Europas größte Fluggesellschaft Lufthansa streicht wegen schwacher Geschäfte im Passagier- und Frachtbereich ihre Gewinnziele. Der operative Gewinn werde in diesem Jahr nur noch eine Milliarde Euro erreichen, teilte Lufthansa mit. Bislang waren 1,3 bis 1,5 Milliarden Euro erwartet worden. Lufthansa-Aktien legten nach der Gewinnwarnung an der Börse eine Bruchlandung hin.
Jobs in der Luftfahrt
Airlines stellen ein Drittel der Arbeitsplätze
In großen Schüben rauschten die Aktien abwärts und zogen den gesamten DAX mit in die Tiefe. Nachdem es zunächst nur um mehr als zwei Prozent abwärts ging, weiteten die Papiere den Verlust später auf über 15 Prozent aus. Im Tief kosteten sie weniger als 17 Euro. So wenig mussten Anleger das letzte Mal im Januar berappen. Der deutsche Leitindex DAX fiel zeitgleich um 0,9 Prozent.
Vor allem das Amerika- und Europa-Geschäft der Fluglinie leide unter steigenden Überkapazitäten, die auf diesen Strecken zu Preisrückgängen führten. Zudem habe der Pilotenstreik sowie Wertberichtigungen auf Währungsforderungen das Ergebnis mit jeweils 60 Millionen Euro belastet.
Winterflugplan wird stark ausgedünnt
Aus diesen Gründen hält der seit gut einem Monat von Carsten Spohr geführte Vorstand das Gewinnziel des Konzernumbau-Programms Score in 2015 für nicht mehr erreichbar. Nun werde der Konzern die Sanierungsbemühungen verstärken und unter anderem den Winterflugplan stark ausdünnen. Details hierzu sollten im Juli vorgestellt werden. Die Lufthansa hatte sich das Sanierungsprogramm vor zwei Jahren auferlegt und streicht dafür unter anderem 3500 Jobs.
Der neue Lufthansa-Chef Carsten Spohr macht Tabula rasa und streicht die von seinem Vorgänger Christoph Franz ausgegebenen Gewinnziele für 2014 und 2015 deutlich zusammen. Ein Börsenhändler sprach von einem Vertrauensverlust. Zuletzt sei der Markt der Airline gegenüber sehr positiv eingestellt gewesen. Mit der Warnung dürfte die Lufthansa viele Investoren auf dem falschen Fuß erwischt haben.
Analyst hält Meldung nicht für überraschend
Für Analyst Jürgen Pieper ist der Zeitpunkt zwar überraschend, dass Spohr die Ziele für das kommende Jahr gesenkt hat, überrasche ihn aber nicht. Er selbst habe sie auch für ambitioniert gehalten. Dagegen sei der zwar von gesenkten Erwartungen für das laufende Jahr überrascht worden. Gleichzeitig sei es angesichts des Vorstandswechsels plausibel. Spohr habe die Ziele nun so gesteckt, dass er damit kein Risiko eingehe. Der Schritt sei naheliegend gewesen. Gleichzeitig werde der neue Manager ab jetzt natürlich auch daran gemessen, so Pieper.
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Ein weiterer Analyst zielte in seiner Betrachtung vor allem auf die Aussagen zu Überkapazitäten ab. Die Lufthansa habe von steigenden Überkapazitäten im US- und Europageschäft geredet, die wiederum den Preisdruck erhöhten. Er betonte gleichzeitig, dass Konkurrenten wie IAG und Air France-KLM sich bei Vorlage der Mai-Verkehrszahlen positiv geäußert hatten.