Klaas Heufer-Umlauf: "Ich finde es zu lustig, wenn jemand kotzt"

Wer sich regelmäßig die Shows vom Moderatoren-Duo Joko und Klaas zu Gemüte führt weiß, dass es gerne mal eklig werden kann. Denn nicht selten kommt es dazu, dass sich einer der beiden vor laufender Kamera übergibt. Und auch der eine oder andere Show-Gast von "Circus Halligalli" hat schon seinen Mageninhalt in der Show zurückgelassen. In einem Interview mit dem "Stern" verteidigte Klaas Heufer-Umlauf nun solche Aktionen und hielt ein wahres Plädoyer fürs Kotzen im Fernsehen.

"Ich find es zu lustig, wenn jemand kotzt. Es ist authentisch, es ist Kontrollverlust, es ist wie bei 'Deutschland sucht den Superstar': Man erlebt Menschen in existenziellen Situationen, die sich nicht mehr kontrollieren können. Kotzen setzt einen Schlusspunkt. Das ist die Kirsche, die obendrauf gesetzt wird." Vor jedem, der das nicht lustig finde, habe er aber Respekt. "Aber ich bitte umgekehrt, es zu respektieren, dass ich darüber lachen kann."

Denn oft wird die Art und Weise, wie Joko und Klaas durch eine Show führen, von angewiderten Zuschauern kritisiert. Dabei hat "Circus Halligalli" wegen seinem "festlich inszenierten Trash" und "substanziellen Schwachsinn" kürzlich erst den Grimme-Preis in der Kategorie Unterhaltung abgeräumt.

Mehr Angebot, mehr Schrott

Dass das deutsche Fernsehen am Ende ist, wie viele alte Hasen der TV-Branche behaupten, kann Klaas nicht bestätigen. "Wenn man alle Geschichten glaubt, die einem die alten Fernsehhasen erzählen, könnte man denken, dass früher alles besser war. Aber da steckt viel Verklärung drin", findet der 30-Jährige. Ein größeres Angebot in der heutigen TV-Landschaft führe zwangsläufig zu mehr Schrott.

Ganz diplomatisch - ohne dabei Namen zu nennen- kritisierte er in dem Interview auch Moderatorenkollegen: "Wenn man sich überlegt, wie viel Intelligenz eine Sendung demjenigen abverlangt, der sie moderiert, kommt einem der Verdacht, dass der eine oder andere sich abgewöhnt hat, viel nachzudenken. Viele wirken wie betäubt. Du hast es im Fernsehen mit Profilneurotikern zu tun, da will ich uns nicht ausschließen. Ich muss mir meiner Egozentrik bewusst sein, aber mich selbst auch aus der Vogelperspektive beobachten können. Um zu sehen, wann es zu viel wird."

Bei "Wetten, dass..?" gut unterhalten

Seinen Kollegen Markus Lanz findet er hingegen zu Unrecht von den Medien niedergeschrieben: "Wir waren selbst zu Gast bei 'Wetten, dass..?', ich fühlte mich während der Sendung gut unterhalten. Bei den Kritiken am nächsten Tag dachte ich: Das hat mit fairem Journalismus nichts mehr zu tun."

Nach der besagten Ausgabe schrieben viele Medien, dass Joko und Klaas die Show gerettet hätten und titelten, dass Lanz auf seine möglichen Nachfolger getroffen sei. Doch den Schuh wollen sich die beiden TV-Chaoten nicht anziehen. Beide hätten keine Ambitionen, "Wetten, dass..?" doch noch zu retten: "Das wäre ungefähr so, als kaufte man sich eine Milch, die schon abgelaufen ist", so Klaas.