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Uralte Kunst der Kalinga-Tätowierung


Uralte Kunst der Kalinga-Tätowierung

Aus dem Bildband "Kalinga Tattoos".
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Quelle: Lars Krutak

Whang-Od ist die letzte Kalinga-Tätowiermeisterin. Sie hat batok (Tätowierung) von ihrem Vater gelernt. Ihre lange Karriere als Tätowierkünstlerin begann bereits mit 16 Jahren. Im Laufe ihres Lebens tätowierte sie viel mehr Frauen als Männer. Sie erinnert sich noch lebhaft daran, wie sie ihren ersten Krieger tätowierte, ein junger Mann namens Sagmayao aus Buscalon. Der ganze Tätowiervorgang an seiner Brust und seinen Armen beanspruchte vier Tage. Wie ihr Vater reiste sie viel herum, um die männlichen und weiblichen Klienten mit den heiligen Tätowierungen ihrer Ahnen zu versorgen.

Aus dem Bildband "Kalinga Tattoos".
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Quelle: Lars Krutak

Traditionelle Kalinga-Tattoos "erzählen" von der gesellschaftlichen Position des Trägers: Die bedeutendste Tätowierung eines Kalinga-Mannes ist das "bikking" - die Brusttätowierung. Sie gilt als Zeichen eines wahren Kriegers. Nur wer mehr als zwei Feinde getötet oder verwundet hatte, durfte die bikking-Tätowierung auf der Brust tragen. Jaime Alos ist das Oberhaupt der Kalinga-Krieger und zu erkennen an einem "Ahnnen"-Motiv auf der Brustmitte. Es weist ihn als Beschützer seines Stammes aus. "Männer tragen Tätowierungen wie eine Auszeichnung, wenn sie im Krieg ihren ersten Kopf geholt haben", heißt es bei den Kalinga. Die Kopfjagd gibt es längst nicht mehr.

Aus dem Bildband "Kalinga Tattoos".
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Quelle: Andy Malouche

Die ersten Kalinga, die Tätowierungen bekamen, waren nicht Männer, sondern Frauen. Und als ihre Zeitgenossinnen die Tattoos sahen, bewunderten sie sie und begannen sie zu kopieren. Tätowierte Frauen wurden respektiert und hoch angesehen. Schöne Körperzeichnungen waren einst auch für Kalinga-Junggesellen attraktiv. Viele alte Männer erzählten den Fotografen, dass sie ein Mädchen in der Regel übersahen, wenn es nicht ordentlich tätowiert war. Auch Lin-nawa aus Tanudan in der Provinz Kalinga blickt auf diese Tradition zurück.

Aus dem Bildband "Kalinga Tattoos".
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Quelle: Andy Malouche

Früher hofften viele Kalinga, dass sie Bilder und Muster bekommen, die sie "stärker" machen würden - oder im Fall von Männern, dass ihre "Raubtierkraft" gestärkt wird. Manche typisch magischen Tätowierungen stammen aus dem Fundus heiliger Insekten oder Tiere, die "Begleiter" oder "Freunde" genannt wurden. Hier ist ein bikking mit Adler zu sehen. Die Kalinga glauben, dass diese Wesen Boten bestimmter Geister und Götter sind, die den Menschen auf dem Kriegspfad helfen.

Aus dem Bildband "Kalinga Tattoos".
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Quelle: Lars Krutak

Krieger der Neuzeit: Die Tätowierkünstlerin Whang-Od bereitet einen jungen Kalinga-Krieger auf seine erste Tätowierung vor und bespricht die einzelnen Schritte ihrer Arbeit. Fanah hat vor kurzem den Mord an einem älteren Mann aus seinem Dorf gerächt. Aus Vergeltung erschoss er drei Männer aus der benachbarten Berg-Provinz Bontok. Als Whang-Od davon erfuhr, bot sie an, den jungen Krieger gemäß dem Brauch der Vorfahren zu tätowieren.

Aus dem Bildband "Kalinga Tattoos".
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Quelle: Lars Krutak

Mit Reisstroh zeichnet Whang-Od eine Vorlage. Whang-Od tätowierte im Laufe ihres Lebens etwa zwei Dutzend Männer. Nun wird auch Fanah diese Ehre zuteil. Möglicherweise zum ersten Mal nach dem Zweiten Weltkrieg erhält ein Kalinga-Mann die Brusttätowierung des Kriegers, die den Beschützerstatus für seine Gemeinde anzeigt. Mittlerweile gibt es weniger als 200 Angehörige des Kalinga-Stammes, die komplette Körpertätowierungen tragen. Darunter sind weniger als 20 Kalinga-Krieger, jeder von ihnen wurde für seine Heldentaten gegen die japanischen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg ausgezeichnet.

Aus dem Bildband "Kalinga Tattoos".
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Quelle: Lars Krutak

Tausende blutiger Stiche mit einer rasiermesserscharfen Nadel, etwa hundertmal pro Minute. Tapfer erträgt der junge Held die schmerzhafte Prozedur. Die Tätowierausrüstung von Whang-Od besteht aus einer Kokosnusschüssel, um Rußpigment und Wasser zu mischen, einer Orangendornnadel (lasi), die am Ende eines kleinen Bambusstängels befestigt ist, sowie einem weiteren kurzen Stängel, der zum Einklopfen des Dorns in die Haut benutzt wird.

