Millionen Menschen sind in der Corona-Krise in Kurzarbeit, zahlreiche wurden sogar arbeitslos. Um ihr Einkommen aufzustocken, könnten viele schwarzarbeiten gehen. Für den Staat könnte das zum Problem werden.
Schwarzarbeit in Deutschland dürfte wegen der Corona-Pandemie nach Einschätzung von Experten bis Ende des Jahres deutlich zunehmen. Der Ökonom Friedrich Schneider, der mit dem Institut für angewandte Wirtschaftsforschung in Tübingen regelmäßig eine Prognose abgibt, rechnet in diesem Jahr mit Schwarzarbeit im Umfang von rund 344 Milliarden Euro. Das berichtet die "Augsburger Allgemeine". Im Februar seien die Experten noch von 322 Milliarden Euro ausgegangen.
Bricht das Wirtschaftswachstum dieses Jahr um sieben Prozent ein – wovon etwa der Internationale Währungsfonds (IWF) ausgeht – steige Schwarzarbeit nach Schneiders Einschätzung im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent. Sie erreiche dann einen Anteil von knapp 10,5 Prozent an der Wirtschaftsleistung.
Seit 2003 ist Schwarzarbeit zurückgegangen
Seit 2003 sei Schattenwirtschaft in Deutschland jährlich zurückgegangen – außer 2009 während der Finanzkrise. Schneider erklärt dies so: Wenn die Lage am Arbeitsmarkt gut sei, Mitarbeiter händeringend gesucht würden und die Wirtschaft wachse, sinke die Schwarzarbeit. "Aktuell ist die Wirtschaft eingebrochen, und die Leute versuchen, sich neben der Kurzarbeit etwas dazuzuverdienen oder wenn sie arbeitslos sind, ihr Einkommen aufzubessern."
Thomas Eigenthaler, Chef der Deutschen Steuergewerkschaft, warnte dem Bericht zufolge vor dem Schaden für den Staat. "Die ökonomische Not erhöht vielleicht bei Manchem die Neigung, bei der Steuer nicht ehrlich zu sein", sagte er der "Augsburger Allgemeinen".
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In den zuständigen Behörden seien Tausende Stellen unbesetzt: "Wenn die Kontrollen wegfallen, wird die Verlockung, nicht ganz ehrlich zu sein, vielleicht noch größer."
- Nachrichtenagentur dpa