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"Tatort" Münster: Thiel und Boerne massenkompatibel oder langweilig?


Thiel und Boerne geht langsam die Puste aus

von Verena Maria Dittrich

Aktualisiert am 20.11.2017Lesedauer: 3 Min.
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Jan Josef Liefers und Axel Prahl: Boerne und Thiel stoßen an ihre Grenzen.Vergrößern des Bildes
Jan Josef Liefers und Axel Prahl: Boerne und Thiel stoßen an ihre Grenzen. (Quelle: WDR/Wolfgang Ennenbach)

Drei Morde als Kunstwerk verpackt und zwei Ermittler, die ihren Job nicht ganz so ernst nehmen. Thiel und Boerne blödeln wieder. Einem der beliebtesten Platzhirsche des "Tatort"-Universums geht wirklich langsam die Puste aus.

Mit dem "Tatort" ist es wie mit der Kunst. Während die einen ob der ewig gleichen humorigen, sich ständig gegenseitig anfrotzelnden Ermittler Thiel und Boerne selbst in hundert Jahren noch applaudieren - denn, ui, es ist ja so ein toller toller massenkompatibler Klamauk - sitzen die anderen nur noch gähnend vor der Mattscheibe.

Wieder mal läuft ein "Tatort" mit Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers). Und wie immer soll alles ganz ganz originell und ganz ganz spritzig sein. Kalauer fürs Publikum. Aber immer die gleichen Kalauer? Das ist, wie immer denselben Witz erzählen. Prahl und Liefers sind tolle Schauspieler, aber diese Rollen, die ihnen da auf den Leib geschrieben wurden, sind inzwischen so abgeschlafft, so ausgelutscht, so phantasielos, dass man zwischendurch locker 'ne ganze Packung Kippen auf Balkonien wegpaffen könnte und nichts verpasst. Sofort ist man wieder drin - im Geschehen. Ach, kieke an, belatschern 'se sich wieder, die beiden. Ja, sie mögen sich nicht und rollen mit den Augen, wenn der Kollege wieder stresst. Wissen wir alles! Haben wir alles schon hundertmal gesehen. Reicht auch irgendwann mal.

"Gott ist auch nur ein Mensch"

Dabei ist die Grundstory des neuen Münsteraner "Tatort" mit dem Titel "Gott ist auch nur ein Mensch" durchaus nicht uninteressant. Ein verschmähter Künstler kreiert menschliche Kunstwerke - aus Leuten, die er vorher wenig kunstvoll um die Ecke gebracht hat. Die Symbolik seines Œuvres: pervertiert. Ein Pädophiler wird zum Clown umfunktioniert, ein Hasskommentar-Poster wird zum Gandhi-Zitat, ein Steuerhinterzieher zum Sparschwein und ein prügelnder Vater zu einer Hau den Lukas-Konstruktion.

Ist in der Kunst wirklich alles erlaubt oder ist hier eine Grenze überschritten worden? Die Kuratorin Nika Wenger (Gertie Honeck) hat ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge: "Ich bewerte nur die Kunst." Blöd wird es für die Dame erst, als sie erfährt, dass nicht der große Künstler Zoltan Rajinovic - auch G.O.D. genannt und hervorragend gespielt von Aleksandar Jovanovic - der Schöpfer der Werke ist, sondern ihr eigener Sohn, ein unbekannter Künstler. Mit dieser Erkenntnis sinkt bei der Kunstsachverständigen auch schlagartig die Bedeutung der Mordwerke. Was zu der Frage führt: Was ist eigentlich Kunst und wer bemisst ihren Wert?

Charakterentwicklung: Fehlanzeige

Das Gleiche werden sich auch die Macher des neuen Falls von Thiel und Boerne gedacht haben. Die beiden beliebten Akteure stolpern durch eine wirre Geschichte, deren einziger Sinn es mal wieder zu sein scheint, den Streitbarden hanebüchene Steilvorlagen für ihre ach so lustigen Zänkereien zu bieten. Boerne ist ein Narzisst? Oh, das ist ja was ganz Neues! Gut, dass der Zuschauer das endlich mal erfährt. Charakterentwicklung: Fehlanzeige.

Ständig diese absolut an den Haaren herbeigezogene, lächerliche Krux: Boerne hat andauernd irgendwas mit dem mutmaßlichen Mörder oder dessen Mischpoke zu tun. Im aktuellen "Tatort" wird der Pathologe sogar dessen Meisterschüler. Das ist so dermaßen über den Wolken und man fragt sich: Auf welchen Pilzen sind die Drehbuchschreiber hängengeblieben? Jeder Fall bedient ein neues Klischee, frei nach dem Motto: Wir haben hier eine Leiche, der Mörder könnte entweder sein: Boernes Tennislehrer, Boernes Schwager achten Grades, ein Zwillingsbruder, von dem keiner was weiß, ein Doppelgänger oder die Schwester der Frau, mit der Boerne zufällig eben im Theater war. Und ausgerechnet, wenn ein Mord in der Kunstszene passiert, besucht Boerne gerade einen Kunstkurs.

Über den Tellerrand gucken

Auch dieses ewige Alberich-Bashing holt keinen mehr hinterm Ofen hervor: "Alberich, gucken'se mal über den Tellerrand, ich stell Ihnen auch 'ne Leiter hin!" Derlei Sprüche waren bestimmt mal lustig, aber doch nicht mehr nach dem hundertsten Mal! Wo ist er nur hin, der gute alte "Tatort"?

Eine rote Leinwand, die ein ebenso rotes Haus auf einer ebenso roten Wiese vor einem ebenso roten Himmel zeigt, ist für einige Menschen eben doch nur eine rote Leinwand. Diejenigen, die darin etwas Anderes sehen, haben dazu jedwede Berechtigung, denn Kunst liegt, auch wenn es abgedroschen klingt, im Auge des Betrachters.

Doch ob man für die ewig gleichen Kalauer, das ewig gleiche Rumgefrotzele allmonatlich hohe GEZ-Summen berappen muss, steht auf einem anderen Blatt. Kritik in dieser Hinsicht äußern ist ohnehin, wie auf dünnem Eis marschieren. G.O.D., der große Künstler des neuen "Tatort" bringt es folgerichtig auf den Punkt: "Nur dumme Menschen denken". Da weiß man ja, was man beim nächsten Münsteraner "Tatort" auf keinen Fall zu machen braucht.

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