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Warum Škoda erst jetzt im E-Auto-Markt einsteigt


Warum Škoda erst jetzt im E-Auto-Markt einsteigt

Von Markus Abrahamczyk

Aktualisiert am 18.09.2020Lesedauer: 4 Min.
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Stefan M. Quary im Gespräch mit t-online: Trotz E-Auto unterstützt er eine Förderung für Autos mit Verbrennungsmotor.Vergrößern des Bildes
Stefan M. Quary im Gespräch mit t-online: Trotz E-Auto unterstützt er eine Förderung für Autos mit Verbrennungsmotor. (Quelle: Hersteller-bilder)

Ist Škoda den Wolfsburgern zu erfolgreich geworden? Warum hat die VW-Tochter erst jetzt ein echtes Elektroauto? Und wie steckt der Weltkonzern die Corona-Krise weg? Antworten vom Škoda-Vertriebschef.

Die Flüchtlinge von Moira, rechtsextreme Netzwerke bei der Polizei, Belarus vorm großen Knall – unsere Augen, unsere Gedanken werden Tag für Tag auf neue Krisenherde gelenkt. Die unzähligen Probleme dieser Tage drängen manchmal in den Hintergrund, dass andere längst noch nicht bewältigt sind.

Für unser Klima etwa, für das Überleben unseres Planeten, tickt die Uhr. Die brennenden Wälder in Kalifornien, die toten Wälder vor unserer eigenen Haustür – sie sind lediglich der Vorspann für das große Drama, das uns noch bevorsteht.

Wie sich die Katastrophe verhindern oder zumindest abmildern lässt, diskutieren gerade Fachleute beim "GreenTech Festival" in Berlin. Viele Aussteller, darunter auch einige Autohersteller, zeigen außerdem saubere Neuerungen für ein schönes Leben im Einklang mit der Umwelt.

Škoda etwa präsentiert seinen brandneuen Enyaq, das erste wirkliche Elektroauto des tschechischen Herstellers – für Stefan N. Quary, Vertriebschef Deutschland, der Beginn einer neuen Ära. Warum die VW-Tochter dennoch eine Förderung für Benziner und Diesel unterstützt, warum der Enyaq so lange auf sich warten ließ und wie der VW-Konzern nach Corona dastehen wird, erklärt er im Gespräch mit t-online.

t-online: Der Enyaq ist das erste reine Elektro-SUV aus Ihrem Haus. Was bedeutet er für Škoda?

Stefan N. Quary: Ich will nicht gleich von einer neuen Ära sprechen. Aber für mich ist es der Einstieg in eine neue Ära. Wir haben erstmals ein MEB-basiertes (Modularer Elektrobaukasten, auf dem verschiedene E-Autos basieren, Anmerkung der Redaktion) Elektrofahrzeug im Programm, also ein Modell, das in allen Details die Vorteile der elektrischen Mobilität nutzt. Rund zwei Wochen nach der Weltpremiere des Škoda Enyaq iV stellen wir ein sehr starkes Kundeninteresse fest. Und wir freuen uns, dass das neue Modell beim GreenTech-Festival in Berlin seine Deutschlandpremiere feiert. Für uns ist diese Phase also ein ganz besonderer Moment.

Sind Sie mit diesem Moment etwas spät dran?

Nein, überhaupt nicht. Škoda hat sich immer dafür ausgezeichnet, dann auf den Markt zu kommen, wenn wirklich ein Markt da ist. Natürlich gab es Pioniere, die das Thema Elektromobilität gepusht haben. Aber wir kommen jetzt in eine Phase, in der wirklich ein Markt für diese Fahrzeuge entsteht – nicht zuletzt auch dank der Förderprogramme der Bundesregierung.

Wobei ein Markt natürlich nicht allein die Nachfrage braucht. Sondern auch das Angebot.

Natürlich. Aber der Einstieg in so eine durchaus entwicklungsintensive Mobilitätsform muss sich auch rechnen. Da braucht man auch ein entsprechendes Marktvolumen. Ich glaube deshalb, dass wir zu einem optimalen Zeitpunkt mit unseren Elektromodellen auf den Markt kommen.

Dann mal weg vom Angebot und hinüber zur Nachfrage-Seite. Warum war das Interesse am E-Auto für lange Zeit so gering?

