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"Tatort"-Kritik: Im Kiel-"Tatort" war das Grauen zum Greifen nahe


Beklemmender "Tatort" über die Droge Crystal Meth
In "Borowski und der Himmel über Kiel" war das Grauen zum Greifen nahe

Nina Bogert-Duin

Aktualisiert am 26.01.2015Lesedauer: 3 Min.
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"Tatort: Borowski und der Himmel über Kiel".Vergrößern des Bildes
"Tatort: Borowski und der Himmel über Kiel". (Quelle: NDR Christine Schröder)

Dieser "Tatort" war nichts für schwache Nerven: In "Borowski und der Himmel über Kiel" drehte sich alles um die Abgründe und Katastrophen, die eine Abhängigkeit von Crystal Meth mit sich bringt. Vorgeführt an einem hübschen, blonden Mädchen, das im Laufe des Abends alle Metamorphosen der Abhängigkeit durchmachte. Vom blonden Engel zum hysterischen Junkie und wieder zurück. In 90 Minuten. Die bisher unbekannte Schauspielerin Elisa Schlott wickelte als Rita nicht nur Kommissar Borowksi (Axel Milberg) um den Finger. Großes Kino.

Das Grauen begann direkt in den ersten Szenen: In einem von einem unheilvollen Mond überstrahlten Wald sah man, wie ein lebloser Körper immer tiefer ins Gebüsch gezogen wurde. Er wurde abgelegt. Dann blitzte ein Beil im Mondlicht auf und dem Körper wurde mit großer Wucht irgendetwas abgeschlagen. Ein Geräusch, das einem durch Mark und Bein fuhr.

In der nächsten Szene tauchte dann langsam ein Kopf, umgeben von Luftblasen, in einem schlammigen Waldtümpel an die Oberfläche: Horror par excellence. Der "Tatort" verließ einmal mehr die festgetakteten Grenzen des Otto-Normal-Krimis. Und lehrte den Zuschauer so das Fürchten.

Rita erinnerte Borowski an seine Tochter

Der Kopf gehörte dem Junkie Mike Nickel (Joel Basman), dem ehemaligen Freund von Rita. Durch ihn war die süße Blondine erstmals in Kontakt mit der Aufputschdroge Crystal Meth gekommen. Rita hatte im Gegensatz zu Mike den harten Entzug geschafft und war seitdem clean.

Die Polizei, neben Klaus Borowski die besonders taff auftretende Kommissarsanwärterin Sarah Brandt (Sibel Kekilli), erhoffte sich von der Zeugin Rita wichtige Tipps zur aktuellen Kieler Drogenszene. Mit Erfolg. Das brachte die junge Frau gleichzeitig in Gefahr, doch Borowski, den Rita an die eigene Tochter Carla erinnerte, stellte das Mädchen unter seinen persönlichen Schutz.

Brutale Macht der Bilder

Schöne, erfolgreiche Menschen, die im Laufe der Story zu hirnlosen Zombies mutierten, die Gesichter zerfressen, die Klamotten zu groß. Bilder, die von rosaroten Rauschzuständen und blendender Ekstase zu fahlem, grau-blauem Licht wechselten, in dem jeder verloren schien. Heimelige Wärme wurde zu gnadenloser Kälte, Dealer zeigten sich vordergründig als sympathische Kumpel, wollten aber in Wahrheit nur die große Kohle abräumen und schreckten auch vor Vergewaltigung als Druckmittel nicht zurück. Abgezehrte Junkies, die im Drogenrausch mordeten und Freunde mit in den Abgrund zogen. Und mittendrin Klaus Borowski, dem es nicht gelang, den blonden Engel Rita zu beschützen. Die dem Monster Crystal Meth erneut in die Klauen fiel.

Beklemmende Realität der Drogenszene

Schön und hässlich, Ekstase und Hölle, Glück und Pech lagen eng nebeneinander in diesem Krimi von Regisseur Christian Schwochow und Drehbuchautor Rolf Basedow. Gemeinsam mit der Polizei stieg der Zuschauer hinab in die Abgründe der Drogensucht.

Die Filmemacher bedienten sich dafür ganz bewusst bei Bildern des Horrorgenres, berichtet Christian Schwuchow: Wir wollten "einen Horrorfilm erzählen, in dem das Genre aus dem Thema kommt. Das ist seine [Rolf Basedows] geniale Grundidee. Er wollte keinen gut gemeinten, vor Relevanz strotzenden Krimi machen, sondern einen atemberaubenden Horrortrip erzählen, der sich unmittelbar aus dem Thema Crystal Meth ergibt."

Horrorszenen à la Stephen King

Dazu gehörte auch die Idee vom kleinen Dörfchen Mundsforde vor den Toren Kiels, in dem eine rätselhafte Gemeinschaft von tölpelhaften Bauern ein großes Geheimnis zu wahren hatte - nämlich die eigene Drogenküche, versteckt in der Milchkammer eines Hofes. Selbst abhängig von Crystal Meth, verteidigten sie als plattdeutsch nuschelnde Grusel-Meute ihr graues Kaff mit Forken und Spaten vor jedem Eindringling, der Dorfpolizist mittenmang. Horrormeister Stephen King wäre stolz auf diese Einstellungen gewesen.

Fazit: Wer im "Tatort" einen gediegenen Krimi sieht, der in klassischer "Whodunit"-Manier über 90 Minuten nach einem Mörder fahndet, und der Verhör- und Verfolgungsszenen braucht, für den war dieser Krimi sicher nichts. Wer allerdings offen ist für neue Herangehensweisen, die den "Tatort" mal zu avantgardistischen Höhen treiben (wie in der Episode "Im Schmerz geboren" mit Ulrich Tukur), oder wie jetzt mal in Richtung Horror ausreißen lassen, der kann nach einem solchen Suspense-Stück nur den Daumen heben. Ruhig mehr davon.

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