Amazon versprach "die größte Angebotsaktion aller Zeiten" – mit Rabatten von bis zu 50 Prozent, bei "weltweit über 100.000 Angeboten": Am 12. Juli war "Prime-Day", der Tag der vermeintlichen Riesenschnäppchen. Die Verbraucherschutzzentrale jedoch stellt nüchtern fest: Der Onlineriese war keineswegs so spendabel wie es schien.
Zum einen vergleicht Amazon die angeblichen "Hammerpreise" oft mit den unverbindlichen Preisempfehlungen (UVP) der Hersteller. Doch für eine Orientierung ist das untauglich: Fast alle Händler streichen die Originalpreise sofort wieder und ersetzen sie durch marktübliche Straßenpreise.
Verbraucherzentrale nimmt Schnäppchen unter die Lupe
Von den Schnäppchenpreisen sollten Nutzer sich daher nicht blenden lassen. Schon mehrmals hat die Verbraucherzentrale NRW per Stichprobe gezeigt: Zieht man statt der UVP die üblichen Preise als Vergleich heran, schrumpfen die Amazon-Rabatte von rund 50 Prozent schnell auf weniger als 20 Prozent.
Noch ominöser wird es, wenn Amazon sich auf fiktive "statt"-Preise bezieht – diese überteuerten Beträge verlangt kein Händler – und schon gar nicht der Branchenriese selbst.
Abverkauf von Ladenhütern am Amazon Prime Day?
Außerdem, so die Verbraucherschützer, dienen Rabatt-Aktionen wie der Prime-Day häufig nur dem Abverkauf von Ladenhütern. So taucht bei technischen Geräten immer wieder der kleine Hinweis auf: "Für diesen Artikel ist ein neueres Modell vorhanden."
Von 100 Produkten, die die Verbraucherschützer überprüften, waren gerade einmal sechs aktuell in den Top 10 der jeweiligen Bestsellerliste auf Amazon.
Angebote gelten nur für Prime-Mitglieder
Doch mancher Kunde lässt sich auch von den Angeboten unter Druck setzen: Denn Prime-Day-Produkte sind zeitlich begrenzt und verschwinden bei Ausverkauf. Dazu kommen längst nicht alle Kunden in den Schnäppchen-Genuss. Nur Prime-Kunden dürfen "exklusiv" zuschlagen.
Sind die "Mega-Angebote" also in erster Linie ein Köder für noch mehr Prime-Mitgliedschaften? Zumindest dürften zusätzliche Prime-Kunden sehr willkommen sein. Sie zahlen 49 Euro im Jahr an das Online-Verkaufshaus und bekommen dafür viele Artikel ohne Versandkosten zugeschickt. Außerdem dürfen sie eine Reihe von Filmen und Serien kostenlos streamen.
Kostenlose Preissuchmaschinen nutzen
Die Verbraucherschützer empfehlen, angesichts der Marktschreier-Methoden erst einmal einen kühlen Kopf zu bewahren. Vor dem schnellen Klick auf den Kaufen-Button sollte man mit kostenlosen Preissuchmaschinen überprüfen, was andere Händler verlangen.
Und selbst wenn man beherzt den "Kaufen"-Button gedrückt hat: Grundsätzlich kann auch das Widerrufsrecht helfen, um aus dem Kaufvertrag wieder heraus zu kommen. Amazon gesteht Kunden sogar ein 30-tägiges Rückgaberecht zu. Allerdings können dann Kosten für den Rückversand anfallen.
Zu oft sollten die Prime-Kunden das allerdings nicht machen. Denn Amazon kündigt kritischen Kunden, die zu viel retournieren, gerne mal die Mitgliedschaft.
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