So groß war die Diskrepanz noch nie: In Europa verbrauchen Neuwagen viel mehr Kraftstoff als offiziell angegeben. Die Rechnung zahlen die Verbraucher.
Der Kraftstoffverbrauch von Neuwagen in Europa liegt im Durchschnitt 42 Prozent höher als von den Herstellern angegeben. Dies ist das Ergebnis einer Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT), die den Zeitungen der Funke-Mediengruppe vorliegt.
Der höhere Verbrauch bedeutet nicht nur Mehrkosten für die Autofahrer, sondern auch eine stärkere Belastung der Umwelt etwa durch CO2-Ausstoß. Die EU hat bereits strenge CO2-Grenzwerte ab 2021 festgesetzt, die nach einer Analyse der Beratungsgesellschaft MSCI kaum ein Autohersteller wird einhalten können.
"Die Kluft zwischen offiziellem und tatsächlichen Verbrauch ist dabei so groß wie noch nie. Noch vor zehn Jahren betrug die Differenz zwischen dem von den Herstellern veröffentlichten und dem real gemessenen Verbrauch nur etwa 15 Prozent", wurde der ICCT-Geschäftsführer in Europa, Peter Mock, zitiert. Die ICCT ist eine unabhängige Forschungsorganisation, die vor zwei Jahren den VW Diesel-Skandal in den USA mit aufgedeckt hat.
Strengere Testverfahren für alle Autotypen
Als die Studie im Jahr 2013 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, lag die Diskrepanz noch bei etwa 25 Prozent. Ein Grund für die hohe Diskrepanz liege darin, dass der Kraftstoffverbrauch von Pkw für die Herstellerangaben in Testlaboren und nicht im realen Fahrbetrieb ermittelt werden.
2001 betrug die Abweichung des Spritverbrauchs von den Herstellerangaben bei neuen Pkw in Europa schon neun Prozent. Die Differenz stieg dann beinahe jedes Jahr an und erreicht 2016 einen Höchstwert von 42 Prozent.
Seit September 2017 würden aber für neue Fahrzeugtypen strengere Richtlinien bei den Testverfahren gelten, ab Herbst dann für alle Autos. Die ICCT-Forscher erwarten, dass dies die Diskrepanz zwischen offiziellen und realen Verbrauchswerten etwa halbieren könnten.
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Es wäre auch wichtig, "dass endlich europaweit Sanktionsmöglichkeiten eingeführt werden, um Autohersteller bei Tricksereien und Falschangaben bestrafen zu können", sagt Mock. "Sonst ändert sich nichts."