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"Grimme Award": Preisträger verweigern die Trophäe


Eklat bei Grimme Award
Auf der Bühne stellen Preisträger die Trophäe wieder ab

Von dpa
Aktualisiert am 09.10.2025Lesedauer: 3 Min.
Die Autoren Hans Block (l.), Moritz Riesewieck (r.) lassen bei Verleihung der Grimme-Online-Awards ihren Preis auf der Bühne stehen.Vergrößern des Bildes
Die Autoren Hans Block (l.) und Moritz Riesewieck lassen bei Verleihung der Grimme Online Awards ihren Preis auf der Bühne stehen. (Quelle: Henning Kaiser/dpa)
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Wirbel beim Grimme Online Award: Zwei Preisträger lehnen den Preis ab. Hintergrund ist der Streit über die zurückgenommene Ehrung einer jungen Nahost-Aktivistin.

Die seit Wochen umstrittene Aberkennung einer Ehrung für die junge Nahost-Aktivistin Judith Scheytt hat einen Eklat beim Grimme Online Award (GOA) entfacht. Zwei Preisträger der Auszeichnung für Netzjournalismus, die Regisseure Moritz Riesewieck und Hans Block, nahmen den Preis am Mittwochabend bei der Galaveranstaltung nicht an. Die Regisseure sollten einen Sonderpreis für ihren Report "Eternalyou" über KI-generierte Angebote zur fiktiven Kommunikation mit Verstorbenen bekommen.

Neben dem Sonderpreis wählte die GOA-Jury aus 26 nominierten Beiträgen acht weitere Formate aus. Der Festakt zum 25. GOA fand erstmals im ehemaligen Colosseum-Musical-Theater in Essen statt. Nach dem Willen der neuen Grimme-Chefin Çiğdem Uzunoğlu soll Essen möglichst ein fester Standort für die Auszeichnung werden.

Preis bleibt auf Rednerpult stehen

"Wir hoffen auf eine reflektierte Aufarbeitung, damit wir weiter an diesen Preis glauben können. Solange wir das nicht können, stellen wir diesen Preis hierhin und hoffen, uns vielleicht irgendwann wiederzusehen und uns irgendwann wieder richtig zu freuen", sagte Riesewick und platzierte den Preis auf dem Rednerpult. Dann verließen beide die Bühne. Ein Grimme-Mitarbeiter nahm den Preis an sich.

Die Ehrung für Scheytt hatte nicht das Grimme-Institut, sondern der vom Institut unabhängige Förderverein "Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises" ausgesprochen. Als Kritik und Antisemitismusvorwürfe gegen Scheytt laut geworden waren, nahm der Förderverein die Ehrung aber wieder zurück, obwohl Teile der Jury dem widersprachen. Das rief heftige Proteste hervor, die sich auch gegen das Grimme-Institut selbst richteten.

Grimme-Chefin Çiğdem Uzunoğlu hatte den Konflikt zu Beginn des Festaktes selbst angesprochen. Die Entscheidung des Vereins zur Aberkennung sei "formal betrachtet ein Fehler", sagte sie. Das Institut habe auf den Vorgang keinerlei Einfluss genommen. Sie wolle nun eine offene Debatte zu dem Thema führen, versprach sie. Die Unabhängigkeit von Jurys werde bei Grimme ohne Ausnahmen respektiert. Uzunoğlu kündigte außerdem an, dass das Institut sich künftig organisatorisch vom Förderverein trennen werde.

Die Ankündigung von Uzunoğlu reiche nicht aus, sagte Block. Die Aberkennung der Ehrung sei ein massiver Angriff auf die Unabhängigkeit einer Juryentscheidung durch Druck von Außenstehenden. Demgegenüber habe sich die Grimme-Chefin versteckt, warf Riesewieck ihr vor.

Weitere Preisträger des Grimme Online Awards

Unter den weiteren ausgezeichneten Beiträgen befassen sich mehrere mit Themen rund um Gesundheit, Lifestyle und Ernährung. Den GOA erhielten etwa der Instagram-Kanal "Little Monsters" (WDR) zum Trendthema mentale Gesundheit. Ausgezeichnet wurde auch der TikTok-Kanal "Know & Grow" (SWR). Mit aufwendig produzierten Videos würden Fitness- und Gesundheitsmythen entlarvt. Das Angebot erreiche eine Zielgruppe, an die klassische Medien kaum noch herankommen, teilte die Jury mit.

Einen weiteren Preis erhielt der Instagram-Kanal "Gynaekollege" des Arztes und Journalisten Mertcan Usluer. Er bietet Aufklärung über den menschlichen Körper, insbesondere zum Thema "gynäkologische Gesundheit".

Auszeichnungen gingen auch an den Instagram-Kanal "Femizide stoppen", der Morde an Frauen dokumentiert, und an das Social-Media-Angebot "Barrierebrecher" – einer Gruppe von Menschen mit Behinderung. Sie nutzten die Möglichkeiten des Internets, "um hautnahe und aufrüttelnde Einblicke in den Alltag von Menschen mit verschiedensten Behinderungen zu geben", lobte die Jury.

Podcast "Parlamentsrevue" erklärt den Bundestag

In der Kategorie Information wurde der Podcast "Parlamentsrevue" ausgezeichnet. Die Initiatorin Sabrina Gehder nehme ihre Zuhörerinnen und Zuhörer mit viel Liebe zum Detail mit in die Plenardebatten des Bundestags und schaffe es, die Parlamentsarbeit anschaulich darzustellen - alles ohne eine große Redaktion.

Einen Preis gab es schließlich für das Spiel "Herbst 89 – Auf den Straßen von Leipzig", in dem User in verschiedene historische Charaktere schlüpfen und Szenen aus der Endphase der DDR durchspielen können. Ausgezeichnet wurde auch der Erfinder des nicht kommerziellen Microblogging-Dienstes Mastodon, Eugen Rochko.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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