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Stromkunden in Deutschland: Regierung äußert sich zu Strompreis


Energiepolitik
Diese Regel kostet Stromkunden Milliarden

Von afp, wal

Aktualisiert am 16.08.2025Lesedauer: 3 Min.
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Das Stromnetz soll ausgebaut werden: Die Erzeugung von erneuerbarem Strom findet regional sehr unterschiedlich statt. (Quelle: IMAGO/Rene Traut/imago)
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Windkraft im Norden, Gaskraft im Süden – und überall der gleiche Preis: Die Entscheidung der Bundesregierung sorgt für Streit.

Die Bundesregierung will entgegen der Forderung aus nördlichen Bundesländern die einheitliche Strompreiszone in Deutschland beibehalten. "Wie im Koalitionsvertrag bekräftigt, plant die Bundesregierung, an der einheitlichen deutschen Strompreiszone festzuhalten", sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.

Damit stellt sich die Regierung hinter die Forderungen aus dem Süden und Westen des Landes, die Strompreise überall im Land gleich zu halten, statt regionale Unterschiede zu berücksichtigen, wie sie die EU und die nördlichen Bundesländer befürworten würden.

Strompreis bildet Realität nicht ab

Bislang gibt es bundesweit eine sogenannte Gebotszone für Strom. Der Großhandelspreis ist deshalb in ganz Deutschland derselbe. Er bildet sich auf Basis der günstigsten Stromproduktion, dies ist häufig Windenergie aus den nördlichen Bundesländern. Der Süden profitiert dann von den günstigen Preisen – obwohl er de facto den günstigen Strom nicht nutzen kann und stattdessen Strom mit teurerem Gas erzeugen muss.

Das stößt zunehmend auf Kritik. Es kommt mittlerweile regelmäßig vor, dass im Norden oder Osten so viel Strom aus Erneuerbaren erzeugt wird, dass die Energieunternehmen sogenannte Redispatch-Maßnahmen ergreifen müssen, also: Die Windkraftanlagen werden im Norden und Osten gedrosselt, dafür werden die Gaskraftwerke im Süden angeworfen, die den Strom in die Region liefern. Weil aber theoretisch so viel erneuerbarer Strom erzeugt wird, sinkt der Strompreis für alle – obwohl gleichzeitig teurer Strom aus Gas erzeugt werden muss.

Dieser Redispatch kostet Milliarden: 2024 waren es 2,7 Milliarden Euro, die die Stromunternehmen an die Kunden in Form der Netzentgelte weitergereicht haben.

Union setzte sich gegen die SPD durch

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU), Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) hatten deshalb in dieser Woche die Forderung bekräftigt, kleinere Strompreiszonen zu schaffen. Angebot und Nachfrage könnten sich dann lokal besser anpassen, Kosten für nicht ausreichende Übertragungsnetzkapazitäten würden entfallen. Das hatte im Mai auch das Europäische Netzwerk der Übertragungsnetzbetreiber für Elektrizität (ENTSO-E) gefordert: Bis zu fünf Strompreiszonen wären in Deutschland ihrer Ansicht nach sinnvoll.

In den Koalitionsverhandlungen hatte sich die SPD dafür eingesetzt, Veränderungen am Status quo zumindest zu prüfen. Am Ende setzten sich CDU und vor allem CSU aber durch, im Koalitionsvertrag heißt es: "Wir halten an einer einheitlichen Stromgebotszone fest."

Auf den Koalitionsvertrag verwies auch das Wirtschaftsministerium von Katherina Reiche (CDU). Insgesamt stärke die einheitliche Stromgebotszone den Wirtschaftsstandort Deutschland, sagte ihr Sprecher. Sie "führt zu einem liquiden Strommarkt, der es allen Strommarktakteuren ermöglicht, sich kosteneffizient gegen zukünftige Strompreisschwankungen abzusichern".

Bayern hat Windkraft lange blockiert

Im Süden und vor allem in Bayern und Baden-Württemberg wurde der Zubau mit Windkraftanlagen lange blockiert, in Bayern galt beispielsweise bis 2022 die sogenannte 10H-Regel, die den Bau von Windrädern enorm erschwerte. Die Regel besagte, dass ein Windrad einen bestimmten Abstand (10-mal die Höhe des Windrads) zu einer Siedlung einhalten müsste. Eine neue Version der 10H-Regel gilt seit November 2022 und sieht dadurch mehr Ausnahmen vor.

Darüber hinaus hat es lange Verzögerungen beim Ausbau der Stromnetze gegeben – der Strom kann also nicht vom windstarken Norden in den Süden gebracht werden. Bis 2028 soll eine neue Stromtrasse, SuedLink, fertiggestellt werden und genau diese Aufgabe übernehmen. Eine weitere Trasse, SuedOstLink, soll in den 2030er-Jahren fertig werden. Bis dahin wird es weiterhin den Redispatch geben müssen – es sei denn, die Strompreistrennung wird doch noch durchgeführt.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur afp

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