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Kaltgemacht für schickes Mode-Comeback


Kaltgemacht für schickes Mode-Comeback

Pelz ist wieder en vogue: In einem Showroom im weltgrößten Auktionshaus für Pelze, "Kopenhagen Fur", sind klassische Pelzmäntel und exzentrische Kreationen aus Pelz und Strick zu sehen.
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Quelle: Fabian Bimmer/Reuters-bilder

Mode-Revival eines einst geächteten Accessoires In einem Showroom der "Kopenhagen Fur", dem weltgrößten Auktionshaus für Pelze, sind klassische Mäntel und exzentrische Kreationen aus Pelz und Strick zu sehen. Pelz ist wieder en vogue - und war in betuchten Kreisen ohnehin niemals aus der Mode. Während der Absatz von Pelzbekleidung in anderen europäischen Ländern stagniert, erlebt Dänemark als Europas größter Produzent von Nerzfellen einen regelrechten Boom. Dazu tragen auch die extremen Temperaturen und die Bildung einer neuen Schicht von Reichen in China und Russland bei - aus diesen Ländern kommt der Großteil der Kundschaft. In Europa werden Nerzfelle traditionell im Norden verarbeitet - und auch gezüchtet. In dieser Woche wurde beim dänischen Nachbarn, den Niederlanden, ein Gesetz verabschiedet, das die professionelle Zucht von Nerzen ab 2024 verbietet. Ob andere Länder nachziehen, ist allerdings ungewiss. Wie die meisten Nutztiere, werden auch Nerze zugunsten ökonomischer Aspekte unter unwürdigen Bedingungen "produziert".Ein Blick hinter die Kulissen des lukrativen Geschäfts mit dem kuscheligen Fell.

Das Unternehmen "Kopenhagen Fur" im dänischen Arhus produziert rund ein Viertel der Pelze, die auf dem Weltmarkt gehandelt werden.
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Quelle: Fabian Bimmer/Reuters-bilder

Die "Kopenhagen Fur" produziert im dänischen Arhus rund ein Viertel der Nerzfelle, die auf dem Weltmarkt gehandelt werden. Vor allem die Nachfrage aus China kann kaum mehr bedient werden: Denn in der rasant wachsenden Mittelschicht in China ist Pelzkleidung ein "Muss". Ob das auch so wäre, wenn die Pelzträger vor Ort sehen könnten, wie das kuschelige "Material" gezüchtet wird? Diese Graunerze stammen aus einer Farm, die sich in der Nähe der Hauptstadt Kopenhagen befindet.

Tierrechtler fordern seit längerer Zeit ein weltweites Verbot von Pelztierfarmen.
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Tierrechtler fordern seit längerer Zeit ein weltweites Verbot von Pelztierfarmen. Unter anderem mit der Begründung, dass für den Menschen keinerlei Notwendigkeit mehr bestehe, Pelze zu tragen und einhergehend Tiere dafür zu töten. Denn es werden mittlerweile hochwertige Fake-Fur-Artikel in sogenannter "Echtpelzqualität" produziert. Dass Menschen ausschließlich aus Prestige-Gründen Pelz tragen und eben hierfür Lebewesen sterben müssten, beklagen die Tierschützer ebenfalls.

Außerdem stehen Pelztierfarmen vielerorts unter Verdacht, Tieren aus ökonomischen Gründen unverhältnismäßig viel Leid zuzufügen.
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Außerdem stehen Pelztierfarmen vielerorts unter Verdacht, Tieren aus ökonomischen Gründen unverhältnismäßig viel Leid zuzufügen. Darunter fallen Vorwürfe wie das Halten von Tieren in viel zu kleinen Käfigen, die vom natürlichen Streifgebiet des Nerzes im Einzelfall um das zehn-millionenfache unterschritten werden. Nach einer Empfehlung der "European Fur Breeders' Association" sollte die Höhe eines Käfigs mindestens 45 Zentimeter und der Innenraum 2550 Quadratzentimeter betragen. Doch der Platz in den kleinen Käfigen mit Böden aus dünnem Drahtgitter variiert je nach Tierart zwischen 0,1 und 0,5 Quadratmetern.

"Silverblue" wird die Farbe dieser Nerzfelle genannt. Für einen Nerzmantel müssen 40 bis 60 Nerze sterben. In Deutschland wurden 2011 rund 400.000 Felle verarbeitet
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"Silverblue" wird die Farbe dieser Nerzfelle genannt. Für einen Nerzmantel müssen 40 bis 60 Nerze sterben. In Deutschland wurden 2011 rund 400.000 Felle verarbeitet.

Kopenhagen Fur öffnet nur fünfmal im Jahr seine Türen. In dieser Zeit werden Felle im Wert von mehr als 130 Millionen Euro verkauft.
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Nerzfelle werden auf dem Weg vom Züchter zum Großhandel oder Produzenten fast ausschließlich über Auktionen gehandelt. Das Auktionshaus "Kopenhagen Fur" öffnet nur fünfmal im Jahr seine Türen. In dieser Zeit werden dort Felle im Wert von mehr als 130 Millionen Euro verkauft. Doch längst sind nicht nur Standardnerzfelle in dunkelbraun oder schwarz zu haben, der Farbgebung der Pelze sind keine Grenzen gesetzt.

