Nach Insolvenz Beliebter Ferienpark muss schließen

Der Hunsrück zwischen Rhein und Mosel gilt als Naherholungsgebiet. Nun macht der Ferienpark Hambachtal dicht – auch ein Ausdruck der Tourismuskrise in der Region.
Insolvenzverwalterin Annemarie Dhonau fasst es so zusammen: "Der Park ist ein Fass ohne Boden", sagt die Rechtsanwältin dem Südwestrundfunk (SWR). Erst im vergangenen Monat meldete der Ferienpark Hambachtal Insolvenz an, Dhonau wurde als Insolvenzverwalterin eingesetzt. Nun ist klar: Das in die Jahre gekommene Refugium muss zum 30. September schließen.
Mehr als vierzig Jahre ist die Ferienanlage zwischen Rhein und Mosel alt. Zahlreiche Investitionen wären notwendig. Allein um das Schwimmbad in Schuss zu bringen, wären rund 200.000 Euro nötig gewesen. "Stattdessen wurde herumgewurstelt", sagte Dhonau dem Lokalsender SWR: "Immer wieder kleine Wartungen und Reparaturen, statt den Sanierungsstau anzugehen."
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Die erfahrene Juristin machte auch dem Alt-Betreiber heftige Vorwürfe. "Wenn man früher reagiert hätte, hätten wir den Betrieb vielleicht noch fortführen können." Doch wurden etwa Stromrechnungen nicht bedient, der Anbieter stoppte die Lieferung. Dhonau: "Erst als es gar nicht mehr vor oder zurück ging, haben sie dann einen Insolvenzantrag gestellt."
Krise an Rhein und Mosel hält schon lange an
Knapp 90 Beschäftigte müssen nun um ihre Zukunft bangen. "Es tut mir im Herzen weh", so Dhonau: "Für die Mitarbeiter und für die ganze Region."
Der Hunsrück liegt malerisch zwischen Rhein und Mosel. Regisseur Edgar Reitz setzte ihm mit der Filmreihe "Heimat" ein kleines Denkmal. Der Ballungsraum Rhein-Main um Frankfurt sowie die Millionenstadt Köln und das wohlhabende Großherzogtum Luxemburg liegen nahe. Doch kämpft die Region seit Jahren mit dem touristischen Niedergang. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" bilanzierte zum Urlaub in der Gegend schon vor Jahren: "Beginnt man seine Mosel-Reise zum Beispiel in Cochem kurz vor der Mündung, wünscht man sich nichts sehnlicher, als dass eine gewaltige Gnadenflutwelle diese ganze Chose ad hoc renaturieren möge."
Top-Destination vor Saarland und Hunsrück
Miroslaw Kowalski (CDU), Landrat des Kreises Birkenfeld, blickt dennoch zuversichtlich nach vorn und sagt: "Ich bin aber Optimist und hoffe, dass sich noch ein Investor findet. Das werden aber keine einfachen Verhandlungen."
Rheinland-Pfalz, vor allem der malerische Süden des Landes um Bad Dürkheim, Neustadt an der Weinstraße und Landau, gilt als touristische Top-Destination in Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes in Bad Ems wurden im ersten Halbjahr dieses Jahres in den gewerblichen Beherbergungsbetrieben in Rheinland-Pfalz 4,0 Millionen Ankünfte und 10,1 Millionen Übernachtungen gezählt. Die Zahl der Gäste nahm damit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,6 Prozent, die der Übernachtungen um 3,2 Prozent zu. Damit liegt Rheinland-Pfalz nach eigenen Angaben bei der Entwicklung der Übernachtungszahlen an der Spitze des Bundesländer, gefolgt vom Saarland und Hamburg.
- swr.de: Warum der insolvente Ferienpark Hambachtal nun doch schließen muss
- rlp.tourismusnetzwerk.info: Halbjahresbilanz 2025 – Rheinland-Pfalz an der Spitze des Bundesländerrankings
- faz.net: Der Schönheit wohnt der Schrecken inne (Bezahlschranke)
