren Songs auf Musikplattformen entdeckt werden und von dort den Weg ins Radio und die Charts finden. Die Sängerin Jasmine Thompson, deren Stimme auf Jaehns "Ain't Nobody"-Remix erklingt, lernte der DJ über Youtube kennen. Diese neuen Stars brauchen keine Castingshow, kein Fernsehen, kein DSDS. "Ich bin ein typisches Digital-Kid", bringt es Jaehn auf den Punkt.

t-online.de: Wie macht man einen Remix?

Felix Jaehn: Erst einmal muss man wissen, wie man den Song interpretieren will. Dann beginnt man meistens mit dem Gesang. Und darum herum baut man dann den Track. Ich würde erst die Akkorde nehmen, dann die Melodie, die Baseline, den Housebeat. Das ist das Grundgerüst. Danach arbeitet man die Details aus.

Sind Remixer die Nerds unter den Musikern?

Nein. Remixe zu machen ist nicht viel einfacher als Songs zu schreiben. Es kann sogar komplizierter sein. Vielleicht ist ein Original kreativer, weil man bei Null anfängt. Beim Remix hat man ja schon einen Song als Basis. Aber vom Technischen her ist der Aufwand ungefähr gleich, deshalb würde ich Remixer nicht als Nerds bezeichnen.

Hast Du dir "Ain‘t Nobody" ausgesucht oder wurdest Du beauftragt?

Anders als bei "Cheerleader", wo ich beauftragt wurde, habe ich mir den selbst ausgesucht. "Ain’t Nobody" war somit anfangs gar kein offizieller Remix. Aber im Internet kam der so gut an, dass die Plattenfirma gesagt hat, da machen wir jetzt ein offizielles Cover draus.

Bisher hast du Songs anderer Künstler geremixt. Ein Album mit eigenen Songs ist in Arbeit. Gibt es schon einen Termin für die Veröffentlichung?

Anfang 2016. Einen konkreten Termin gibt es aber noch nicht. Mein erster komplett eigener Song "Book Of Love" ist gerade als Single erschienen und läuft super an. Ich bin selbst total neugierig, wie das Album ankommen wird.

Vom Klützer Winkel in Mecklenburg in die weite Welt – wie oft hast Du noch Zeit, deinen Heimatort zu besuchen?

Hin und wieder klappt das noch. Alle ein bis zwei Wochen bin ich kurz dort und habe Zeit, Freunde zu treffen. Viel Zeit zum Entspannen bleibt zwar nicht. Aber mir ist es total wichtig nach Hause zu kommen. Hier habe ich meine Base.

Du bist der erste deutsche Künstler seit 26 Jahren mit einem Nummer-eins-Hit in den USA. Was bedeutet das für Dich?

Das ist eine große Ehre. Frank Walter Steinmeier hat mir auf Facebook gratuliert. Das Auswärtige Amt hat die Meldung getwittert. Die deutschen Medien haben darüber berichtet. Erst dadurch habe ich realisiert, was das bedeutet. Und dann ist der amerikanische Musikmarkt natürlich der größte der Welt. Dort die Chance zu haben, sich eine Kariere aufzubauen, ist unglaublich. Das hätte ich nie zu träumen gewagt.

Du warst noch gar nicht geboren, als Milli Vanilli 1989 mit "Blame It On The Rain" den bisher letzten deutschen Nummer-eins-Hit hatten. Kennst Du die Band überhaupt?

Jein. Der Name sagte mir was. Die haben nicht selbst gesungen – so viel habe ich mitbekommen. Damit haben Milli Vanilli und ich sogar eine Gemeinsamkeit (lacht). Ich habe mir deren Song aber mal angehört, weil ich wissen wollte, wer mein Vorgänger war.

Für Deine Karriere bedeutet der Erfolg in den USA einen Riesenschub. Kannst Du deinen Erfolg überhaupt genießen oder geht alles viel zu schnell?

Eine Mischung aus beidem. Ein Stück weit kann ich das schon genießen. Besonders an Tagen, wo ich mal Pause habe und runterkommen kann. Es gibt aber auch andere Tage. Ich erlebe gerade eine sehr intensive Zeit.

Kannst du, wenn du zu Hause in Mecklenburg bist, noch unbehelligt durchs Dorf gehen?

Ich werde beim Bäcker oder im Supermarkt schon sehr oft angesprochen. Und ich habe das Gefühl, dass die Leute dort alle total hinter mir stehen. Nur das man mich nicht fragt "Wie war es heute auf der Arbeit?", sondern "Wie war es in L.A.?"

So ein kometenhafter Aufstieg ruft doch sicher auch Neider auf den Plan. Hast Du schon negative Erlebnisse gehabt?

Kaum. Es gibt natürlich auch negative Presseberichte und Leute, die bei mir doofe Kommentare posten. Aber das lese ich erst gar nicht. Das ist Zeitverschwendung. Es wird immer Leute geben, die meine Musik gut finden und welche, die sie schlecht finden. Ich mache einfach weiter mein Ding und bin fair und nett zu allen. Dann gibt man den Hatern auch keine Angriffsfläche.

Viele junge DJs wollen jetzt sicher wissen, wie schafft man das, was Felix Jaehn geschafft hat? Welches Equipment brauche ich? Was kostet das?

Man braucht gar nicht viel. Gerade bei der elektronischen Musik kann man alles mit dem Computer machen. Man braucht nur ein Mac-Book und eine Software wie Ableton, Logic oder Protool. Auch zum DJing braucht man nicht viel. Entweder man legt digital auf mit Laptop und Controller. Oder mit zwei Plattenspielern und einem Mischpult und dann kann man anfangen zu üben. Das ist ja das Tolle an der heutigen Zeit und einer der Gründe, warum so viele junge Künstler wie ich erfolgreich sein können. Die moderne Technik machts möglich. Man braucht kein großes Startkapital. Und das Internet bietet die Plattform, um sich eine Community aufzubauen. Wenn man dann noch fleißig ist, gute Verbindungen hat und an sich glaubt, kann man es auch schaffen, seinen Traum zu verwirklichen.

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Besitzt du richtige Schallplatten?

Nur eine. Und zwar das allererste Lied "Sommer am Meer", das ich veröffentlicht habe. Das ist mal als Vinyl bei einem kleinen Hamburger Label erschienen. Da wurden nur ein paar hundert Stück gepresst und die haben wir nicht alle verkauft. Ich bin halt ein typisches Digital-Kid.

Der Wert der Platte wird jetzt sicher steigen…

Ich habe damals so zum Spaß zehn handsignierte Exemplare verlost. Die Besitzer werden sich heute sicher nachträglich darüber freuen.

Hast du eine Freundin?

Nein.

Wie sieht‘s mit Groupies aus?

Gibt es natürlich. Aber ich habe bisher noch keinen Nutzen daraus geschlagen.

Wie viele Selfies mit Fans machst du so pro Tag?

So viele wie möglich.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Lars Schmidt.

Die neue Single Felix Jaehn feat. Polina "Book Of Love" ist am 11. September erschienen.

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