Erderwärmung Containerschiff nimmt erstmals Arktisroute von China nach Europa

Die Fahrt eines Frachters über die Nordostpassage gilt als Testlauf für eine neue Handelsverbindung. Durch den Klimawandel wird sie künftig wohl deutlich wichtiger.
Erstmals ist ein Containerschiff im Rahmen eines regulären Liniendienstes über die sogenannte Nordostpassage entlang der russischen Arktisküste von China nach Europa gefahren. Nach Angaben des russischen Staatskonzerns Rosatom, der die Route mit einem Tochterunternehmen unterstützt hat, dauerte die Überfahrt 20 Tage. Das Schiff erreichte am Montagabend den britischen Hafen Felixstowe.
Der Frachter mit dem Namen "Istanbul Bridge" transportierte rund 4.000 Standardcontainer (TEU) und entlud seine Ladung unter anderem in Großbritannien, Deutschland, Polen und den Niederlanden. Transportiert wurden unter anderem Lithium-Ionen-Batterien und Photovoltaikmodule.
Die Fahrt der "Istanbul Bridge" war nicht die erste Durchquerung der Nordostpassage durch ein Containerschiff, wohl aber die erste im Rahmen eines offiziellen Liniendienstes zwischen China und Europa. Bereits 2013 hatte das chinesische Schiff "Yong Sheng" die Route als Einzelreise getestet, auch andere Probefahrten folgten in den Jahren danach. Doch alle bisherigen Fahrten waren Einzeltransporte oder Testläufe.
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Arktische Seidenstraße
Der aktuelle China-Europe Arctic Express gilt als erste planmäßige, saisonale Containerverbindung über die Arktis. Die Route verbindet mehrere chinesische Häfen wie Ningbo-Zhoushan mit europäischen Häfen wie Felixstowe, Hamburg und Rotterdam. Betrieben wird sie von chinesischen Reedereien wie Sea Legend Line – wirtschaftlich ist die Route damit ein Teil von Chinas sogenannter Polar Silk Road (arktische Seidenstraße).
Die Passage selbst verläuft jedoch vollständig durch russische Gewässer entlang der sibirischen Nordküste. Russland kontrolliert die Nordostpassage, verlangt Gebühren, stellt Eisbrecher bereit und ist für Infrastruktur und Sicherheitsdienste verantwortlich. Strategisch liegt die Route also in russischer Hand, während China wirtschaftlich von der kürzeren Verbindung profitiert.
Die wirtschaftlichen Vorteile der Nordostpassage
Wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, bietet die neue Route einen erheblichen Zeitvorteil gegenüber traditionellen Schifffahrtswegen. Die Fahrt über den Suezkanal dauert demnach etwa 40 Tage, die Umfahrung des Kaps der Guten Hoffnung rund 50 Tage. Auch im Vergleich zum China-Europa-Eisenbahn-Express mit rund 25 Tagen sei die Arktisroute schneller.
Russland treibt Ausbau voran
Russland will die Nordostpassage als strategische Verkehrsachse etablieren. Kremlchef Wladimir Putin hatte angekündigt, den Schiffsverkehr in der Arktis auszubauen. Derzeit nutzt Russland die Route vor allem für den Export von Flüssigerdgas vom Hafen Sabetta auf der sibirischen Jamal-Halbinsel.
Die globale Erderwärmung hat die neue Passage erst möglich gemacht. Durch das schmelzende Eis verlängert sich die schiffbare Zeit in der Arktis. Dennoch bleibt die Passage nur in wenigen Monaten des Jahres befahrbar. Sea Legend Line will die Route in den Sommermonaten regelmäßig bedienen und bis 2026 weitere eisgängige Schiffe einsetzen.
- Nit Material der Nachrichtenagentur dpa
- english.news.cn: First ship on China-Europe Arctic route docks in Britain (Englisch)
