Das Airbag-Desaster des Zulieferers Takata weitet sich aus: In den USA müssen fast 34 Millionen Fahrzeuge in die Werkstatt. Damit handelt es sich um die größte Auto-Rückrufaktion in der US-Geschichte. Takata produziert etwa jeden fünften Airbag weltweit und betreibt auch mehrere Werke in Deutschland. Die Airbags können wegen mangelhafter Verarbeitung platzen.
Unter dem Druck der US-Verkehrsaufsicht räumte das japanische Unternehmen am Dienstag Gefahren bei insgesamt 33,8 Millionen Fahrzeugen ein. Diese sollen nun so schnell wie möglich behoben werden. "Heute ist ein großer Schritt nach vorne für die öffentliche Sicherheit", verkündete Verkehrsminister Anthony Foxx. Bei einer Pressekonferenz in Washington sprach er vom größten und wohl komplexesten Rückruf in der US-Geschichte.
Takatas Airbags sorgen schon länger für Unruhe – wegen Verarbeitungsmängeln können sie unvermittelt auslösen und Teile der Metallverkleidung sprengen. Das Verkehrsministerium spricht in seiner Mitteilung von mehr als 100 Verletzten und mindestens sechs Todesopfern im Zusammenhang mit den Problemen.
"Takata hat die Ursache des Defekts noch immer nicht identifiziert", kritisierte Foxx. Aber es dürfe keine Zeit mehr verschenkt werden, Menschenleben stünden auf dem Spiel. Deshalb zwangen die US-Behörden – neben dem Ministerium spielt auch die Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA eine entscheidende Rolle – Takata nun zu einem landesweiten Rückruf aller betroffenen Fahrzeuge.
Deutsche Autobauer weitgehend verschont
Laut dem Unternehmen stehen nur Fabriken in Nordamerika im Zusammenhang mit den defekten Teilen – allerdings ist das nur der letzte Stand der Untersuchungen. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer warnte bereits, das Desaster könne sich noch ausweiten: "Takata liefert an alle."
Zuletzt riefen die japanischen Branchenriesen Toyota und Nissan in großem Stil Fahrzeuge mit Takata-Airbags zurück. Allein Toyota als weltgrößter Autobauer musste etwa fünf Millionen Wagen zurückholen, davon 1,26 Millionen in Europa und auch 152.940 in Deutschland. Die deutschen Autohersteller blieben bisher aber weitgehend verschont vom Takata-Problem.
Takata wies Schuld zunächst von sich
Das Unternehmen hatte zunächst auf seinem Standpunkt beharrt, die Unfälle stünden im Zusammenhang mit dem heißen und feuchten Klima in einigen US-Bundesstaaten. Es wollte die Rückrufe auf diese Regionen beschränken. Im Februar war der Konflikt eskaliert: Die Aufseher hatten eine Strafe von 14.000 Dollar pro Tag verhängt, solange Takata nicht voll kooperiere.
Seit 2013 wurden in den USA bereits etwa 17 Millionen Fahrzeuge von Autoherstellern zurückgerufen, diese Zahl wird sich nun noch einmal fast verdoppeln. Takata habe sich aber, so Verkehrsminister Foxx, zu einer effektiven Zusammenarbeit mit den Aufsehern und den betroffenen Autobauern verpflichtet. Dazu zählen BMW, Fiat Chrysler, Ford, General Motors, Honda, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Subaru und Toyota.
"Wir sind froh, diese Einigung mit der US-Verkehrsaufsicht erreicht zu haben, die einen klaren Weg nach vorne darstellt, um das Vertrauen in die Autohersteller wieder herzustellen", ließ Takata-Chef Shigehisa Takada in einer Mitteilung verlauten. Trotz aller Anstrengungen, die Takata unternehme und bereits unternommen habe, sei es aber klar, dass die abschließende Prüfung der Vorfälle noch Zeit in Anspruch nehmen werde.
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Gleiche Teile für viele Fahrzeuge
Der japanische Zulieferer Takata fertigt für viele Autohersteller. Der 1933 gegründete Konzern mit Sitz in Tokio ist auf Schutzsysteme wie Sicherheitsgurte oder Airbags spezialisiert. Um Kosten zu sparen, setzen die Hersteller zunehmend auf gleiche Teile für mehrere Modelle. Das sogenannte Baukasten-Prinzip hat viele Vorteile – solange nichts kaputtgeht. Macht ein einziges Teil Probleme, trifft es dann oft gleich massenweise Autos.