Wo immer möglich, sollen sich die Menschen vor und nach Weihnachten mehrere Tage in häusliche Selbstquarantäne begeben. Gilt das auch für Angestellte, die eigentlich im Büro sein müssten?
Wer Weihnachten mit Freunden und der erweiterten Familie samt Großeltern, Geschwistern, Neffen und Nichten verbringen möchte, sollte sich vorher möglichst mehrere Tage selbst isolieren. So lautet wenige Wochen vor dem Fest eine Corona-Empfehlung der Bundesländer. Für Berufstätige, die nicht ohnehin zu Hause arbeiten, kann das mitunter aber schwierig werden.
Wir erklären, ob die politische Empfehlung ausreicht, um ins Homeoffice wechseln zu dürfen, welche Alternativen Sie haben und was Sie in keinem Fall tun sollten.
Habe ich ein Recht auf Homeoffice?
"Ein Anspruch auf Homeoffice besteht nicht", erklärt Nathalie Oberthür, Fachanwältin für Arbeitsrecht in Köln. Hier ist immer eine Vereinbarung mit dem Arbeitgeber erforderlich. Auch durch eine Empfehlung der Bundesländer, sich vor Weihnachten möglichst in eine mehrtägige häusliche Selbstquarantäne zu begeben, würden keine entsprechenden Ansprüche gegen den Arbeitgeber begründet, erklärt Alexander Bredereck, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Berlin.
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Bredereck rät Arbeitnehmern unter Verweis auf diese Empfehlung das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen. Die Eindämmung des Infektionsgeschehens sei letztlich in beiderseitigem Interesse.
Was muss ich beim Urlaub beachten?
Wer noch Urlaubstage übrig hat, kann sich vor und nach Weihnachten vielleicht freinehmen, um Kontakte bei der und auf dem Weg zur Arbeit zu vermeiden. Ausnahmen gelten aber, wenn dringende betriebliche Gründe oder Urlaubswünsche anderer Arbeitnehmer mit dem persönlichen Urlaubswunsch kollidieren sollten.
Wer Urlaub bekommt, holt sich am besten eine schriftliche Bestätigung ein. "Eine mündliche Zusage genügt, ist im Streitfall aber nur schwer nachweisbar. Ein abgezeichneter Urlaubsantrag ist daher besser", erklärt Oberthür.
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Darf ich Überstunden abbauen?
Unbezahlter Urlaub ist nur im Einvernehmen mit dem Arbeitgeber möglich, erklärt Oberthür. Wer Überstunden angesammelt hat, muss prüfen, was zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer dazu vereinbart wurde.
Es kann sein, dass entweder der Arbeitgeber oder eben der Arbeitnehmer selbst bestimmen darf, ob Überstunden in Freizeit ausgeglichen oder ausbezahlt werden. "Gibt es keine Vereinbarung, entscheidet der Arbeitgeber", so Oberthür.
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Darf der Chef Betriebsferien anordnen?
Der Arbeitgeber kann Betriebsurlaub grundsätzlich anordnen, Arbeitnehmer müssten dann ihre Urlaubstage dafür einsetzen. "Wenn kein Urlaub mehr übrig ist, muss der Arbeitgeber die Möglichkeit zur Arbeit geben oder die freien Tage bezahlen", sagt Oberthür.
Arbeitgebern können Betriebsferien noch in diesem Jahr zudem nicht mit dem Urlaubsanspruch aus dem nächsten Urlaubsjahr verrechnen, erklärt Bredereck. Selbst wenn die Arbeitnehmer damit einverstanden wären, würde der Urlaubsanspruch für 2021 also nicht verbraucht.
Für eine Selbstisolation krank melden?
"Wenn ich wirklich krank bin, kein Problem", so Bredereck. Dagegen könne eine vorgetäuschte Arbeitsunfähigkeit ein Grund für eine Abmahnung oder sogar eine – eventuell fristlose – Kündigung sein. "Auch wenn der Arbeitgeber zunächst nicht reagiert, ein solches Verhalten rächt sich irgendwann bestimmt", mahnt der Fachanwalt.
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- Nachrichtenagentur dpa-tmn