Bentley Continental GT Speed im Fahrbericht
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Stark und schnell – aber zugleich komfortabel – das soll das 625 PS starke Coupé von Bentley sein. Unser Autor Christian Sauer machte die Probe aufs Exempel und testete den GT Speed.
Der Bentley Continental GT ist ein wahrer Gran Turismo, so sollte man keinen kurven-fressenden Sportwagen erwarten – das ist nicht die Rolle des Deutsch-Briten.
Der Bentley ist kein Leisetreter, sondern weiß sein Publikum jeder Zeit mit seinem selbstbewussten und kraftvollen Sound zu beeindrucken. Der bleibt aber stets kultiviert.
Beim Tritt aufs Gas scheint es einen kurzen Moment, als ob der Zwölfzylinder tief Luft holt, um die beiden Turbos aufzublasen. Dann gibt es aber kein Halten mehr und in 4,2 Sekunden geht es auf Tempo 100.
Hinter den 21 Zoll großen Leichtmetallrädern lauern riesige Keramik-Bremsscheiben, die das 2,3 Tonnen schwere Geschoss auch aus Topspeed 330 sicher zum Stehen zu bringen.
Für Stabilität und optimale Bodenhaftung sorgen das Fahrwerk, das den Wagen automatisch absenkt sowie der ab 145 km/h hinter der Heckscheibe herausgleitende Spoiler. Schnelles Gleiten ist somit auch eine der Lieblingsdisziplinen des Bentley GT Speed.
Für Traktion sorgt selbst auf nasser oder gar verschneiter Strecke der Allradantrieb, der aber auch einige Kilos auf die Waage bringt. Dennoch lässt sich der Gran Turismo zielgenau durch Kurven manövrieren und sein hohes Gewicht fast vergessen.
Ein traditionelles Designmerkmerk jedes Bentleys ist der mächtige Kühlergrill, der nach der Überarbeitung der gesamten Continental-Modellfamilie nun auch beim Cabrio und der Limousine Flying Spur von vier Scheinwerfern mit integriertem LED-Tagfahrlicht eingerahmt wird.
Insgesamt erscheint das Exterieur harmonischer und dynamischer. Die formvollendeten Linien sind ebenso scharf wie elegant, nur der Kofferraumdeckel wirkt etwas aufgesetzt. Hinter den ovalen Auspuffblenden verbergen sich jeweils zwei Endrohre.
Mutig muss derjenige bei Bentley gewesen sein, der sich für "Apple Green" als Lackierung unseres Testwagens entschieden hat. Außer bei Kleinwagen und extrovertierten Supersportwagen wie beispielsweise von Konzern-Schwester Lamborghini, ist grün doch eine eher seltene Farbe, wenn es sich nicht gerade um ein dunkles "British Racing Green" handelt.
Ein Öko-Mobil wird der Bentley trotz der grünen Lackierung nicht – der Verbrauch lag während unser Testfahrten selten unter 20 Litern und somit weit entfernt von den offiziell angegebenen 14,5 auf 100 Kilometern.
Weshalb nur immer Silber, Schwarz, Weiß, Blau oder Rot, warum nicht auch mal ein Orange, ein sattes Gelb oder eben mal ein leuchtendes Grün?
Bentley bietet (fast) jeden vorstellbaren Farbton an und wenn es ihn doch nicht geben sollte, wird er individuell zusammengemischt.
Diesen speziellen Service für besonders zahlungskräftige Kunden, vor allem aus dem Mittlernen und Fernen Osten, aber auch für Stars und Sternchen in den USA sowie in Europa bieten natürlich auch Aston Martin, Ferrari, Rolls-Royce oder inzwischen sogar die großen Premiumhersteller mit ihren Individualisierungsabteilungen an.
Wie immer bleibt die Farbe eine Frage des persönlichen Geschmacks, uns gefällt der "große Grüne" sehr gut.
Das in kompakter W-Form konstruierte Zwölfzylinder-Triebwerk überzeugt mit hervorragender Laufruhe. Die Liaison von sechs Litern Hubraum und Bi-Turbo-Aufladung garantiert Kraft im Überfluss. 625 PS versammeln sich bei 6000 Umdrehungen. Bereits ab 2000 Touren steht das maximale Drehmoment von 800 Nm zur Verfügung.
Als reizvolle Alternative zu den verschiedensten Edelhölzern präsentiert sich unser Testwagen mit exklusiven Carbon-Applikationen. Exklusiv sind auch der dicke, hochflorige Teppich im Fußraum und die schwarze Volllederausstattung. Dafür mussten wohl einige Rinder herhalten, denn selbst der Dachhimmel ist beledert.
Typisch Bentley ist auch das abgesteppte Rauten-Design auf allen vier Sitzen. In der zweiten Reihe gibt es ein, für ein Coupé geradezu großzügiges Platzangebot. Der Ein- und Ausstieg gelingt dank vorgleitenden Vordersitzen gut und die rahmenlosen Seitenscheiben lassen sich auch hinten versenken.
Schon beim Einsteigen wird klar, um was es diesem Bentley geht - Geschwindigkeit! Die Kombination von Sportlichkeit, Luxus und Individualität setzt sich auch im Interieur des Bentley GT Speed fort. Wie außen stehen natürlich auch innen die unterschiedlichsten Farben für das Leder, die Kontrastnähte und Stickereien zur Wahl. Die Verarbeitungsqualität ist herausragend und von handwerklicher Perfektion gekennzeichnet. Dennoch gibt es ein paar Kritikpunkte.
Das Navi mit großem Touchscreen ist in ähnlicher Form auch in diversen Modellen der Konzernmutter Volkswagen zu finden. Es ist allemal besser als das alte System aus dem VW Phaeton. Die Schaltwippen des 8-Stufen-Automatikgetriebes sind wie bei Lamborghini zu nah an den Hebeln für Blinker und Scheibenwischer angebracht und Leder würde unseren Fingerspitzen an dieser sensiblen Stelle mehr schmeicheln als schnödes Plastik.
Den Bentley GT Speed gibt es auch als Cabrio. Das ist mit 325 km/h zwar minimal langsamer als das geschlossene Coupé, aber damit immer noch das schnellste viersitzige Cabrio der Welt.
Auch wenn der GT Speed per se alles andere als ein Rennwagen ist, nimmt Bentley ihn als Basis für den Continental GT 3.
Fazit unseres Autors und Testfahrer Christian Sauer: "Der Bentley GT Speed ist ein wahrer Gran Turismo und hat somit seine Rolle, sowie unsere Erwartung mit Bravour erfüllt."
