Wegen der Corona-Krise drohen vielen Menschen in Deutschland Lohneinbußen. Das ist nicht schön, aber in den meisten Fällen notwendig und kein Weltuntergang.
Es sind traurige, bisweilen tragische Situationen, die sich dieser Tage in vielen Firmen abspielen. Wegen der Corona-Krise schicken zahlreiche Unternehmen ihre Mitarbeiter nach Hause. Vielerorts gibt es schlicht zu wenig zu tun. Was erst vor zwei Wochen mit unbezahltem Urlaub bei der Lufthansa anfing, betrifft schon jetzt zahlreiche Mitarbeiter etlicher Branchen: Kurzarbeit.
Bei der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, aber auch in vielen lokalen Arbeitsämtern laufen deshalb die Telefondrähte heiß, es brechen kurzzeitig die Server zusammen – so groß ist der Ansturm von Firmenchefs, die jetzt Informationen zum Kurzarbeitergeld suchen oder es gleich beantragen wollen. Für die Angestellten, um die es geht, heißt das: Sie erhalten absehbar weniger Lohn. Die Folge: Einschränkungen im Alltag, weniger Geld für Anschaffungen und Urlaube, nicht selten zu wenig Einkommen, um die Miete zu bezahlen.
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Die allermeisten Menschen haben dafür Verständnis. Viele aber sind auch irritiert. Auch t-online.de-Leser beklagen sich mitunter in den Kommentaren darüber, dass sie es sind, die nun plötzlich zu den Leidtragenden einer Naturkatastrophe werden, für die sie nichts können – darüber, dass ihnen, verkürzt gesagt, die Corona-Krise finanziell gerade so gar nicht in den Kram passt.
Die Konsequenzen werden für alle spürbar
Ist eine solche Reaktion nachvollziehbar? Natürlich. Besonders dort, wo sie mit existenziellen Fragen und Schicksalen zusammenhängt. Ist sie deshalb angebracht? Nein.
Die Geschwindigkeit, mit der die Krise die gesamte Wirtschaft erfasst, ist enorm. Jeden Tag überschlagen sich die Nachrichten von Firmen, die wegen fehlender Zulieferungen oder einbrechendem Umsatz in die roten Zahlen rutschen könnten. Parallel ergreift die Politik immer drastischere Maßnahmen, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verlangsamen.
Die Konsequenzen gehen an niemandem spurlos vorüber. Mehr noch, sie werden sich mit großer Wahrscheinlichkeit bei vielen Menschen erst in den kommenden Wochen bemerkbar machen.
Wir müssen Einschnitte hinnehmen
Nicht nur im Einzelfall kann das hart werden. Doch es ist unumgänglich. Denn die Aufgabe, die vor uns liegt, ist groß und lässt sich – buchstäblich – nur gemeinsam meistern. Wir alle, die gesamte Gesellschaft, tragen die Verantwortung dafür, dass das Coronavirus keine bleibenden Schäden hinterlässt, eine große Zahl an Menschen stirbt, die Wirtschaft langfristig zum Erliegen kommt.
Abseits der Einschränkungen im sozialen Leben, in der Freizeit, im Alltag heißt es deshalb für uns alle: Wir müssen in den sauren Apfel beißen. Wir müssen Einschnitte hinnehmen. Und ja, wir müssen auch auf Teile unseres Gehalts verzichten.
Statt uns über die Kurzarbeit zu echauffieren, sollten wir uns lieber freuen, dass das Kurzarbeitergeld in Deutschland für die breite Masse der Unternehmen zugänglich ist: Besser temporär bei weniger Lohn zu Hause sein, als dauerhaft gar keinen zu bekommen.
Üben wir uns im Verzicht
Die Alternative nämlich wären Lohnkürzungen ohne Teil-Ausgleich durch den Staat, schlimmstenfalls Entlassungen und Arbeitslosigkeit. All das verhindert das Kurzarbeitergeld.
Der staatliche Zuschuss zum Netto sorgt dafür, dass das Loch auf den Konten der Betroffenen nicht allzu groß ausfällt. Gleichzeitig bedeutet die jüngst beschlossene zusätzliche Übernahme der Sozialabgaben durch die Arbeitsagentur eine echte Entlastung für die Arbeitgeber, die deshalb zunächst niemandem kündigen müssen.
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Mut sollte uns bei all dem machen: Der Wirtschaft in Deutschland ginge es ohne die Corona-Krise gut, sie wäre gesund. Nun aber hat sie sich mit einer Krankheit angesteckt. Genauso wie das Virus bei der überwältigenden Mehrheit der Menschen nur kurzzeitig Bettlägerigkeit und Husten hervorruft, sie sich schonen müssen, gilt auch für die Unternehmen und ihre Mitarbeiter, für uns alle:
Lasst uns zusammen auf die Bremse drücken, schonen wir uns, üben wir uns im Verzicht – auch auf Geld. Machen wir uns bewusst, dass es, sobald wir die Krankheit überstanden haben, wieder bergauf geht. Und seien wir ehrlich zu uns selbst: Dass es für die Reise nach Mallorca jetzt womöglich nicht mehr reicht, ist kein Weltuntergang. Hinfliegen können wir derzeit sowieso nicht.