Der chinesische Internet-Riese Alibaba plant einen der weltweit größten Börsengänge der Geschichte. In US-Medien wird über ein Volumen zwischen 15 und 20 Milliarden Dollar spekuliert, das in diesem Sommer an die Börse gebracht werden soll. Und die Deutsche Bank mischt als eines von sechs Instituten mit, die den boomenden Online-Händler den Anlegern schmackhaft machen sollen.
Antrag eingereicht
Online-Händler Alibaba plant Börsengang
Experten erwarten den größten Börsengang seit Facebook. Video
Es dürfte der größte Börsengang zumindest seit Facebook im Mai 2012 mit damals 16 Milliarden Dollar werden (umgerechnet etwa 11,5 Milliarden Euro). Zwei chinesische Großbanken erzielten in 2006 bzw. 2010 jedoch sogar mehr als 20 Milliarden Dollar. Im vorläufigen Börsenprospekt nannte Alibaba ein Emissionsvolumen von eine Milliarde Dollar; diese Summe gilt aber eher als Platzhalter.
Viele Details noch im Unklaren
Auch andere Details des Börsengangs blieben zunächst unklar: der Termin, die Zahl der Aktien und deren Stückpreis sowie der Börsenplatz. Alibaba will in New York an die Börse, weil hier die finanzstarken und internetverliebten Investoren sitzen. Das Unternehmen kann zwischen der traditionsreichen New York Stock Exchange und der rein elektronisch arbeitenden Konkurrenz-Börse Nasdaq wählen.
Alibaba hatte bereits im März sein Vorhaben angekündigt. Analysten schätzen den Wert des Unternehmens auf bis 160 Milliarden Dollar. Zu den großen Handelsplätzen des Konzerns gehören die Internet-Firmen Taobao, Tmall und Juhuasuan. 231 Millionen Käufer und 8 Millionen Verkäufer wickelten hier im vergangenen Jahr Geschäfte über 248 Milliarden Dollar ab.
Mehr Handelsvolumen als Amazon und Ebay zusammen
Die relative Unbekanntheit von Alibaba hierzulande täuscht über die Bedeutung des Konzerns in China mit seinen 1,35 Milliarden Einwohnern hinweg. Das Unternehmen mit rund 300 Millionen Kunden und 25.000 Beschäftigten wickelt rund 80 Prozent aller privaten Internet-Einkäufe in der Volksrepublik ab, die dieses Jahr auf ein Volumen von knapp 300 Milliarden Euro anschwellen dürften. Über Alibaba-Portale werden damit weitaus mehr Waren verkauft als bei Amazon und Ebay zusammen.
Alibaba verdient sein Geld auch durch Werbung, Gebühren für getätige Handelsgeschäfte sowie Mitgliedsbeiträge. Von April bis Dezember vergangenen Jahres kam so ein Umsatz von 6,5 Milliarden Dollar zustande und der Gewinn lag unterm Strich bei 2,8 Milliarden Dollar. Das Geschäftsjahr endete im März; es liegen jedoch noch keine Ganzjahreszahlen vor.
Yahoo und Softbank machen Kasse
Die zwei größten Anteilseigner sind das US-Internet-Urgestein Yahoo mit 22,6 Prozent und Japans Telekom-Konzern Softbank mit 34,4 Prozent. Gründer Jack Ma besitzt 8,9 Prozent. Sowohl Alteigentümer als auch das Unternehmen selbst wollen beim Börsengang Kasse machen.
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Aufgabe der Deutschen Bank und der anderen Institute ist es, Anleger anzusprechen, bei der Ermittlung des Aktienpreises zu helfen und die Papiere schließlich zu verkaufen. Die Deutsche Bank gehört zu den größten Spielern an der Wall Street. Die Frankfurter saßen unter anderem auch beim Börsengang des Kurznachrichten-Dienstes Twitter im November vergangenen Jahres mit im Boot.