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Continental streicht Türkei in Werbefilm von der Karte


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Panne im Image-Video
Continental streicht Türkei in Werbefilm von der Karte

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 12.02.2018Lesedauer: 3 Min.
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Da fehlt etwas: Continental hat die Türkei von der Karte entfernt.Vergrößern des Bildes
Da fehlt etwas: Continental hat die Türkei von der Karte entfernt. (Quelle: Screenshot Continental)

Automobilzulieferer Continental hat in einem Image-Video die Türkei von der Landkarte entfernt. Ein fataler Fehler, der heftige Reaktionen aus der Türkei auslöst.

"Weniger ist oftmals mehr", heißt es in einem Imagevideo von Continental . Doch in dem Film ist ein Land zu wenig, und das bringt dem DAX-Konzern nun viel Ärger ein. Continental hat auf den aufziehenden Proteststurm schnell reagiert und den Film von der Seite genommen. Die Entschuldigung finden viele Türken aber halbherzig.

Film "nur" auf der Unternehmensseite

Der 2:56 Minuten lange Film stand auf der Seite der Continental-Division Powertrain, der für die Entwicklung von Verbrennungs- und Elektromotoren zuständigen Konzernsparte. Das Unternehmen mit einem 2017er-Umsatz von rund 44 Milliarden Euro hat zwar auch Youtube-Kanäle, dort fand sich der Spot aber nicht. Dafür sind dort nun einige Varianten zu sehen, die Nutzer mit empörten Kommentaren hochgeladen haben.

Wie lange der Spot mit der im Meer versunkenen Türkei bereits auf der Unternehmensseite abrufbar war, erklärt die Pressestelle auch auf Nachfrage nicht. Am Donnerstagabend jedoch fiel der Fehler auf, zuerst in einer knapp 7.000 Mitglieder zählenden Facebook-Gruppe. Von dort schwappte die Nachricht kurze Zeit später auch auf Twitter über.

Boykottaufrufe: Keine Continental-Reifen mehr

Am Freitagmorgen gab es schnell Hunderte Postings, die den Fauxpas auf der deutschen Seite anprangerten. Türkische Medien schrieben fast einhellig vom "Skandal". Boykottforderungen, keine Reifen von Continental mehr zu kaufen, machen seither die Runde. In sozialen Netzwerken geriet auch der Account der US-Niederlassung unter Beschuss. Dort und auf dem globalen Account wurde schließlich das Statement veröffentlicht, das zur Mittagszeit bereits in türkischer Sprache von Continental Türkei verbreitet worden war.

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Man habe die Hinweise erhalten, dass unglücklicherweise ein fehlerhaftes Video auf die Unternehmensseite hochgeladen worden sei, heißt es. "Wir danken der Social Media Community, uns auf den Umstand aufmerksam zu machen und haben das Video umgehend zurückgezogen. Wir entschuldigen uns sehr für diesen Fehler."

Continental spricht von "handwerklichem Fehler"

Mehr als 2.000 zum erheblichen Teil wütende Kommentare gab es alleine auf den entsprechenden Tweet, ebenso viele Antworten auf das Facebook-Posting. Nutzer fordern Konsequenzen und nennen die Entschuldigung unaufrichtig. Sie unterstellen dem deutschen Konzern reihenweise, dass die Türkei absichtlich entfernt wurde.

Dr. Anne-Katrin Bräu, Vice President für Kommunikation bei Continental, weist das deutlich zurück: Der "bedauerliche Einzelfall" sei "keineswegs Ausdruck einer etwaigen Gesinnung oder bewussten Entscheidung, sondern schlicht ein handwerklicher Fehler, wie er allen Menschen in allen Organisationen und in allen Kulturen einmal passieren kann".

Auch auf Nachfrage von t-online.de kann sie aber nicht erklären, wie auf einer Weltkarte versehentlich ein Land verschwinden konnte. "Wir arbeiten diesen Fall aktuell intern auf und haben bereits Vorbereitungen dafür getroffen, dass er sich nicht wiederholen kann". Ähnlich antwortet das Unternehmen in sozialen Netzwerken: Es werde intern noch geklärt, wie es dazu kommen konnte.

Mehrere Standorte in der Türkei

Der für mehrere türkische Medien tätige Frankfurter Journalist Teyfik Özcan kommentiert auf Facebook in einem offenen Brief: "Man kann von Fehlern sprechen, wenn man eine kleine Insel (...) vergisst, aber nicht wenn man ausschließlich das Staatsgebiet der Türkei von der Landkarte fein säuberlich ausradiert."

Continental unterhält in der Türkei mehrere Standorte, der türkische Markt war für den Konzern zuletzt einer der am stärksten wachsenden. Bräu: "Gerade mit der Türkei und dem türkischen Volk verbindet uns eine lange, traditionsreiche und erfolgreiche, geschäftliche und gesellschaftliche Beziehung, an deren Zukunft wir glauben und die wir gerne gemeinsam weiter stärken und ausbauen wollen." Das PR-Fiasko dürfte da bei den sehr nationalbewussten Türken erst einmal ein Rückschlag sein.

Allerdings wundern sich in den Kommentaren auch vereinzelt Nutzer aus anderen Ländern: "So viel Hass... Wenn Conti es geschafft hätte, Großbritannien auf der Karte wegzulassen, würde ich mal lachen und weiter ihre exzellenten Reifen für mein Motorrad kaufen", schreibt ein Brite auf Facebook. Eine Antwort darauf: "Das verstehst Du nicht, weil Du kein Türke bist."

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