Großbritanniens Wirtschaft ist mit einem Minus von mehr als 20 Prozent dramatisch eingebrochen. Die jetzt veröffentlichte Statistik vom April verheißt dabei auch für Deutschland nichts Gutes.
Die britische Wirtschaft ist im April wegen des Corona-Lockdowns in beispiellosem Tempo abgestürzt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) brach um 20,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat ein, wie das Statistikamt am Freitag in London mitteilte.
"Ebenso wie viele andere Volkswirtschaften der Welt hat das Coronavirus schwerwiegende Auswirkungen auf unsere Konjunktur", sagte Finanzminister Rishi Sunak. Die Maßnahmen der Regierung wie Zuschüsse, Darlehen und Steuersenkungen würden aber "Tausende von Unternehmen und Millionen von Arbeitsplätzen schützen", sagte der Minister. "So haben wir die besten Chancen, uns rasch zu erholen, sobald die Wirtschaft wieder Tritt fasst."
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist der wichtigste Gradmesser für die Wirtschaftsleistung eines Landes. Es handelt sich dabei um den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die eine Volkswirtschaft binnen eines bestimmten Zeitraums – meist ein Jahr – für den Endverbraucher hergestellt hat.
Die Zahlen aus Großbritannien sind deshalb so wichtig, weil sie einen Warnschuss für die wirtschaftliche Entwicklung in anderen Ländern darstellen – Deutschland eingeschlossen. Hierzulande berechnet das Bundesamt für Statistik das Bruttoinlandsprodukt nämlich nur quartalsweise und nicht monatlich.
Zuletzt hatte das Bundesamt für Statistik den Einbruch des BIPs im ersten Quartal dieses Jahres auf 2,2 Prozent beziffert, dabei aber nur die ersten Tage des Lockdowns Ende März berücksichtigt. Die neuen Zahlen aus London vermitteln jetzt einen Eindruck davon, wie stark die Krise auch die deutsche Wirtschaft im April getroffen haben könnte.
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Die Industriestaaten-Organisation OECD sagt der britischen Wirtschaft in diesem Jahr einen Einbruch von 11,5 Prozent voraus, dem 2021 ein Wachstum von neun Prozent folgen soll. Sollte es zu einer zweiten Coronawelle kommen, dürfte das Bruttoinlandsprodukt sogar um 14,0 Prozent sinken und im kommenden Jahr nur um fünf Prozent wachsen. Deutschland steht der OECD zufolge ein Minus von mindestens 6,6 Prozent ins Haus.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur Reuters