Das Forschungsinstitut IAB der Bundesagentur für Arbeit rechnet nicht mit einem umfangreichen Stellenabbau durch den flächendeckenden Mindestlohn. Verschiedene Wirtschaftsexperten hatten den Verlust von bis zu 900.000 Arbeitsplätzen vorhergesagt.
Das IAB hat davor gewarnt, die Folgen des geplanten Mindestlohns von 8,50 Euro zu dramatisieren. "Horrorszenarien sind absolut nicht angemessen", sagte der Chef des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Joachim Möller, der "Süddeutschen Zeitung". Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute hatten in ihrem Frühjahrsgutachten von 200.000 bedrohten Stellen gesprochen. Der Chef des Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn sieht sogar 900.000 Stellen in Gefahr.
Möller wies darauf hin, dass es in gut einem Dutzend Branchen bereits Lohnuntergrenzen gebe und diese der Beschäftigung nicht geschadet hätten. Auch in Großbritannien als Musterland des Mindestlohns in Europa hätten sich die anfänglichen Befürchtungen eines Verlusts von zwei Millionen Stellen nicht bewahrheitet.
Im Osten und für Jüngere geringerer Mindestlohn gewünscht
Für Ostdeutschland hätte sich Möller allerdings einen geringeren Mindestlohn gewünscht, "weil das Lohnniveau dort niedriger ist und somit die Gefahr größer, dass bei 8,50 Euro Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren". Dies sei politisch aber nicht durchzusetzen. Auch in der Gruppe der 18- bis 21-Jährigen könne es Probleme geben. Dort sei mehr als die Hälfte ohne Berufsausbildung. Viele könnten ihren Arbeitgebern zu teuer werden.
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Der Mindestlohn ist eines der wichtigsten Projekte der großen Koalition. Er soll zum 1. Januar 2015 eingeführt werden und wird grundsätzlich für alle Branchen und Regionen gelten. Ausgenommen von der Mindestbezahlung sind unter anderem Jugendliche unter 18 Jahren und Auszubildende. In einer Übergangsphase bis zum 1. Januar 2017 sind zudem noch Abweichungen erlaubt, wenn ältere Tarifverträge bestehen.