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Rassismusdebatte um Klaus Kinzler: Das steckt hinter dem Islamophobie-Fall


Der Fall Kinzler
Professor kritisiert Begriff "Islamophobie" – und wird entlassen

Von t-online, NoS

Aktualisiert am 27.12.2021Lesedauer: 2 Min.
Demo gegen Rassismus und Islamophobie in Frankreich: Der Fall Kinzler beschäftigt inzwischen die französische Politik.Vergrößern des BildesDemo gegen Rassismus und Islamophobie in Frankreich: Der Fall Kinzler beschäftigt inzwischen die französische Politik. (Quelle: Hans Lucas/imago-images-bilder)
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Ein Professor kritisiert den Begriff "Islamophobie". Daraufhin entfachen linke Gruppierungen einen Shitstorm. Er bekommt Polizeischutz und flieht, weil niemand ihn verteidigt. Nun wurde er von seiner Universität beurlaubt.

Wegen einer Äußerung zum Thema Islamophobie werden dem deutsch-französischen Professor Klaus Kinzler rassistische Tendenzen unterstellt. Sein Fall hat in Frankreich eine Debatte über "Cancel Culture in der Wissenschaft" entfacht und beschäftigt nicht mehr nur Lehrpersonal und Studierende, sondern auch die Politik.

Wie der "Deutschlandfunk" berichtet, wurde Kinzler kürzlich von der Universität für vier Monate beurlaubt. 40 Wissenschaftler bekundeten daraufhin in einem öffentlichen Brief Solidarität mit dem Professor und forderten ein Machtwort der zuständigen Ministerin. Was steckt hinter dem monatelangen Streit?

Äußerung über "Islamophobie" entfachte Debatte

Kinzler wurde in Deutschland geboren und ist Anfang der Achtzigerjahre nach Frankreich ausgewandert. Er lehrt an der Universität Science Po Grenoble deutsche Sprache und Kultur. Im vergangenen Winter sollte dort eine Aktionswoche mit dem Titel "Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie" stattfinden. Kinzler wollte den Begriff "Islamophobie" nicht mit aufnehmen.

Seine Begründung: Der Begriff sei nicht auf derselben Ebene anzusiedeln wie Antisemitismus und Rassismus. Daraufhin machten Wissenschaftler den Streit öffentlich, vornehmlich linke Studierendengruppen positionierten sich gegen Kinzler und einen Kollegen.

"Vorwürfe sind geradezu kriminell"

Das französische Erziehungsministerium nahm sich Mitte des Jahres des Falls an und stellte fest: Die Vorwürfe gegen Kinzler und seinen Kollegen sind haltlos. Die Studierendengruppen wollten beide Professoren loswerden, weil sie diese als "rechts" empfänden, so das Ministerium. Nach dem Ministeriumsbericht wurde ein Disziplinarverfahren gegen die Studierenden eingeleitet.

Jürgen Ritte, Professor für Literaturwissenschaft an der Sorbonne in Paris, bezeichnet die Vorwürfe gegen Kinzler ebenfalls als haltlos: "Es sind Leute, die den Wokismus auf eine Spitze getrieben haben, in der es absolut verboten ist, überhaupt noch etwas Kritisches zu der Religion des Islam zu sagen", so Ritte im "Deutschlandfunk". "Das ist nicht wissenschaftlich, sondern geradezu kriminell".

Unterstützung von Le Pen und Zemmour

Jetzt bekommt Kinzler auch noch ungewollte Unterstützung – von den rechtsextremen Präsidentschaftskandidaten Marine Le Pen und Éric Zemmour. "Er wird jetzt unterstützt von Rechten, die anti-arabisch eingestellt sind", sagt Jürgen Ritte. "Das vertritt Kinzler in keiner Weise". Leider hätten sich nur wenige linke Professoren auf Kinzlers Seite gestellt.

Inzwischen ist der 62-jährige Akademiker aus Grenoble geflohen. Nachdem die Angriffe in den sozialen Netzwerken gegen ihn immer aggressiver wurden, benötigte er Polizeischutz. Er lebt nun an einem unbekannten Ort, weil er weiterhin um seine Sicherheit fürchten muss. Erst im vergangenen Jahr war der Lehrer Samuel Paty von einem radikalen Islamisten enthauptet worden, weil er ihn der Islamophobie verdächtigte.

Das gesellschaftliche Klima in Frankreich wird zusehends rauer, wozu auch die politische Rechte etwa um den Rassemblement National (früher: Front National) oder den rechtsextremen Präsidentschaftskandidaten Éric Zemmour im bevorstehenden Wahlkampf beiträgt. Auch Vincent Tournier, ein Kollege Kinzlers, der den Professor als einer der wenigen öffentlich verteidigte, lebt inzwischen weit weg vom französischen Festland. Er hat sich auf Französisch-Polynesien niedergelassen.

Verwendete Quellen
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