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"Muttertag": Kritik zum "Polizeiruf 110" mit Olga Lenski


"Mutti, ich weeß nich', ob ich unschuldig bin"

von Verena Maria Dittrich

Aktualisiert am 15.05.2017Lesedauer: 3 Min.
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Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) und der Dorf-"Dirty Harry" (Jörg Westphal, re.) fallen über den Zeugen Enrico Schoppe (Anton Spieker, li.) her.Vergrößern des Bildes
Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) und der Dorf-"Dirty Harry" (Jörg Westphal, re.) fallen über den Zeugen Enrico Schoppe (Anton Spieker, li.) her. (Quelle: rbb/Oliver Feist)

Mitten in der Nacht wird in einem Waldstück die Leiche eines polnischen Familienvaters gefunden. Die Spur führt das Ermittler-Duo in ein beschauliches Dörfchen, wo nichts so ist, wie es scheint.

"Warum fasst jemand seinem Opfer ins blutige Gesicht?", fragt Kommissarin Lenski (Maria Simon) ihren Partner, Adam Raszek (Lucas Gregorowicz). Die beiden stehen in einem grotesken Forst aus krumm gewachsenen Bäumen, der auch aus Tolkiens "Der Herr der Ringe" stammen könnte und den Namen Krzywy Las (Krummer Wald) trägt, nahe der deutsch-polnischen Grenze, wo der blutverschmierte Tote, der polnische Tischler, Janusz Kubiak, aufgefunden wurde.

Fakt ist, der Ermordete hatte kurz vor seinem Tod noch Sex - und eine Affäre mit der seit jeher vermissten Sabrina (Jennifer Krannich), einer Frau aus dem Nachbardorf. Obwohl unweit des mörderischen Schäferstündchenortes ein Damenslip gefunden wird, fehlt von der Trägerin zunächst jede Spur. So beginnt der neue "Polizeiruf" "Muttertag". Eigentlich will der Zuschauer nun mit dem Schnüffler-Duo Lenski und Raszek, das hier in seinem dritten gemeinsamen Fall ermittelt, auf Spurensuche gehen, wären da nicht die gängigen Klischees, die ihn ablenken und nicht so recht in die Story reinfinden lassen.

Der Pole als ewiger Auto-Klauer

So führt die erste heiße Spur in ein verschlafenes Dörfchen in der Uckermark. Die Milieustudie wirkt durchaus authentisch, wenn die Bewohner des Dorfes sich beschweren, dass "Jobs nicht auf den Bäumen wachsen", "nur zwee Busse am Tag fahren" und durch die Abwanderung das Dorfleben quasi brachliegt. Aber hey, der Pole als ewiger Auto-Klauer, das ist so durchgenudelt, dass es langweilt. Und natürlich darf auch der depperte Dorfbulle nicht fehlen, der bierbäuchig auf "Dirty Harry" für Arme macht und auf den Verdächtigen erstmal blindlings eintritt.

Es ist ein idyllisches Bild, wie die Dorfgemeinschaft im fiktiven Wüsterow sich solidarisiert, hier hält man noch zusammen, hier passt man aufeinander auf. Jeder trägt sein Päckchen, aber es wird ein bisschen leichter, wenn die Nachbarin vorbeikommt und einem eine Schüssel Eintopf reicht, den sie extra gekocht hat. Straßenkatzen schlängeln sich zwischen Gartenzäunen, man hört die Vögel in den Bäumen zwitschern. Hier liegt der Hund begraben, sagt der eine, hier kann man entschleunigen, der andere.

Entschleunigen sollte auch Lenskis Partner, Raszek. Es ist nämlich nahezu unglaublich, mit welchem Unverständnis er Lenski begegnet, als die ihre Tochter mit ins Revier bringt, weil sie in der Eile keinen Babysitter gefunden hat. Nicht nur, dass er sich darüber bei dem gemeinsamen Vorgesetzten beschwert, steht ihm die Frage förmlich auf der Stirn geschrieben: Kannste das Gör nicht im Auto sitzen lassen?

Spuren "postmortaler Ausscheidungen"

Der Mord selbst spielt in "Muttertag" nur eine Nebenrolle. Der Hauptpart gebührt den Müttern selbst: der Kommissarin Lenski, der Mutter der Vermissten aus dem Wald, Liane Uhl (Kathleen Gallego Zapata) sowie Heidi Schoppe (Ulrike Krumbiegel), deren Mutterliebe zu ihrem Sohn Enrico (Anton Spieker) die aufopfernde Frau fast zerreißt.

Denn längst wurde Sabrinas vermisster Mantel gefunden, daran Spuren "postmortaler Ausscheidungen", Sabrina ist tot, Sabrina wird von Enrico im Schuppen versteckt, "Sabrina muss weg". Heidi hilft ihrem Sohn, die Tote, deren Mutter ihre Freundin ist, beiseite zu schaffen. Und obwohl Indizien wie Fakten ihren jähzornigen Sohn immer mehr belasten, glaubt die liebende Mutter, ihr Kind mache, "was Jungs halt so machen" und hält zu ihm, auch dann noch, als er zugibt: "Mutti, ick hab' weiterjetreten, ick weeß nich', ob ich unschuldig bin!"

Zum Schluss ist es das klassische und älteste Mordmotiv der Geschichte: Eifersucht. Enrico wurde von Sabrina abgewiesen. Sein Zorn schlägt in Gewalt um, erst gegen seinen vermeintlichen Kontrahenten, anschließend gegen das Mädchen, das er meint zu lieben. Nachdem der Fall gelöst ist, bleibt vor allem die mitreißend gespielte Leistung von Ulrike Krumbiegel als leidende Mutter haften und natürlich die Frage, was es mit diesen geheimnisvollen krummen Bäumen auf sich hat.

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