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Bitcoin führt Kryptomärkte auf Rekordkurs: Kommt die Jahresendrallye?


Nach dem Höhenflug
Droht Bitcoin jetzt die große Korrektur?


07.10.2025Lesedauer: 5 Min.
Bitcoin-Münze entsteht aus flüssigem GoldVergrößern des Bildes
Bitcoin-Münze formt sich aus flüssigem Gold (KI-Symbolbild): Ist die älteste Kryptowährung der Welt der neue Goldstandard?
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Schwächelnde Wirtschaft, politische Umbrüche und neue Rekorde: Für Bitcoin und Co. ist das Jahr noch längst nicht entschieden. Kommt jetzt der große Durchbruch oder die Korrektur?

Die Kryptomärkte haben mit einer Marktkapitalisierung von 4,24 Billionen US-Dollar ein neues Allzeithoch erreicht. Bitcoin (BTC) kletterte am vergangenen Wochenende über die Marke von 125.000 US-Dollar – ein Plus von acht Prozent. Auch Ethereum (ETH) legte um zehn Prozent zu. Am Wochenbeginn setzte die älteste und bekannteste Digitalwährung Bitcoin ihre Rekordjagd fort: Auf der Handelsplattform Bitstamp erreichte sie knapp 125.900 US-Dollar.

Hinter der Rallye stehen wachsende Erwartungen, dass die US-Notenbank Fed bei ihrer nächsten Sitzung am 29. Oktober die Zinsen erneut senkt. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten fielen schwächer aus als prognostiziert, und niedrige Zinsen bedeuten in der Regel mehr Liquidität für die Märkte. Doch ob die Kursgewinne nachhaltig sind, bleibt offen. Denn mehr Geld im Umlauf schützt nicht vor Rezessionsängsten oder einer tatsächlich nachlassenden Wirtschaftskraft.

Bitcoin

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Aktuelles ChartZeitraum 5 Jahre02:00 UhrBison
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2025

Politische Unsicherheit als Kurstreiber

"Der aktuelle US-Shutdown hat die Märkte in Unsicherheit versetzt und die zwiespältige Rolle von Kryptowährungen offengelegt", erklärt Ulli Spankowski, CEO und Mitgründer der Kryptohandelsplattform Bison. Auch in Europa verschärft sich nach dem Rücktritt des französischen Premierministers Sébastien Lecornu die politische Instabilität, was die Nervosität weiter erhöht.

Einerseits führe die institutionelle Lähmung in den USA zu kurzfristigen Schwankungen und Regulierungsverzögerungen, da Behörden wie die Börsenaufsicht SEC im Stillstand verharrten, sagt Spankowski. "Andererseits treibt der Vertrauensverlust in traditionelle Instrumente wie US-Dollar und Staatsanleihen Anleger in alternative Anlageklassen. Bitcoin und Ethereum profitieren derzeit deutlich von diesem 'Sicherer-Hafen'-Trend."

Simon Peters, Kryptoanalyst beim Onlinebroker eToro, verweist zudem auf schwache US-Arbeitsmarktdaten: "Statt eines erwarteten Anstiegs um 50.000 Stellen kam es laut ADP-Daten zu einem Rückgang um 32.000." Zugleich hätten aber Spot-Bitcoin-ETFs in der vergangenen Woche Nettozuflüsse von 3,24 Milliarden US-Dollar verzeichnet – der zweithöchste Wochenwert aller Zeiten.

Bitcoin läuft parallel zu Gold

Nicht nur Kryptowährungen, auch Gold legte zuletzt zu – auf über 3.950 US-Dollar pro Unze. "Bitcoin positioniert sich durch die Kursgewinne als unabhängige, dezentralisierte Alternative in Zeiten institutioneller Unsicherheit", so Spankowski weiter. Kryptowährungen würden zunehmend als Absicherungsinstrument wahrgenommen, auch wenn sie weiterhin starken Schwankungen unterliegen.

Und Kryptoexperte Timo Emden ergänzt: "Anleger trennen sich in solchen Phasen häufig von klassischen Währungen wie Dollar, Euro oder Yen und setzen stattdessen auf digitale Werte. Bitcoin gilt als begrenzter, dezentraler Vermögenswert jenseits der traditionellen Märkte."

