PC-Viren-Alarm im Krankenhaus: Eine Schadsoftware hat das Computersystem eines Krankenhauses lahm gelegt, berichtet der US-Nachrichtensender WSB-TV. Für mehrere Tage mussten Patienten auf andere Hospitäler ausweichen – lediglich extreme Notfälle wurden in die Notaufnahme des Krankenhauses im US-Bundesstaat Georgia gelassen.
In nur kurzer Zeit legte der bislang unbekannte Computer-Virus das komplette Computernetzwerk des Gwinnett Medical Center in der Kleinstadt Lawrenceville lahm. Um Unterlagen und Informationen zwischen der Aufnahme und den einzelnen Krankenstationen auszutauschen, musste das Krankenhaus auf altbewährte Mittel wie Zettel und Laufboten umsteigen. Laut der Krankenhaussprecherin Beth Okun beeinträchtigte dies aber nicht Pflege der Patienten. Mit Ausnahme von extremen Notfällen verhängte das Medical Center eine Aufnahme-Sperre für neue Patienten. Knapp drei Tage nach der Entdeckung des Virus nahm das Krankenhaus auch weniger kritische Notfälle wieder auf. Im Computersystem gespeicherte Krankenakten gingen bei dem Vorfall angeblich nicht verloren.
Sicherheitsexperte vermutet Windows 95
Wie der Schädling in das Computernetzwerk eindringen konnte, ist bislang unklar. Das Medical Center hat nach eigenen Angaben eine IT-Firma damit beauftragt, die Ursache des Zwischenfalls herauszufinden. Während noch keine näheren Informationen über den PC-Schädling vorliegen, erregte der Zwischenfall Besorgnis bei Sicherheitsexperten wie Chester Wisniewski von der Sicherheitsfirma Sophos. Laut Wisniewski setzen medizinische Einrichtungen oft veraltete Betriebssysteme wie Windows 95 ein. Neuere und besser geschützte Betriebssysteme werden meist nicht von allen Krankenhausgeräten unterstützt. So sei es durchaus möglich, dass sogar ein gut erforschter PC-Schädling wie der Conficker-Wurm, das Computernetzwerk in Lawrenceville lahmlegte.
Ähnliche Vorfälle wie in dem Medical Center von Lawrenceville gab es bereits wiederholt. Erst vor wenigen Wochen legte ein Virus den Notruf in Neuseeland lahm. Anfang des Jahres fiel ein Notrufsystem im Südosten Australiens einem Computervirus zum Opfer. Auch eine Klinik in den Niederlanden wurde bereits von einem PC-Schädling heimgesucht und musste den Betrieb daraufhin stark einschränken. Wisniewski zweifelt daran, dass "wir das letzte Mal von einem derartigen Vorfall gehört haben".