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Warnung für die Ostsee | Küstenorte könnten eingeschneit werden


Warnung für die Ostsee
Küstenorte könnten eingeschneit werden

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

23.02.2018Lesedauer: 3 Min.
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Spürbar Winter: Helfer schlagen auf einem Archivfoto im Ostseebad Koserow Eis. Die besondere Wetterlage könnte zu starken Schneefällen an der Küste führen.Vergrößern des Bildes
Spürbar Winter: Helfer schlagen auf einem Archivfoto im Ostseebad Koserow Eis. Die besondere Wetterlage könnte zu starken Schneefällen an der Küste führen. (Quelle: dpa-bilder)

Meteorologen raten, sich um Vorräte zu kümmern: Schneemassen könnten in den nächsten Tagen Orte von der Außenwelt abschneiden. Der Grund ist ein besonderes Wetterphänomen.

In Norddeutschland können in den nächsten Tagen heftige Schneefälle dazu führen, dass manche Orte nicht mehr erreichbar sind. "Wir können noch nicht sagen, wo genau das eintritt", sagt Medienmeteorologe Ronny Büttner von der Meteogroup: "Aber die Bedingungen sind ab Sonntag und in der kommenden Woche so, dass es lokal in kurzer Zeit zu starken Schneeschauern kommen kann." So sei es denkbar, dass Kinder in der kommenden Woche nicht zur Schule kommen können.

Er bekräftigt auch eine Empfehlung, die Jörg Kachelmann bereits auf Twitter gegeben hatte: In gefährdeten Orten sollten Menschen sich darauf einstellen, dass sie vielleicht keine Möglichkeit haben werden, einzukaufen. "Es gibt keinen Grund, Panik zu schüren und es wird sicher nicht wie 1978/1979. Aber wer sicher gehen will, prüft die Vorräte an Lebensmittel und Trinkwasser".

"Lake Effekt" ist Auslöser

Verantwortlich für die erwarteten starken Schneefälle ist ein Wetterphänomen, das vor allem von den Großen Seen in Nordamerika bekannt ist – der sogenannte Lake Effekt. Temperaturunterschiede im Zusammenspiel von Luft, Meer und Land führen zu den plötzlichen starken Schneeschauern. In den kommenden Tagen wird im Norden diese Wetterlage erwartet.

Die sieht so aus: Durch entsprechende Druckunterschiede gibt es einen konstanten Nordostwind. Weil Luftmassen beständig über die Ostsee getrieben werden, erwärmen sie sich. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte: Sie saugt sich mit Wasser voll. Dann trifft sie auf die Küstenlinie. Wo das Wasser flacher wird, ist es schon kälter, Inseln und Festland sind es ohnehin. Die Luft kühlt sich dann sehr schnell ab – und kann die aufgesaugte Feuchtigkeit nicht mehr halten.

Wind türmt Schnee in Verwehungen hoch auf

Aus den dicken Quellwolken kommt es dann zu kräftigen Schneeschauern. "Das können bis zu 30, 40 Zentimeter in sechs bis zwölf Stunden sein", erklärt Meteorologe Büttner. Kräftiger Wind kann in Verwehungen den Schnee noch deutlich höher auftürmen, sodass die Schneewehen Straßen blockieren.

Der bekannte Meteorologe Kachelmann griff den Tweet eines Nutzers auf, der 2010 bei einer ähnlichen Wetterlage an der Ostsee fotografiert hatte. "So könnte es wieder aussehen", kommentierte er:

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Wo genau es stark schneien wird, lässt sich erst einige Stunden vorher sagen, sagt Meteorologe Büttner. Am wahrscheinlichsten könne es Rügen, Hiddensee, die Kieler und die Lübecker Bucht, Fischland-Darß und Usedom treffen, wobei Usedom seltener betroffen sei.

Der zu erwartende Schnee wird vermutlich einige Tage liegen bleiben: "Am Sonntag erwarten wir Temperaturen um den Gefrierpunkt an der Ostseeküste, danach in der kommenden Woche Dauerfrost", so Büttner. "Über Schneefeldern auch unter 10 Grad minus."

Gelassenheit auf Rügen

Zuletzt war auf Rügen 2010 der Ort Dranske von der Außenwelt abgeschnitten. Sollte es wieder passieren, sei der Winterdienst vorbereitet, sagt Angelika König, Leiterin des Bürgeramts des Amts Nord-Rügen, zu dem auch Dranske gehört: "Die Bauhöfe stehen bereit, und wir haben Verträge mit landwirtschaftlichen Betrieben, die auch einspringen".

Auch Jörn Fenske, Kurdirektor des Ostseebads Göhren, sagt, die Salzsilos seien voll, die Schneefräsen bereit. Die Straßenmeisterei stehe in engen Verbindungen mit den Orten. Und die Einheimischen seien sowieso sehr gelassen: "Wir sind eine Küstenregion, wir sind ganz nah an der Natur und ihren Phänomenen."

Schnee im Winter 1978/1979 war katastrophal

Am Jahresende 1978 war Rügen nach starken Schneefällen komplett von der Außenwelt abgeschnitten, ein Eisenbahnzug war über 48 Stunden im Schnee eingeschlossen. Auch in anderen Teilen Norddeutschlands gab es meterhohe Schneeverwehungen, Strom- und Telefonnetze fielen aus. Die Massen des ersten heftigen Schneesturms waren noch nicht geschmolzen, als im Februar noch einmal heftiger Schneefall einsetzte.

Das Ereignis ging als Katastrophenwinter in die Geschichtsbücher ein. Weil Bäcker nicht mehr arbeiten konnten, kam es zu Brotmangel, in der DDR bekamen Kraftwerke keine Braunkohle mehr, deshalb brach die Strom- und Fernwärmeversorgung zeitweilig komplett zusammen. In der Bundesrepublik starben 17 Menschen, in der DDR mindestens fünf.

Verwendete Quellen
  • Hintergründe zum "Lake Effekt"
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