Die Lufthansa hat in der Corona-Krise nicht nur damit zu kämpfen, dass die Flieger nicht abheben können. Jetzt zeichnet sich ein weiteres Problem ab: Die Aktie des Konzerns könnte aus dem deutschen Leitindex Dax fallen.
Die Coronavirus-Krise besiegelt Experten zufolge den Abstieg der Lufthansa aus dem Deutschen Aktienindex (Dax), der ersten deutschen Börsenliga. Bei der außerordentlichen Überprüfung der Index-Zusammensetzung durch die Deutsche Börse Anfang Juni werde die um Staatshilfe ringende Fluggesellschaft im Rahmen der "Fast Exit"-Regel in den Nebenwerte-Index MDax rutschen, prognostizieren Experten der Commerzbank.
Seit Jahresbeginn haben die Lufthansa-Aktien mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Noch nie in der Firmengeschichte ging es innerhalb eines knappen halben Jahres so steil bergab. Die Fluggesellschaft wäre nach der Commerzbank und Thyssenkrupp das dritte Gründungsmitglied, dass sich seit 2018 aus dem Dax verabschieden musste.
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Die "Fast Exit"-Regel besagt, dass ein Wert aus dem Dax fällt, wenn er bei der Marktkapitalisierung des Streubesitzes oder bei den Börsenumsätzen schlechter rangiert als Platz 45. Im Gegenzug rückt ein MDax-Wert auf, der beim Börsenwert mindestens auf Rang 35 liegt.
Abstieg aus Dax hat große Symbolwirkung
Ein Abstieg aus dem Dax hat vor allem eine Symbolkraft. Analysten sehen in einem Börsenabstieg meist einen entscheidenden Branchentrend: Anleger wenden sich von einem Unternehmen und seinen Aktien ab – und das verliert an Bedeutung. Im Falle der Lufthansa ist besonders pikant, dass sie zu den Gründern des Leitindex zählt.
Beste Chancen auf den Dax-Platz der Lufthansa hat nach Einschätzung der Commerzbank-Analysten Deutsche Wohnen. Der Aromen-Hersteller Symrise liege bei der Marktkapitalisierung zwar knapp vor dem Immobilienkonzern, schneide beim Börsenumsatz aber schlechter ab.
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Die Deutsche Börse überprüft die Index-Zusammensetzung Anfang kommenden Monats. Wirksam werden Veränderungen zum 22. Juni.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur Reuters