Im Zeichen der Krise boomt die Kurzarbeit - nur bei den Zeitarbeitern nicht (Quelle: imago images)
Kaum Kurzarbeit für Zeitarbeiter: Personaldienstleister in Deutschland verzichten darauf, bei mangelnden Aufträgen Kurzarbeit zu beantragen. Aufwand und Kosten für den Antrag sind den Unternehmen schlicht zu groß. Dabei wurde das Kurzarbeitergeld angesichts der Krise erst kürzlich auf diese Branche ausgedehnt - offenbar ohne Erfolg.
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Kurzarbeit wird wenig genutzt
"Die Kurzarbeit wird nur von wenigen Firmen genutzt", sagte der Sprecher des Bundesverbandes Zeitarbeit (BZA), Michael Wehran, der "Berliner Zeitung". Grund seien der Aufwand bei der Antragstellung sowie die weiterlaufenden Kosten, wie etwa Sozialabgaben.
Zeitarbeit immer bedeutender
Zeitarbeit hat in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen. Denn Leiharbeiter sind für Firmen günstiger als Festangestellte und auch leichter zu entlassen. So waren mit Beginn der Wirtschaftsflaute Zeitarbeiter meist die ersten, deren Jobs abgebaut wurden. Dennoch arbeiten rund 650.000 Menschen für die Personaldienstleister in Deutschland.Von der Krise profitieren
Der BZA rechnet trotzdem damit, dass seine Branche langfristig von der Krise profitieren werde. "Derzeit merken die Unternehmen, wie flexibel sie mit Zeitarbeitern sind", sagte Wehran. "Der Sinn für Zeitarbeit wird geschärft." So geht die Branchengröße Randstad davon aus, dass in Deutschland mittelfristig rund eine Million Menschen für Zeitarbeitsfirmen arbeiten werden. Dabei steht diese Form der Beschäftigung bereits seit langem in der Kritik.
Kritik von den Gewerkschaften
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte den Umgang der Unternehmen mit ihren Zeitarbeitern. Die Praxis, Leiharbeiter in der Krise als erste zu entlassen, "zeigt, dass es bei der Leiharbeit gerade nicht um die vielbeschworene Flexibilität der Unternehmen geht" sondern darum, "die Profite zu maximieren", sagte DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach der "Berliner Zeitung".Instrument zum Lohndumping
Sie kritisierte die Zeitarbeit als Instrument zum Lohndumping, zudem fehle es den Beschäftigten an Sicherheit. Sie forderte von der Regierung sicherzustellen, dass die Arbeitgeber der Branche "ihren sozialen Verpflichtungen wie Weiterbeschäftigung auch in Krisenzeiten nachkommen und anständige Löhne gezahlt werden."Mehr Themen:
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