Auch neueste Modelle fallen bei Abgas-Tests durch
Auch die neuesten Diesel-Modelle der Autokonzerne überschreiten nach Medienberichten die Grenzwerte für Stickoxide deutlich. Das ergeben neue Messungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die insgesamt 75 Diesel-Pkw getestet hat.
Unter den zehn Modellen mit dem höchsten Stickoxid-Ausstoß befindet sich dem Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge auch der neue, erst im zweiten Halbjahr 2016 eingeführte Volvo S90 4D. Das Modell mit auf der Straße gemessenen 1076 Milligramm je Kilometer habe den Grenzwert von 80 Milligramm je Kilometer um das 13,5-fache überschritten.
Angeführt werde die Negativ-Liste vom aktuellen Audi A8 L 4.2 TDI, der beim Straßentest mit 1422 mg/km um das 17,8-fache über dem Grenzwert liege, berichtete die Zeitung weiter. Es folgten Modelle von Fiat (500X 2.0), Renault (Capture 1.5 dCi) und Landrover (Discovery Sport HSE TD4). Unter den Top 10 der Verschmutzer waren demnach auch Mercedes (B 180 d), Opel (Zafira Tourer 1.6 CDTI) und VW (Golf 1.6 TDI, Euro 5 vor Softwareupdate) vertreten.
"Die Liste zeigt, dass die Grenzwerte massenhaft und dramatisch selbst von neuen Modellen überschritten werden", sagte der Testleiter der Umwelthilfe, Axel Friedrich. "Das ist schlicht nicht zu akzeptieren."
Nur vier Autos hielten dem Bericht zufolge den Grenzwert von 80 mg/km ein, alle Modelle von deutschen Herstellern: Audi A5 2.0 TDI, Mercedes E 200d mit neuem OM-654-Motor, Audi Q3 2.0 TDI quattro und der VW Sharan 2.0 TDI.
Linke-Chef erhebt schwere Vorwürfe
In Berlin findet am Mittwoch auf Einladung des Bundesverkehrs- und des Umweltministeriums ein Diesel-Gipfel mit Vertretern der Automobilindustrie statt. Die Autokonzerne sollen darlegen, wie sie die Schadstoffbelastung durch ihre Diesel-Autos reduzieren und die gesetzlichen Vorgaben künftig einhalten wollen.
Im Vorfeld warf Linken-Chef Bernd Riexinger den zuständigen Politikern in Bund und Ländern "Beihilfe zum Betrug" vor. Der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Riexinger in der Mittwochausgabe, der Bund und die Landesregierungen von Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern sollten ihren "Kuschelkurs gegenüber den Autokonzernen" beenden.
"Was Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und die Ministerpräsidenten Stephan Weil, Winfried Kretschmann und Horst Seehofer bisher getan haben, war nichts anderes als Beihilfe zum Betrug an den Autokäufern und der Umwelt."
Vor dem Diesel-Gipfel in Berlin forderte der Linken-Vorsitzende, die Politik müsse auf dem Spitzentreffen der Autoindustrie klare Fristen für die Nachrüstung alter Dieselmodelle setzen. Sonst seien hunderttausende Arbeitsplätze und die Glaubwürdigkeit der Wirtschaft in Gefahr.
"Wem angesichts des millionenfachen Betrugs nichts Besseres einfällt, als Berichte zu schönen, auf freiwillige Softwareupdates der Konzerne zu setzen und mit dem Geld der Steuerzahler den Absatz des Betrügerkartells anzukurbeln, hat sein Amt verfehlt", sagte Riexinger mit Blick auf Dobrindt und die Ministerpräsidenten. Angesichts der Milliardengewinne der Autokonzerne dürften jetzt aber weder die Autofahrer noch der Steuerzahler zur Kasse gebeten werden.