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Konzertreview: Die "Wünsch dir was"-Show mit Lana Del Rey!


Konzertreview aus Berlin
Die "Wünsch dir was"-Show mit Lana Del Rey!

MeinungVon Ariana Zustra

Aktualisiert am 17.04.2018Lesedauer: 3 Min.
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Lana Del Rey sitzt auf der BühneVergrößern des Bildes
Voller Körpereinsatz: Für Ihre Live-Performances (wie hier beim Lollapalooza in Sao Paolo) wird Lana del Rey oft kritisiert – zu Unrecht. (Quelle: Fotoarena/imago-images-bilder)

Die Sängerin, die sogar im Sommer traurig ist, überraschte am Montagabend bei ihrem Konzert in der Mercedes-Benz Arena in Berlin mit guter Laune. Sie erfüllte Publikumswünsche, ließ sich auf die Wange küssen – und hatte einen Helene-Fischer-Moment.

Vier Jahre hat es gedauert, bis die 32-jährige Elizabeth "Lizzy" Woolridge Grant aus New York wieder in Berlin zu Besuch ist. Nach Stationen in Südamerika und Australien ist die Show in der Mercedes-Benz Arena das einzige Deutschlandkonzert der "LA To The Moon"-Tour von Lana Del Rey.

Wirkte sie 2014 in der Zitadelle in Spandau eher sediert, macht die Königin der Melancholie an diesem Montagabend einen so gelösten Eindruck, dass man fast Angst haben muss, sie würde aus ihrer beliebten Paraderolle der schwelgerischen Sehnsuchtsfrau fallen. Aber dafür tariert sie viel zu perfekt die Gegensätze aus zwischen der distanzierten Diva einerseits und dem kalifornischen Blumenmädchen andererseits.

Balance zwischen Nähe und Distanz

Nach dem Titeltrack "Born To Die" ihres gleichnamigen Durchbruch-Albums von 2012 steigt sie dann auch hinab zu den Fans in der ersten Reihe, knipst Selfies, lässt sich auf die Wange küssen, kehrt mit Briefen und Päckchen auf die Bühne zurück. Dies wird sich an diesem Abend noch mehrfach wiederholen. So nahbar, die angeblich Unnahbare! Man kriegt es nicht so richtig zusammen, und in diesem Spannungsfeld besteht ihr Geniestreich. Allein das Outfit! Oben ein mit Blumen besticktes Leinenkleid, unten schwarze Overknee-Stiefel.

In einer Art Best-of bedient Lana Del Rey dennoch gekonnt alte Muster. Und so stakst sich die Songwriterin durch das Bühnenbild aus Strandliege, Pappfelsen und Plastikpalmen, das so falsch ist wie die Versprechungen, die Hollywood armen Seelen macht, und die Lana Del Rey in ihrem Nostalgie-Pop nie nur zitiert, sondern vor allem immer schon ironisiert hat. Ihr Augenzwinkern mit Blick auf den amerikanischen Traum ist so groß, dass es die überdimensionierten, künstlichen Wimpern schon braucht. Und deswegen räkelt sie sich bei "White Mustang" auch stilbewusst auf dem goldenen Flügel.

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Die Dekonstruktion des amerikanischen Traums

"Tell me I’m your national anthem" singt der Star an diesem Abend, "Nenn mich deine Nationalhymne", die absolute Liebeserklärung, was sonst, klar. Vielleicht hat Lana Del Rey es als Erste kommen sehen, die Trump-Ära und dass ihr Land vor die Hunde geht, und all die Hommagen an goldene Zeiten stammen von einer, die von der Realität weiß, aber doch lieber in ihren Träumen lebt. Und vielleicht war all das, was sie tut, schon immer auch ein wenig satirisch gemeint. Lana Del Rey ist nicht nur eine Vergangenheitsverliebte, sondern auch eine Chronistin unserer Zeit.

Nach Stücken ihres aktuellen Albums "Lust For Life" und bekannten Galanummern, darf sich das Publikum Lieder wünschen. Lana, die lebende Jukebox. Und so kommt es, dass sie spontan etwa den Fan-Favoriten "Serial Killer" performt – einen ihrer zahlreichen unveröffentlichten Songs, die es nie auf eines ihrer fünf Alben schafften.

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Ein Superstar – selbstbestimmt und selbstironisch

Das verdeutlicht, wie produktiv Lana Del Rey mehr als zehn Jahre lang war, bevor sie im Herbst 2011 mit "Video Games" zur Sensation wurde und plötzlich alle über die Frau mit dem Schmollmund und der Samtstimme sprachen, die zuvor durch New Yorker Bars tingelte. Wer heute noch immer glaubt, Lana Del Rey sei ein fremdbestimmtes Kunstprodukt, der will es auch einfach nicht verstehen. Nur der Vollständigkeit halber: An diesem Abend hat sie vom tiefsten Gurren bis zum höchsten Kieksen sensationell gesungen.

"Naja, ihr habt danach gefragt, wenn ich es verkacke, ist das euer Problem" sagt die Künstlerin lakonisch zur Menge, als die sich "Gods & Monsters" wünscht. Der Saal lacht. Und auch während der Darbietung beweist die Sängerin in einem selbstironischen Augenblick ihren Humor, der gleichzeitig als Schlüsselmoment für das Phänomen Lana Del Rey gelten kann: Bei der Zeile "Like a groupie incognito posing as a real singer" zuckt sie mit den Schultern und lächelt – denn jetzt ist es exakt andersherum: Jetzt ist sie der "real singer", der sich als schmachtender Groupie in Pose setzt.

Wie Helene Fischer auf der Schaukel

Ein kleiner Knüller: Ohne ihre vierköpfige Band spielt sie allein an der E-Gitarre das uralte Stück "Yayo". Keine Filmmusikstreicher, keine Getto-Lolita-Beats, nur ein paar rohe Töne auf der Gitarre. Und dann, kreisch!, der Hit "Video Games" – vollführt auf einer von der Decke hängenden Schaukel. Was für ein Helene-Fischer-Moment.

Nichts Geringeres als "Thank you so much for listening to my modern manifesto" säuselt die Ikone des Retro-Pop nach dem letzten Lied "Off To The Races" und verabschiedet sich ebenso beiläufig wie endgültig von ihren Fans. Aber die kreischen gar nicht nach einer Zugabe. Genug Material für Insta-Stories ist ja vorhanden.

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