German Pellets ist insolvent

In den vergangenen Wochen gab es bereits Gerüchte, nun ist es Gewissheit: Die German Pellets GmbH in Wismar hat einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das bestätigte das Amtsgericht in Schwerin.
Das Gericht hat als vorläufige Insolvenzverwalterin Rechtsanwältin Bettina Schmudde bestellt. Sie wurde mit Beschluss vom 10. Februar 2016 beauftragt, das Vermögen des Unternehmens zu sichern. Zudem soll sie klären, ob ein Eröffnungsgrund vorliegt und welche Aussichten für die Fortführung des Unternehmens bestehen.
Die Löhne und Gehälter der rund 650 Beschäftigten sind während des vorläufigen Insolvenzverfahrens über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.
Anleihen mittlerweile fast wertlos
Das Unternehmen hatte seine für Mittwoch anberaumte Gläubigerversammlung in Wismar kurzfristig abgesagt. Auf der Versammlung sollte es um eine Anleihe mit einem Volumen von 52,4 Millionen Euro gehen, die zum 1. April hätte zurückgezahlt werden müssen.
Die Anleihen von German Pellets verloren nach der Absage der Gläubigerversammlung weiter an Wert. Am Mittwoch rutschte der German-Pellets-Kurs erstmals unter die Ein-Euro-Marke - notiert also bei weniger als ein Prozent des Nennwerts. Die Anleihen sind damit fast wertlos und haben seit Jahresbeginn mehr als 90 Prozent eingebüßt. Am Mittwoch-Nachmittag wurde der Handel ausgesetzt.
Ein Sprecher des Arbeitsministeriums in Mecklenburg-Vorpommern sagte, man beobachte die Entwicklungen bei German Pellets mit Sorge.
"Wirtschaftlicher Schaden völlig unklar"
German Pellets hatte den Gläubigern eine Laufzeitverlängerung der Anleihe um zwei Jahre bis zum 31. März 2018 vorgeschlagen. Außerdem sollte der Zinssatz von bisher 7,25 auf 5,25 Prozent reduziert werden. Im Gegenzug sollten die Anleiheinhaber 50 Prozent der Gesellschaftsanteile an der German Pellets GmbH als Sicherheit erhalten.
Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger hatte den Gläubigern empfohlen, diese Vorschläge abzulehnen. Die wirtschaftliche Situation von German Pellets sei völlig unklar, sagte Sprecher Daniel Bauer. "Wir brauchen einen radikalen Schnitt."
Anleger investierten über 200 Millionen Euro
Es gehe um mehr als 200 Millionen Euro von schätzungsweise 10.000 bis 12.000 Anlegern, sagte er. German Pellets ist über zwei weitere, ebenfalls mit 7,25 Prozent verzinste Anleihen mit weiteren 172 Millionen Euro bei Anlegern in der Schuld. Die Laufzeit dieser Anleihen endet aber erst 2018 beziehungsweise 2019.
"Wir wissen nicht, wie viel diese Anleihen wert sind", sagte der Anwalt Marvin Müller-Blom von der Frankfurter Nieding+Barth Rechtsanwaltsaktien-Gesellschaft als Vertreter einer Reihe von Anleihegläubigern. Er nannte das Unternehmen German Pellets eine "Blackbox". Von der Gläubigerversammlung hatte er vor allem Informationen über die Geschäftslage erwartet.
Tochter FireStixx ebenfalls insolvent
Derweil hat die German-Pellets-Tochter FireStixx beim Amtsgericht Landshut den Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt, wie die German-Pellets-Sprecherin bestätigte. Zunächst hatte die "WirtschaftsWoche" darüber berichtet.
Die Krisensituation sei auf die wirtschaftlichen Probleme der German-Pellets-Gruppe zurückzuführen, teilte das Unternehmen mit. Alle Kreditversicherungsgesellschaften hätten die Kreditwürdigkeit auch der Tochtergesellschaften herabgesetzt.
Das Familienunternehmen ist nach eigenen Angaben 2005 gegründet worden. Das erste Pellets-Werk entstand in Wismar. Das Unternehmen expandierte in den Folgejahren. Mehrere Standorte in Deutschland, Österreich, Belgien und den USA kamen hinzu. German Pellets produziert Holzpellets für spezielle Heizungen und Pelletöfen in Haushalten, aber auch für Kraftwerke zur Produktion von Strom und Wärme.