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Quelle: Lars Krutak

Das südlichste Dorf des mystischen Tattoo-Territoriums der Kalinga: Bugnay. Es befindet sich, wie auch die anderen zehn Dörfer, in den entlegenen Bergen der nördlichen Philippinen.

Aus dem Bildband "Kalinga Tattoos".
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Quelle: Mark of the Four Waves Tribe

Die neue Frauengeneration: Samantha Maria, Kristin Tanpoco und Emily Baraan vom Stamm "Mark of the Four Waves Tribe", der die traditionelle Tätowierkunst der Kalinga bewahrt. Die natürliche Schönheit durch Tätowierschmuck hervorzuheben ist einer der wesentlichsten und ursprünglichsten Gründe für Tätowierungen bei den jungen, indigenen Filipina-Frauen.

Aus dem Bildband "Kalinga Tattoos".
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Quelle: Mark of the Four Waves Tribe

Auch außerhalb der Kalinga-Region ist sichergestellt, dass die Tätowiertraditionen der Kordillenvölker weiterleben. Dafür sorgen die Angehörigen des "Mark of the Four Waves Tribe" (Tatak Ng Apat Alon)-Stammes. Die Organisation junger filipino-amerikanischer Tattoo-Profis wurde 1998 in Los Angeles gegründet. Der Name des Stammes bezieht sich auf die vier Wellen von Einwanderern, die im Lauf von Jahrtausenden auf die Philippinen kamen und die reiche und vielfältige Kultur des Landes erschufen. Die neue Generation der Filipino-Amerikaner, zu der auch Oliver Evangelista gehört, will die überlieferten Körperkünste - inspiriert durch traditionelle Vorlagen - durch zeitgenössische Tätowierungen erhalten und erneuern.

Aus dem Bildband "Kalinga Tattoos"
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Quelle: Mark of the Four Waves Tribe

Gruppenbild mit den stammesältesten Frauen von "Mark of the Four Waves Tribe", Riazel Mayo und Naty Sugguiyao (vorne v.l.n.r.). Naty ist Vertreterin der Provinz in der nationalen Kommission für indigene Völker. Obwohl die Tätowierungen wegen ihrer außerordentlichen Schönheit geschätzt werden, bedeutet dies nicht, das sie sich mit der Mode ändern. Vielmehr fungieren sie als Brücken, die die Träger mit ihren Vorfahren und ihrer persönlichen Lebensgeschichte verbinden sollen.

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Auch im normalen Arbeitsalltag der "neuen Krieger" sichtbar: Die Arm-Tätowierungen der Gründer von "Mark of the Four Waves Tribe", Elle und Camilo.

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Quelle: Ivan Sarenas

Symbolische Übergabe an die neue Generation: Elle Festin wurde auf dem "Batok Festival" der Kalinga-Tätowierkunst 2008 eine historische Ehre zuteil - er durfte Whang-Od, die letzte Tätowierkünstlerin der Kalinga, tätowieren. Sie wählte einen gayaman (Tausendfüßler) als Motiv. Dieses Motiv passe gut zu ihr, meinte sie, da es ein Schutzsymbol wäre und vom rechten Arm des Tätowierers käme, dessen "Stärke" nun auf sie übergehen würde.

Aus dem Fotoband "Kalinga Tattoos".
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Quelle: Mark of the Four Waves Tribe

Elle Festin (li.) und Matt Whitmer vom Stamm "Mark of the Four Waves Tribe" in der Körperbemalung der traditionellen Krieger. Elle stammt ursprünglich aus Mindoro (Philippinen) und ist einer der Mitbegründer des in Kalifornien beheimateten Stammes. Auch er beherrscht die große Kunst des Tätowierens.

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Quelle: Mark of the Four Waves Tribe

Er gehört zur neuen Generation: Matt Whitmer von "Mark of the Four Waves Tribe". Obwohl es Stammesmitglieder aus allen Gesellschaftsschichten gibt - darunter Professoren, Ärzte, Chefköche, Polizisten, Hausmeister, Musiker, IT-Profis - ist der Sinn für Brüder- und Schwesternschaft ihr gemeinsames Merkmal. Er kommt mit ihren schwungvollen Tätowierungen zum Ausdruck. Sie werden heute nicht mehr als Erinnerung für kriegerische Heldentaten wie Kopfjagden oder Vergeltungsmorde angefertigt. Vielmehr sind sie selbstbewusstes Symbol zur Bewahrung einer kulturellen Tradition.

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Quelle: Mark of the Four Waves Tribe

Der Bildband "Kalinga Tattoos - ancient and modern Expression of the Tribal" ist bei Edition Reuss erschienen. Format 24,5 x 31,5 cm, 424 Seiten, ISBN 978-3-934020-86-3, Ladenpreis: 98 Euro.


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