Online-Poker wird auch in Deutschland immer beliebter. (Quelle: dpa)
In Australien ist ein Fall von Betrug beim Onlinepoker aufgeflogen. Insgesamt 5,5 Millionen Euro ergaunerten sich Mitarbeiter der Pokeranbieter dadurch, dass sie in die Karten des Gegners schauen konnten. Über drei Jahre hinweg sollen die Gauner auf diese Weise ihre Opfer abgezockt haben, berichtet die australische Zeitung Sydney Morning Herald. Erwischt wurden die Falschspieler nur, weil ein ehrlicher Pokerfan misstrauisch wurde.
Foto-Show Die skurrilsten Internetseiten
Der junge Pokerfan Michael Josem hatte in detektivischer Kleinarbeit die Hinweise zusammengetragen, die schließlich zur Aufdeckung der kriminellen Machenschaften bei zwei bekannten Onlinepoker-Webseiten in Australien führten. Zum Verhängnis wurde den Kriminellen offensichtlich die Gier: Josem fiel auf, dass einige Spieler überdurchschnittlich viel Geld gewannen – ein Pokerspieler konnte 165.000 Euro mit nur 3.000 gespielten Händen gewinnen. Im Schnitt ging er bei 13 von 14 Händen als Sieger hervor. "Die Chance, eine derart gute Erfolgsquote aufweisen zu können, ist ebenso groß wie die Chance, sechs Mal hintereinander im Lotto zu gewinnen", sagt Josem.
Anbieter wollten Fall unter den Tisch kehren
Josems Daten führten schließlich zu einer Untersuchung durch die Kahnawake Gaming Commission, die Online-Casinos in Australien lizenziert. Im Rahmen der Nachforschungen konnten die Unregelmäßigkeiten bestätigt und die Betrüger ausgeforscht werden. Außerdem ermittelte die Spielekommission, dass die Portalbetreiber von dem Betrug Wind bekommen hatten und alles unter den Tisch kehren wollten. Die Konsequenzen sind bitter für die Portalbetreiber: Die Kommission verhängte eine Geldstrafe von knapp 800.000 Euro und droht mit einem Entzug der Glücksspiellizenz.
Softwarehersteller auf Millionensumme verklagt
Ermöglicht wurde der Betrugsfall durch eine Sicherheitslücke in der Software der Pokerplattform. Über einen Cheat war es möglich, die Karten der Mitspieler am Tisch einzusehen. Die Plattformbetreiber wollen deshalb nun ihrerseits den Softwarehersteller zur Verantwortung ziehen und haben eine entsprechende Klage eingereicht. Satte 40 Millionen Euro Schadenersatz fordern die Spielanbieter, weil die Herstellerfirma sie nicht über die Sicherheitslücken informiert habe. Aufdecker Josem wurde mittlerweile von einem anderen Pokerportal als Sicherheitsspezialist eingestellt. Trotz der Ergebnisse seiner Recherchen ist Josem der Meinung, dass man im Web weiterhin beruhigt Poker spielen könne. "Über die Statistiken, die von den Plattformbetreibern geführt werden, kann jeder Betrug aufgedeckt werden."