Nerzfelle werden gefärbt oder es werden entsprechende Genmutationen gezüchtet.
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Je nach Zweck und Wertigkeit werden eingefärbte Nerzfelle oder entsprechend gezüchtete Genmutationen angeboten. Der erste Mantel aus einem Nerz mit der Fellfarbe "Silverblue" beziehungsweise Platinum-Nerz wurde auf einer New Yorker Wohltätigkeitsveranstaltung zu dem damaligen Rekordpreis von 18.000 Dollar verkauft. Dieser blaugraue Farbton war die erste Mutationsfarbe, deren Weiterzucht, auf der Farm von W. Whittingham in Wisconsin, planmäßig betrieben wurde. Die Farbe Violet wurde 1958 als neue Mutation aus der Gruppe der "Azurène" angeboten. Die Züchterorganisationen vermarkten ihre Fellfarben unter teils unterschiedlichen Handelsnamen.

Grundsätzlich unterscheidet man "Males"-Fell männlicher Tiere.
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Man unterscheidet zwischen dem Fell der weiblichen und der männlicher Tiere. Diese sind rund ein Drittel größer, langhaariger und dickledriger und etwas schwerer als die Felle weiblicher Nerze. Eine weitere Klassifizierung erfolgt nach Größen, gemessen wird von der Nasenspitze bis zum Schweifansatz. Die einzelnen Bereiche des Fells, die "Nerzstücke", werden in fünf Kategorien eingeteilt. Die Nerzschweife beispielsweise werden zu Bodies oder Tafeln vorkonfektioniert. Hierbei wird die trapezförmige Form zuvor durch das Zwischennähen schmaler, keilförmiger Lederstreifen, den Galons, zum Rechteck ausgeglichen. Zwischen 1950 und 1980 wurden die Schweife auch häufig zu Kappen und Besätzen verarbeitet.

Anfang bis Ende März ist die Zeit der Fortpflanzung: Für einige Stunden setzt der Züchter ein Weibchen und ein Männchen zusammen in einen Käfig.
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Anfang bis Ende März ist die Zeit der Fortpflanzung: Für einige Stunden setzt der Züchter ein Weibchen und ein Männchen zusammen in einen Käfig. Vier bis sechs Wochen später werden im Schnitt fünf Welpen geboren. Nach sechs bis acht Wochen wird der Nachwuchs von den Müttern getrennt. Im Herbst beginnt der Fellwechsel, damit wird auch das nahende Ende eingeläutet: In den letzten Monaten des Jahres, wenn das Fell am besten entwickelt ist, werden die Pelze "geerntet".

Diese dänischen Nerze werden ausschließlich in trockener Umgebung gehalten.
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Die dänischen Nerze werden ausschließlich in trockener Umgebung gehalten. Doch die Tiere lieben Wasser und baden gerne darin. Diese Tatsache hat wenigstens für die Nerzzucht in Deutschland Konsequenzen: Im Dezember 2011 erklärte Juliane Rumpf, Umweltministerin von Schleswig-Holstein, Pelztiere seien keine Nutz- sondern Wildtiere. Damit begründete sie in Deutschland die neuen Gesetzesvorgaben für mehr Platz und Schwimmbecken bei der Nerzzucht. Forscher der Tierärztlichen Fakultät in München können das bestätigen: Im Rahmen einer vierjährigen Studie beobachteten sie ein Jahr lang das Verhalten von Nerzen in entsprechend ausgestatteten Freilandgehegen: Die Tiere schwammen und tauchten - im Teich, in der Rinne und im Bach - auch im Winter. Ab 2017 sieht das Gesetz in Deutschland deshalb auch ein Schwimmbecken im Nerzgehege vor.

In Dänemark sind Nerzfarmen über die ganze Insel verteilt. Man erkennt sie an den langen, flachen Käfig-Bauten.
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Bis zu 85 Prozent aller verkauften Pelzprodukte, einschließlich Mäntel, Jacken, Kragenbesätze und sonstigen Accessoires, stammen von Tieren aus Pelzfarmen. Bei Farmnerzen handelt es sich grundsätzlich um den sogenannten Amerikanischen Mink (mustela vison). In Dänemark sind Nerzfarmen über die ganze Insel verteilt. Man erkennt sie an den langen, flachen Käfig-Bauten. Nach Angaben der Tierschutzorganisation PETA "leiden und sterben 15 Millionen Nerze jedes Jahr auf Dänemarks Pelzfarmen, mehr als in jedem anderen Land der Erde." Ein bedeutender Anteil der dänischen Pelzproduktion - der größten weltweit - findet sich in Deutschlands Boutiquen und Versandhäusern wieder.


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