Historisch gute Chancen für eine Jahresendrallye

Der September gilt traditionell als schwieriger Monat für Kryptowährungen. Johanna Beelitz vom Kryptovermögensverwalter Valour erinnert: "Nach einer starken Sommerperformance ist im Herbst meist die Luft raus. Rückblickend war der September einer der schwächsten Monate für den Kryptomarkt."

Doch die Statistik macht Hoffnung: "Seit 2013 stieg Bitcoin im vierten Quartal im Durchschnitt um rund 85 Prozent, Ethereum seit 2016 um etwa 23 Prozent", sagt Beelitz. Zwar seien das keine Prognosen, "aber wenn Krypto läuft, dann häufig spät im Jahr."

Auch Simon Peters sieht für den in der Kryptoszene genannten 'Uptober' gute Chancen: "Aufgrund der positiven Risikostimmung und erwarteter Zinssenkungen stehen die Zeichen gut, dass die Rallye anhält und wir neue Allzeithochs noch im Laufe des Monats sehen."

Rückenwind durch ETFs und Krypto-Treasuries

Neben saisonalen Effekten sprechen auch fundamentale Gründe für eine bullische Jahresendrallye. Laut Beelitz führt ein schwächerer Dollar zusammen mit sinkenden Zinsen zu mehr Liquidität. Ein klassischer Rückenwind für risikoreichere Anlagen wie Bitcoin.

Zudem profitieren Kryptowährungen von steigenden Investitionen in Krypto-ETFs und Digital Asset Trusts (DATs), also Unternehmen, die Kryptowährungen in ihre Bilanz aufnehmen, sogenannte Krypto-Treasury-Unternehmen. Diese Nachfrage stabilisiert die Kurse von Bitcoin und Ethereum.

Doch nur wenige Firmen haben es bisher geschafft, ihren Unternehmenswert tatsächlich an ihre Kryptobestände zu koppeln, so etwa Strategy mit rund 632.000 BTC, Bit Digital mit über 121.000 ETH oder das japanische Metaplanet mit etwa 30.800 BTC. Viele andere Unternehmen, die mit derselben Strategie werben, leiden unter einer schwachen Nachfrage nach ihren Aktien. Grund: Anleger sind weniger bereit, in solche Unternehmen zu investieren, weil sie deren Geschäftsmodell für riskant halten. Ob die Treasury-Strategie also aufgeht, bleibt abzuwarten.

Regulatorische Signale aus den USA

Seit der Amtsübernahme durch Donald Trump im vergangenen Jahr kommen aus Washington positive Impulse für die Kryptomärkte. "Politisch sehen wir derzeit ein Umfeld, das ein bullisches Szenario unterstützt", beobachtet Beelitz. Die Trump-Regierung hat ein Stablecoin-Gesetz verabschiedet, das digitale, an den US-Dollar gekoppelte Token reguliert. Zudem hält die US-Regierung rund 200.000 BTC im Wert von etwa 24 Milliarden US-Dollar aus beschlagnahmten Beständen. Ein symbolisches Signal dafür, dass Bitcoin politisch ernst genommen wird.

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Demnächst könnte im Senat ein neues Marktstrukturgesetz verabschiedet werden, das klare Regeln für digitale Vermögenswerte schaffen soll. Es sieht die Einrichtung eines gemeinsamen Digital-Asset-Beirats der Wertpapieraufsicht (SEC) und der Regulierungsbehörde für Rohstoffe und Optionen (CFTC) vor.

Das politische Klima bleibt also kryptofreundlich, auch weil prominente Akteure entsprechende Projekte öffentlich unterstützen, darunter Mitglieder der Trump-Familie. Doch es gibt Unsicherheiten: Sollte sich die Gesetzgebung verzögern, könnte regulatorische Klarheit erst 2026 kommen. Das wäre riskant für die Bewertung am Kryptomarkt.

