Überschuldungsreport 2025 Darum geraten immer mehr Menschen in die Schuldenfalle

Überschuldung trifft längst nicht nur Geringverdiener. Welche Ursachen besonders häufig dahinterstecken, legt eine aktuelle Analyse offen.
Überschuldung bleibt auch 2025 ein ernstes gesellschaftliches Problem. Steigende Lebenshaltungskosten, unsichere Arbeitsverhältnisse und unzureichende soziale Absicherung bringen viele Haushalte an ihre Grenzen. Wer den Überblick über seine Finanzen verliert, gerät oft in einen Teufelskreis aus Mahnungen, Zahlungsrückständen und wachsendem Druck.
Dabei ist Überschuldung nicht nur eine Frage individueller Fehler, sondern spiegelt auch strukturelle Probleme wider, angefangen bei ungleichen Chancen bis hin zu fehlender Unterstützung in Krisenzeiten. Besonders auffällig: Gesundheitliche Probleme gelten mittlerweile als häufigster Auslöser für finanzielle Schieflagen.
Überschuldung 2025 weiter gestiegen
Seit 2008 veröffentlicht das Institut für Finanzdienstleistungen (IFF) jedes Jahr einen Überschuldungsreport. Für die aktuelle, mittlerweile 19. Ausgabe werteten die Forscher insgesamt 213.102 Beratungsfälle aus den Jahren 2013 bis 2024 aus. Allein im Jahr 2024 kamen 31.625 neue Fälle hinzu. Die Daten stammen aus 120 Schuldnerberatungsstellen in allen Bundesländern.
Auch wenn es sich nicht um eine repräsentative Stichprobe handelt, bieten jedoch die breite Beteiligung und die hohe Detailtiefe der Informationen ein sehr genaues Bild der Überschuldungssituation in Deutschland.
Wann spricht man von Überschuldung?
Eine einheitliche Definition gibt es nicht, doch zwei Ansätze helfen bei der Orientierung. Im Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung heißt es, dass Überschuldung vorliegt, wenn Einkommen und Vermögen trotz reduzierten Lebensstandards dauerhaft nicht ausreichen, um fällige Forderungen zu begleichen. Das heißt in der Praxis: Ein Haushalt gilt als überschuldet, wenn nach Abzug aller fixen Lebenshaltungskosten und des Lebensbedarfs kein Geld mehr übrig bleibt, um laufende Verbindlichkeiten zu bedienen – es tritt Zahlungsunfähigkeit ein.
Wirtschaftliche Probleme erhöhen gesundheitliche Risiken
Das Jahr 2024 stand im Zeichen einer schwachen Konjunktur, während die Inflation bereits rückläufig war. Für viele Haushalte bedeutete das: weniger Einkommen bei gleichzeitig hohen Belastungen. Während in den Vorjahren vor allem steigende Energie- und Lebensmittelpreise ins Gewicht fielen, rückt nun die unsichere Wirtschaftslage stärker in den Vordergrund. Wer weniger verdient, hat auch weniger Spielraum für unvorhergesehene Ausgaben – eine Entwicklung, die viele Menschen direkt in die Schuldenfalle führt.
Besonders deutlich zeigt sich im Report der Zusammenhang zwischen finanziellen Schwierigkeiten und gesundheitlichen Problemen. Krankheit ist mit 17,6 Prozent die häufigste Ursache von Überschuldung. Unter diesen Begriff fallen nicht nur körperliche und psychische Erkrankungen, sondern auch Sucht und Unfallfolgen.
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Damit wird klar: Wer gesundheitlich ausfällt, läuft schnell Gefahr, den Überblick über seine Finanzen zu verlieren. Fehlende Einnahmen, steigende Kosten und eingeschränkte Handlungsmöglichkeiten verstärken die Probleme zusätzlich.
Schulabbrecher und Singles besonders gefährdet
Der Erhebung zufolge sind Menschen ohne Schulabschluss sowie Alleinerziehende besonders gefährdet. "Singles trifft der Anstieg der Lebenshaltungskosten besonders hart. Sie schultern ihre Fixkosten allein – oft ohne Puffer für Krankheit oder Jobverlust. Mit Kindern im Haushalt verschärft sich die Situation zusätzlich", macht die IFF-Direktorin Sally Peters, Co-Autorin der Studie, deutlich.
Singles suchen auch häufiger Hilfe bei Schuldnerberatungsstellen in Deutschland als andere Bevölkerungsgruppen. Mehr als jede zweite Rat suchende Person (51,2 Prozent) lebte allein in einem Haushalt, wie das Statistische Bundesamt auf Basis von Daten für das Jahr 2024 mitteilte.
Auch beim Bildungsniveau zeigen sich deutliche Unterschiede. Während in der Gesamtbevölkerung nur etwa fünf Prozent keinen Schulabschluss haben, liegt dieser Anteil unter den Ratsuchenden bei fast 18 Prozent. Die finanziellen Möglichkeiten sind entsprechend eingeschränkt: Das mittlere verfügbare Einkommen liegt laut Report bei nur 990 Euro. Viele Ratsuchende bewegen sich damit deutlich unterhalb des gesellschaftlichen Durchschnitts.
Insolvenz häufig als letzter Ausweg
Viele Betroffene suchen erst dann Hilfe, wenn die Schuldenlast bereits stark angewachsen ist. Das zeigt sich auch in den Ergebnissen der Beratungsstellen: In fast der Hälfte aller Fälle mündet der Prozess schließlich in ein Insolvenzverfahren – konkret bei 44,5 Prozent der Ratsuchenden. Damit bleibt der Schritt vor Gericht oft der letzte Ausweg, wenn andere Lösungen nicht mehr greifen.
Die Dauer der Beratung verdeutlicht, wie komplex die Verfahren sind. Im Jahr 2024 lag die mittlere Beratungszeit bei 124 Tagen. Das bedeutet: Wer Unterstützung sucht, muss Geduld mitbringen – und erhält dennoch eine wichtige Chance, wieder Ordnung in die eigenen Finanzen zu bringen.
- iff-Überschuldungsreport 2025
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa



