Die Zahl rumänischer und bulgarischer Hartz-IV-Bezieher ist laut "Süddeutscher Zeitung" (SZ) im vergangenen Jahr deutlich gestiegen. Im November bekamen demnach fast 44.000 Menschen aus diesen beiden Ländern entsprechende Leistungen, 51 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Zeitung beruft sich auf eine neue Erhebung der Bundesagentur für Arbeit. Die Zahl der Arbeitnehmer und geringfügig Beschäftigten aus beiden Staaten stieg dagegen weniger stark: um 24 Prozent auf 137.000.
Bürger der beiden EU-Länder genießen erst seit Januar die volle Arbeitnehmer-Freizügigkeit. Allerdings durften bereits vorher Akademiker in Deutschland arbeiten und hatten bei späterer Arbeitslosigkeit Anspruch auf entsprechende Leistungen, genauso wie Selbstständige ihren Lohn mit Staatshilfe aufstocken konnten. Das galt auch für lange in Deutschland lebende Rumänen und Bulgaren.
Aus Bulgarien und Rumänien kämen derzeit hinter Polen die meisten Zuwanderer nach Deutschland, hieß es.
Hartz-IV-Anteil bei etwa zehn Prozent
Der Arbeitsmarktexperte Herbert Brücker vom Bundesagentur-eigenen Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) warnte vor einer Dramatisierung. Nur gut jeder zehnte Rumäne und Bulgare in Deutschland beziehe Hartz IV. "Trotz dieses Anstiegs profitiert der deutsche Sozialstaat durch die übrigen Beschäftigten aus diesen Ländern", sagte er dem Blatt. Bei Polen und Ungarn dagegen wuchs die Zahl der Beschäftigten 2013 stärker als die der Hartz-IV-Empfänger.
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Brücker sagte weiter, viele der Zuwanderer brächten keine abgeschlossene Berufsausbildung mit. Damit hätten sie schlechtere Jobchancen, landeten im Niedriglohnsektor und könnten deshalb mit Hartz IV aufstocken. "Angesichts der Risiken dieser Gruppe ist der Anteil der Hartz-IV-Bezieher noch gering", sagte Brücker der "SZ". Die CSU hatte vor einigen Wochen mit ihrer Warnung vor sogenannter Armutszuwanderung eine hitzige Debatte ausgelöst.