Blockchain-Boom: Stablecoins auf Rekordniveau

Ebenso rasant schreitet die Integration der Blockchain-Technologie in den globalen Zahlungsverkehr voran. Die Marktkapitalisierung von Stablecoins hat erstmals die Marke von 300 Milliarden US-Dollar überschritten – ein Rekordwert.

Angeführt wird der Markt von USDT des US-Herausgebers Tether mit 176 Milliarden US-Dollar (58 Prozent Marktanteil), gefolgt von USDC des Unternehmens Circle mit 74 Milliarden US-Dollar. Stablecoins dienen als Liquiditätsinstrument im Handel, bei Krediten und Zahlungen, ohne dass Anleger in Fiatwährungen wechseln müssen, also in nationale Zahlungsmittel wie Euro oder US-Dollar.

"Mehrere Fintechs planen eigene oder weitere Blockchain-Projekte, darunter Stripe, Circle und Robinhood", sagt Beelitz. Auch Visa arbeitet an der Integration von Stablecoins. Zwar beeinflusst das kurzfristig kaum die Preise digitaler Anlagen, "doch langfristig sorgt es für steigende Krypto-Adaption und wachsende Handelsvolumina."

Ein Bericht des US-Finanzministeriums erwartet bis 2028 eine Versechsfachung der Stablecoin-Marktkapitalisierung auf bis zu zwei Billionen US-Dollar.

Ethereum: Warten auf das "Fusaka"-Upgrade

Auch bei Ethereum steht ein wichtiger technischer Schritt bevor: Das geplante Upgrade "Fusaka" soll im vierten Quartal die Skalierbarkeit und Effizienz des Netzwerks verbessern. Erfolgreiche Upgrades wirkten in der Vergangenheit oft als Vertrauensschub. Weniger aufgrund unmittelbarer Effekte, sondern weil es technologische Stabilität signalisiert. Verzögerungen hingegen könnten das derzeitige Momentum bremsen.

Ethereum

2.670,17 EUR-8,03%
Aktuelles ChartZeitraum 1 Jahr02:05 UhrBison
Ethereum Krypto
Hoch
4.096,94
Zwischenwert Hoch / Mittel
3.407,91
Mittel
2.718,88
Zwischenwert Mittel / Tief
2.029,85
Tief
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Jan '25Apr '25Jul '25Okt '25

Risiken: Rezession, Inflation und Gewinnmitnahmen

Trotz aller Euphorie sehen Experten auch Gefahren für eine Kurskorrektur bei Kryptowährungen – und zwar nicht nur bei Bitcoin und Ether. Sinkende Leitzinsen bedeuten zwar mehr Geld im Markt, können aber auch auf eine beginnende Wirtschaftsschwäche hindeuten.

"Das Rezessionsrisiko steigt derzeit, und in solchen Phasen sinkt die Risikoneigung erfahrungsgemäß schnell", warnt Beelitz. Hinzu komme Trumps erratische Zollpolitik, die die Inflation in den USA wieder antreiben könnte auf etwa drei Prozent. Für hoch bewertete Risikoanlagen wäre das eine Belastungsprobe.

Auch die massiven Zuflüsse in Krypto-ETFs können sich rasch umkehren, wenn Anleger Gewinne realisieren. Dann drohen abrupte Kursrückgänge. "Angesichts der ambitionierten Kurshöhen sollten sich Investoren auf mögliche Gewinnmitnahmen einstellen", sagt unter anderem Experte Timo Emden. Ein Rückgang des Bitcoin-Kurses unter 120.000 US-Dollar wäre daher keine Überraschung.

Fazit: Zwischen Euphorie und Realität

Im vierten Quartal kommen also viele Faktoren zusammen, die für künftig steigende Kurse sprechen: mehr Liquidität, technologische Fortschritte und politische Unterstützung. Doch kann sich die Kurssteigerung schnell umkehren, wenn die Konjunktur kippt oder Regulierungsbemühungen aufgeschoben werden.

Verwendete Quellen
  • Kommentare von Johanna Belitz vom Krypto-ETP Anbieter Valour, Timo Emden von Emden Research, Ulli Spankowski von der Krypto-Trading-Plattform Bison, Simon Peters von der Handels- und Investitionsplattform eToro
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