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Wie fit sind Deutschlands Problembrücken? – Das sagen Experten


Das sagen Experten
Wie fit sind Deutschlands Problembrücken?

Von t-online, mab

Aktualisiert am 16.08.2018Lesedauer: 3 Min.
Rheinbrücke Neuenkamp: Nach knapp 50 Jahren kommt sie nun unter ständige Beobachtung.Vergrößern des BildesRheinbrücke Neuenkamp: Nach knapp 50 Jahren kommt sie nun unter ständige Beobachtung. (Quelle: Straßen.NRW)
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Der Verkehr immer dichter, die Lkw immer schwerer – und unsere Brücken immer älter. Einer der größten Problemfälle: die Rheinbrücke Neuenkamp auf der A40. Können solche maroden Bauwerke wirklich noch die großen Lasten tragen?

Sie ist die Hauptschlagader des Potts: die Rheinbrücke Neuenkamp auf der A40 in Duisburg. Täglich spült sie abertausende Autos und Lkw aus den Niederlanden ins Ruhrgebiet und wieder zurück. Viel zu viele für die fast 50 Jahre alte Brücke.

  • 100.000 Fahrzeuge donnern täglich über die betagte Brücke.
  • Und jeden Tag fügen ihr 10.000 tonnenschwere Lkw dauerhafte Schäden zu.

Das Problem: Als die Brücke 1970 eröffnet wurde, rechnete man mit 30.000 Fahrzeugen pro Tag auf je zwei Spuren. Inzwischen wurde daraus nicht nur das Vierfache. Sondern die Autos wurden auch deutlich schwerer, die Lkw sowieso.

Die Lösung des Problems war gar keine

Die vermeintliche Lösung erschwerte dieses Problem sogar: Man machte die Standspuren zur Fahrbahn, ganz außen auf der nun sechsspurigen Brücke fuhren die schweren Lkw. Damit vergrößerte man aber deren Hebelwirkung, es wirkten größere Kräfte auf die Brücke. Sie wurde also nicht entlastet, sondern stärker belastet. Schleichend, über Jahre hinweg, bis kurz vor dem Kollaps.

Nur eine Autostunde weiter ein ähnlicher Patient: die Rheinbrücke Leverkusen, ebenfalls hoffnungslos veraltet (1965 eröffnet) und überlastet. "Damit ist sie ein klassisches Beispiel für unsere maroden Brücken", sagt Frank Ehlert, Sprecher des TÜV Rheinland. Die Prüforganisation kontrolliert nicht nur alte Autos, sondern unter anderem auch große Bauwerke – wie eben Brücken.

Das Schwierige etwa an den Problemfällen von Duisburg und Leverkusen macht er an drei Punkten fest: "Sie haben ein kritisches Alter erreicht, sie sind einfach nicht für den heutigen Verkehr ausgelegt – und sie sind für die Infrastruktur enorm wichtig."

Die Brücken-Ärzte vom Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (kurz: Straßen.NRW) trafen deshalb eine Knallhart-Diagnose: Dieser Patient ist nicht zu retten. Lebenserhaltende Maßnahmen funktionieren mittelfristig. Aber irgendwann ist Schluss. Die kaputte Brücke muss weg, eine neue muss her. Das aber dauert noch bis 2026. Acht Jahre lang soll die marode Brücke also noch durchhalten. Wie soll das gehen?

"Wenn eine Brücke weiter in Betrieb bleibt, wird sie entsprechend entlastet. Das wird in Duisburg der Fall sein, ähnlich wie in Leverkusen", sagt Susanne Schlenga von Straßen.NRW. Dort sorgt eine Einrichtung, die unter anderem aus einer Waage und einer Schranke besteht, dafür, dass keine zu schweren Lkw die Brücke befahren.

"So wird gewährleistet, dass ein Teil des Verkehrs die Brücke weiterhin passieren kann. Neben dem Beschränken können wir Brücken außerdem verstärken. Und wir können sie unter ständige Beobachtung stellen. Damit stellen wir sicher, dass eine Brücke bis zu ihrer Erneuerung hält", sagt Schlenga.

Sanierungen haben nicht geholfen

Zwei Sanierungen hat die Rheinbrücke Neuenkamp bereits hinter sich. Von 2004 bis 2006 wurde sie umfangreich instandgesetzt und teilweise erneuert. Nur zehn Jahre später (2014 bis 2015) wurde die nächste Sanierung nötig. Derzeit ist sie wegen Rissen komplett gesperrt. Nach ihrer Öffnung am 17. August wird die Brücke einer ständigen Beobachtung durch Experten unterliegen, die im Ernstfall sofort einschreiten.

Wegen solcher Mechanismen sehen Experten in Deutschland zwar keinen Grund zur Sorge – aber trotzdem großen Handlungsbedarf. Eine Milliarde Euro gibt Deutschland pro Jahr für seine alten Brücken aus. Es müsste aber das Zehnfache sein, sagen sie.

Vor einer Dramatisierung warnt auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU): "Wir haben wieder eine sehr typisch deutsche Diskussion – was in Deutschland als marode oder nicht ausreichend gilt, ist anderswo in einem guten Zustand eingestuft", sagte er dem Sender NTV. Einschränkungen wie an der Rheinbrücke sorgten natürlich für "Verärgerungen", ergänzte Scheuer. "Aber trotzdem haben wir unsere Brücken im Griff."

Verwendete Quellen
  • AFP
  • Eigene Recherche
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