In Deutschland beginnt gerade der Ausbau der Ladeinfrastruktur in gewaltigem Maß. Sehr viel wurde auch über die Reichweiten der Autos diskutiert: Wie alltagstauglich kann ein Elektrofahrzeug sein? Jetzt kommen die richtigen Antworten: Die Ladeinfrastruktur bessert sich dramatisch. Man kann nun auch auf langen Fahrten problemlos seinen Akku aufladen. Und viel entscheidender noch: Wir bauen nun Autos, die aufgrund ihrer Batteriekapazitäten und ihrer technischen Lösungen alltagstaugliche Reichweiten generieren. Der Škoda Enyaq iV ist ein perfektes Beispiel dafür. Und das Ganze in einer bezahlbaren Form und weiter angeregt durch die Förderprogramme. Der Mix dieser Faktoren lässt bei vielen Menschen mehr Begeisterung dafür entstehen, sich mit dem E-Auto zu beschäftigen.

Von ihrem ursprünglichen Ziel, dass 2020 eine Million Elektroautos durch Deutschland fahren, ist die Bundesregierung schon vor Jahren abgerückt. Nun soll es 2022 so weit sein. Was braucht es dafür?

Natürlich wünschen wir uns, dass der eingeschlagene Weg der gemeinsamen Förderung fortgeführt wird. Bis 2021 gibt es nun die erhöhte Innovationsprämie. Und ich hätte nichts dagegen, wenn es sie über 2021 hinaus gäbe. Denn wir brauchen auch Multiplikatoren, also Kunden, die ein E-Auto fahren und die auf diese Weise die Bedenken der Vergangenheit zu Reichweite und Alltagstauglichkeit ausräumen.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat vor Kurzem nochmals die Forderung hervorgebracht, den Kauf von Benzinern und Dieseln – den Autos der alten Ära – mit Staatsgeld zu unterstützen. Das würde aber den technologischen Fortschritt bremsen und den Klimawandel beschleunigen, sagen Kritiker. Was halten Sie davon, jetzt, am Einstieg in die neue Ära der Elektromobilität?

Ich glaube, wenn wir ökologisch nach vorne kommen wollen, dann brauchen wir beides: Wir müssen massiv in die E-Mobilität einsteigen. Aber wir müssen auch die nicht ganz so sauberen Fahrzeuge der Vergangenheit vom Markt nehmen und gegen unsere hocheffizienten Verbrenner tauschen. Dafür gibt es bei Škoda ein breites Angebot, nicht zuletzt auch durch die neuen Plugin-Hybride.

Auch mit denen sind Sie sehr erfolgreich. Manchem in Wolfsburg zu erfolgreich, wie man hört. Wie zeigt sich das?

Die Marke Škoda ist innerhalb des Volkswagen Konzerns klar positioniert, unsere Produkte stehen für ein überlegenes Raumangebot, ein Höchstmaß an Funktionalität, zukunftsweisendes Design und ein überzeugendes Preis-Wert-Verhältnis. Dieses Versprechen an unsere Kunden lösen wir mit jedem unserer Fahrzeuge ein. Zudem arbeiten wir zwischen den Marken Škoda, Seat und Volkswagen Pkw in der Markengruppe Volumen intensiv zusammen. Hier tauschen uns regelmäßig aus, um bestmöglich Synergien zu heben und gesamthaft weitere Marktanteile zu erschließen. Dabei richten wir unser Handeln klar auf Marken außerhalb des Konzerns aus.

Der technologische Wandel ist eine große Aufgabe. Aber längst nicht Ihre einzige. Corona macht der ganzen Industrie zu schaffen. Allein in Deutschland könnten im Zuge der Pandemie hunderttausende Jobs im Automobilbau wegfallen. Wie lautet Ihr Ausblick?

In einem bin ich mir sehr sicher: Skoda wird – als Teil des Volkswagen-Konzerns – gestärkt aus dieser vermeintlichen Krise hervo rgehen. Wir konnten zum Beispiel in Deutschland unseren Marktanteil während der Krise um 0,3 Prozentpunkte steigern. Das zeigt: Die Kunden kaufen weiterhin Autos. Wir haben die richtigen Produkte am Markt, und wir haben sie verfügbar. Und wir haben in der ganz schwierigen Phase die Kundenkontakte hergestellt und erhalten, die uns nun zugutekommen. Insofern sehe ich uns sogar als möglichen Gewinner.

Herr Quary, vielen Dank für das Gespräch.

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