Trump oder Biden? Diese Frage blieb am Mittwochmorgen noch offen. Trump kürte sich bereits zum Sieger. Für die Finanzmärkte ist die Unsicherheit ein schlechtes Zeichen, sagen Ökonomen.
Am Mittwochvormittag ist der Ausgang der US-Wahl weiterhin ungewiss. Donald Trump hat sich bereits zum Sieger gekürt. "Wir waren dabei, diese Wahl zu gewinnen", erklärte er vor Anhängern. "Offen gesagt haben wir diese Wahl gewonnen." Der Republikaner sprach angesichts des verzögerten Wahlergebnisses von "massivem Betrug an unserer Nation" und kündigte an, vor den Obersten Gerichtshof zu ziehen.
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Für die Finanzmärkte sind das keine guten Nachrichten. "Wir hätten uns natürlich ein klareres Wahlergebnis erhofft. Die Hängepartie von mehreren Tagen oder Wochen schafft Unsicherheit in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten", sagte Michael Böhmer, Chefvolkswirt am Prognos-Institut, t-online.
Ökonom: "Ende des Zitterns ist absehbar"
Auch der Chef-Anlagestratege der DZ-Bank, Christian Kahler, geht davon aus, dass die Finanzmärkte noch einige Zeit volatil bleiben, also schwankungsanfällig. "Viele Investoren haben ein unklares Wahlergebnis zwar eingepreist. Die Unruhe bleibt trotzdem sehr hoch", sagte er im Gespräch mit t-online.
"Das Schreckensszenario mit Ausschreitungen auf den Straßen blieb zum Glück bislang aus. Einen tiefen Fall an den Aktienmärkten haben wir deshalb nicht gesehen." Viel komme jetzt darauf an, wie lange sich mögliche Streitereien vor dem Supreme Court hinzogen würden, so Kahler – und auch wie schmutzig diese werden.
"Es beruhigt allerdings, dass am 20. Januar ein neuer oder alter Präsident ins Amt eingeführt wird", ergänzte Böhmer. "Damit ist zumindest ein Ende des Zitterns absehbar. Ökonomisch beunruhigt mich die Situation deshalb nicht so sehr wie politisch."
Deka-Volkswirt: Zweite Amtszeit Trumps nicht schlecht
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka-Bank kommentiert den aktuellen Stand wie folgt: "Die Finanzmärkte stellen sich am Tag nach der Wahl auf die Fortsetzung der Präsidentschaft Donald Trumps ein, wenngleich diese Tendenz der Wahlnacht mit einer kleinen Wahrscheinlichkeit auch noch spektakulär gekippt werden könnte."
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Für die Wirtschaft bliebe damit alles wie es ist, so Kater. "Ein republikanischer Präsident mit einem gespaltenen Kongress, sodass er wirtschaftlich nicht durchregieren könnte", sagte Kater t-online. "Die Finanzmärkte können mit einer solchen zweiten Amtszeit, in der weitere Deregulierungen und Steuersenkungen für die Wirtschaft geplant sind, gut leben.“
Sollte möglichst bald ein Sieger der Wahl feststehen und anerkannt werden, würden die Aktienmärkte die US-Wahl schnell abhaken. Dann bekämen wieder Themen wie der Handelskrieg sowie die Geopolitik mehr Bedeutung für die Finanzmärkte, so der Ökonom.
- Eigene Recherche
- Gespräch mit Michael Böhmer
- Gespräch mit Christian Kahler
- Statement Ulrich Kater
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa