Die Corona-Krise hat dem Vermögen der Deutschen offenbar wenig anhaben können. Im Gegenteil: Einer Studie zufolge ist es von April bis Juni so stark gestiegen wie noch nie in der Geschichte – dem Aktienmarkt sei Dank.
Das Finanzvermögen der Privathaushalte in Deutschland ist nach der Corona-Delle einer Analyse zufolge bereits wieder auf Rekordniveau gestiegen. Da sich die Börsen wieder erholten und viele Menschen weiterhin kräftig Geld anlegen, geht die ING Deutschland davon aus, dass das Finanzvermögen der Haushalte in Summe bis Ende Juni auf rund 6,55 Billionen Euro gestiegen ist.
Das wären 212 Milliarden Euro mehr als zum Ende des ersten Quartals 2020. Und es wäre nach Angaben der Direktbank vom Montag binnen eines Vierteljahres der höchste absolute Vermögensanstieg der Geschichte sowie mit 3,4 Prozent der dritthöchste prozentuale Anstieg der vergangenen 20 Jahre.
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"Vor allem die höheren Aktieninvestments im ersten Quartal haben sich bereits im Folgequartal ausgezahlt", sagte Thomas Dwornitzak, Leiter Sparen & Anlegen bei der ING Deutschland. Laut der Bank erwarben die Deutschen im Zeitraum Januar bis März für 14 Milliarden Euro Aktien. Mit 15 Prozent des gesamten Sparvolumens war der Anteil bei den als eher börsenscheu geltenden Deutschen vergleichsweise hoch. 20 Milliarden Euro und somit jeder fünfte neue Spar-Euro (22 Prozent) wurden demnach in Form von Bargeld zurückgelegt.
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Die Bundesbank, deren Daten in die Analyse von Barkow Consulting einflossen, hatte Mitte Juli mitgeteilt, dass das Geldvermögen der privaten Haushalte in Deutschland im ersten Quartal zum Vorquartal um 128 Milliarden Euro oder 2,0 Prozent auf gut 6,377 Billionen Euro (6,337 Milliarden Euro) geschrumpft ist – vor allem wegen des Kurssturzes an den Börsen.
Corona-Kurssturz traf Deutschland vergleichsweise wenig
Weil die Deutschen traditionell viel Geld auf Bankkonten parken, trafen sie die Turbulenzen an den Aktienmärkten infolge der Corona-Krise relativ glimpflich. Nach Angaben der ING verringerte sich das Vermögen der Privathaushalte im Euroraum im ersten Vierteljahr insgesamt um rund 771 Milliarden Euro oder 3,0 Prozent.
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Am heftigsten betroffen waren der Analyse zufolge Sparer in Griechenland (minus 11,0 Prozent), Italien (minus 5,1) und Belgien (minus 4,4). Nur in 3 der 19 Euroländer konnten die Privathaushalte im Vergleich zum Vorquartal demnach ihr Vermögen steigern: in Litauen (plus 5,8 Prozent), Niederlande (plus 3,3) und Zypern (plus 0,5).
- Nachrichtenagentur dpa