Tipp24 und Lotto24 gehen künftig wieder gemeinsame Wege. Großaktionäre sollen bereits zugestimmt haben. Die Zweitlotterie unter der Marke Tipp24 soll eingestellt werden.
Der Online-Lotterieanbieter ZEAL aus London will den Hamburger Konkurrenten Lotto24 übernehmen. Damit gibt ZEAL, die frühere Tipp24, die Hoffnung auf, selbst als Lotterieveranstalter in Deutschland zugelassen zu werden.
ZEAL betreibt auf dem deutschen Markt unter der Marke Tipp24 eine Zweitlotterie – auf Basis der offiziellen deutschen Lottozahlen. Doch das Geschäft stand von Anfang an auf rechtlich wackligen Beinen und soll nun eingestellt werden, erklärte ZEAL am Montag. Damit sinken auf der einen Seite zwar die Margen, auf der anderen Seite werden aber auch die Risiken im Geschäft reduziert, heißt es weiter.
Operieren im Graubereich: Unklare Rechtslage in Deutschland
Tipp24 gehört zu sogenannten Zweitlotterien, die über keine Wettlizenz in Deutschland verfügen, sondern in einem anderen EU-Land. Diese Anbieter sind damit in Deutschland nicht reguliert. Sie agieren in einer rechtlichen Grauzone, werden aber faktisch geduldet.
Die Bundesländer ringen seit langem um eine Reform der Kontrolle über den Glücksspielmarkt. Es geht um einen neuen Glücksspielstaatsvertrag. Knackpunkt bei den Verhandlungen ist die Zukunft des staatlichen Lottomonopols und eine Regulierung des boomenden Glücksspiels im Internet.
Hier kommt die Lotto24 ins Spiel. Sie sieht sich als Nummer 1 bei den Online-Lotterien in Deutschland. Das Unternehmen ist zugelassener Vermittler von Spielscheinen von Kunden an die staatlichen Landeslotteriegesellschaften sowie die Deutsche Fernsehlotterie und erhält dafür eine Vermittlungsprovision. Auf dieser Marktposition will die kombinierte Unternehmensgruppe aufbauen und eine digitale Lotteriegruppe mit derzeit zusammen mehr als fünf Millionen Kunden weltweit schaffen, so ZEAL.
Lotto24-Aktionäre können Aktien tauschen
Die 2013 nach London abgewanderte ZEAL bietet den Lotto24-Aktionären neue Aktien aus einer Kapitalerhöhung an. Sie sollen für je rund 1,6 Lotto24-Anteilsscheine ein ZEAL-Papier bekommen. Lotto24 wird damit mit rund 325 Millionen Euro bewertet. ZEAL selbst ist an der Börse rund 180 Millionen Euro wert. Während Lotto24-Papiere um 7,6 Prozent auf 13,60 Euro nach oben schnellten, brachen ZEAL um 8,8 Prozent auf 21,85 Euro ein.
Die Lotto24-Großaktionäre hat der Bieter hinter sich, allen voran die Familie Günther, einen der größten Lotterie-Vermittler in Deutschland. Sie hält allein 32,2 Prozent an Lotto24 und käme zusammen mit den Anteilen von Günther-Holding-Chef Oliver Jaster an ZEAL auf mehr als 30 Prozent an der fusionierten Firma. Ein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre soll es aber nicht geben. Insgesamt hätten 65 Prozent der Lotto24-Anteilseigner bereits eingewilligt, ihre Aktien zu tauschen.
Tipp24 künftig wieder in Deutschland
Der Firmensitz soll nach der Übernahme nach Deutschland zurückverlegt werden. Das Unternehmen hofft, mit der Einstellung der Zweitlotterie die deutschen Lotteriegesellschaften und Bundesländer milder zu stimmen. Denn die Einnahmen aus den verkauften Lottoscheinen von Tipp24 gehen dann wieder an den Staat und gemeinnützige Zwecke. Mit der Aufgabe der Zweitlotterie und anderer Produkte verliert ZEAL zunächst 107 Millionen Euro Umsatz, zugleich fallen aber Kosten von 57 Millionen weg, unter anderem für die Versicherung gegen hohe Gewinne.
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Der deutsche Glücksspielmarkt ist ein Milliardenmarkt. Zum legalen Markt zählen die Lotterien und Sportwettangebote der 16 Landeslotteriegesellschaften, die Spielbanken, das Angebot von Geldspielgeräten in Spielhallen und Kneipen sowie staatlich konzessionierte Pferdewettenangebote; zum Schwarzmarkt gehören Glücksspielangebote, die nicht über eine deutsche Konzession, wohl aber über eine aus einem anderen EU-Mitgliedsstaat verfügen – daneben Sportwetten im Internet, Online-Casinos und Online-Poker.
- Reuters
- dpa