KÖLN (dpa-AFX) - Annullierte Flüge, lahmgelegte Straßenbahnen, geschlossene Kitas: Der landesweite Warnstreik im öffentlichen Dienst hat in Nordrhein-Westfalen den Alltag von Reisenden und Eltern umgekrempelt. "Sichtbar und spürbar" nannte der Kölner Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft Verdi, Daniel Kolle, die Folgen der Arbeitsniederlegungen am frühen Dienstagmorgen.
Am Flughafen Köln/Bonn wurden vorsorglich mehr als 70 Flüge gestrichen, wie der Airport mitteilte. Passagiere wurden gebeten, sich kurzfristig bei ihrer Fluggesellschaft oder ihrem Reiseveranstalter zu erkundigen, ob und wie sie betroffen sind. Köln/Bonn gehörte zu den vier Flughäfen in Deutschland, die bestreikt wurden. Arbeitsniederlegungen gab es auch an den Airports in München, Frankfurt und Bremen.
Die Folgen waren auch an anderen Flughäfen zu spüren. Am Flughafen Dortmund fiel die Verbindung nach München zeitweise aus. An den einstmals staatlich betriebenen Airports werden noch zahlreiche Beschäftigte nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt.
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Auch der Nahverkehr in den Städten erlahmte vielerorts. "Gewerkschaftlich organisierter Warnstreik. Heute fahren keine Bahnen", warnten etwa die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) ihre Kunden per Laufband. Ähnlich sah es bei der Ruhrbahn in Essen und Mülheim aus. Auch der Nahverkehr in Dortmund stand still, wie Verdi-Bezirksgeschäftsführer Michael Bürger mitteilte. Wer zur Arbeit oder Schule wollte, musste notgedrungen umsteigen. Eine Ausnahme bildete Düsseldorf. Bei der Rheinbahn sollte es erst am Mittwoch einen Warnstreik geben.
Improvisationstalent wurde auch Eltern von Kita-Kindern abverlangt. Mehrere Städte hatten bereits zuvor gewarnt, dass städtische Kitas geschlossen bleiben müssten oder nur einen Notbetrieb fahren können. Betroffen sein konnten aber auch die Müllabfuhr, Sparkassen, Stadtverwaltungen, Krankenhäuser und der Schiffsverkehr.
Verdi und der Beamtenbund dbb fordern für die bundesweit 2,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat. An diesem Sonntag beginnt in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde.
Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat Verdi für Dienstag auch zu drei Großkundgebungen in Köln, Dortmund und Bielefeld aufgerufen. Erwartet wurden mehr als 25 000 Teilnehmer. Am Mittwoch will der Beamtenbund dbb, der auch Angestellte vertritt, nachlegen - mit weiteren Warnstreiks und einer Demo in Bonn.