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Mister Spex & Co.: Darum wollen jetzt so viele deutsche Firmen an die Börse


Lohnt sich das für Anleger?
Darum wollen jetzt so viele deutsche Firmen an die Börse


Aktualisiert am 26.06.2021Lesedauer: 5 Min.
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Vor dem Sprung an die Börse: Zahlreiche Firmen erwägen gerade einen IPO.Vergrößern des Bildes
Vor dem Sprung an die Börse: Zahlreiche Firmen erwägen gerade einen IPO. (Quelle: Heike Aßmann)

Frischer Wind: 2021 zieht es zahlreiche Unternehmen erstmals an die Börse. Sind die neuen Spieler eine Chance oder verbrennen sich Anleger hier schnell die Finger? t-online klärt die wichtigsten Fragen.

Das hippe Brillen-Start-up Mister Spex will es, die junge Trader-App Robinhood steht kurz davor und selbst vermeintlich angestaubte Unternehmen wie 1&1 oder C&A sind ihm mittlerweile nicht mehr abgeneigt: dem Sprung an die Börse.

Allein im ersten Quartal legten weltweit 391 Unternehmen ihr Debüt an der Börse hin. Gerade Europa scheint in diesem Jahr besonders in Bewegung zu sein. Im Vergleich zum Vorjahresquartal stieg die Zahl der Börsengänge europaweit um 240 Prozent, weltweit gab es "nur" eine Steigerung von 68 Prozent. Folgende Firmen sind bereits erfolgreich in Frankfurt, New York und London gestartet:

Doch was ist in diesem Jahr so besonders? Warum möchte plötzlich gefühlt jedes Unternehmen Anteile von sich an die Börse bringen – und sollten Anleger diese frischen Aktien wirklich kaufen oder lieber die Finger von den Neuzugängen lassen? t-online klärt die wichtigsten Fragen.

Was ist ein Börsengang überhaupt?

Bei einem Börsengang geben Unternehmen zum ersten Mal Aktien ihres Unternehmens für die breite Öffentlichkeit aus, die Anleger und Investoren dann regulär an der Börse handeln können. Je nach Art des Anteilsscheins beteiligen die Unternehmen ihre Aktionäre über Dividenden am Umsatz des Unternehmens.

Mit dem Börsengängen geben die Unternehmen dabei auch ein Stück ihrer Autonomie auf. Denn: Aktionäre haben ein Mitspracherecht und die Manager des Unternehmens müssen ihre Geschäftszahlen und Unternehmensstrategien auf einmal gegenüber ihren Aktionären bei den Aktionärsversammlungen rechtfertigen.

Ein anderer Begriff für den Börsengang ist IPO – die Abkürzung steht für "Initial Public Offering", die sich auch in Deutschland immer mehr etabliert. Alle Hintergrundinformationen zu IPOs und was diese von Börsentrends wie Spacs unterscheidet, lesen Sie hier.

Wer strebt 2021 noch an die Börse?

Auch wenn viele bekannte Namen, etwa About You oder der Hafermilchproduzent Oatly , bereits dieses Jahr ihre ersten Schritte an der Börse gewagt haben, stehen auch in der zweiten Jahreshälfte noch einige Premieren an. So will etwa der Neobroker Robinhood Anlegern bald ermöglichen, nicht nur mit wenigen Klicks Anteile von anderen Firmen zu kaufen, sondern auch von sich selbst.

Aktuell hält sich das US-Unternehmen noch bedeckt, wann genau es den Sprung an die Börse machen möchte. Nach ersten Berichten könnte es im schon Juli 2021 soweit sein. Der Neobroker peilt dabei eine Marktkapitalisierung von 40 Milliarden Dollar ein.

Diese Börsengänge kommen noch

In Deutschland geht das Brillen-Startup Mister Spex am 2. Juli an die Börse. Hier sind zuletzt bereits erste Details bekannt geworden. Die Berliner wollen ihre Aktien für eine Preisspanne zwischen 23 und 27 Euro je Stück verkaufen, insgesamt bietet das Unternehmen 15 Millionen Aktien zum Verkauf an.

Doch noch viele weitere Unternehmen liebäugeln Berichten und Gerüchten zufolge mit einem Börsengang. Diese Auswahl an Unternehmen hat durchblicken lassen, dass sie gerne Aktien an ihren Unternehmen ausgeben möchten, aber halten sich mit Details noch zurück:

  • Der Telekommunikationsanbieter 1&1, offen
  • Die Tiktok-Mutter ByteDance, gerüchteweise 2021
  • Der Modehändler C&A, offen
  • Die Bahn-Tochter Arriva, verschoben
  • Die Daimler-Abspaltung Daimler Truck, offen
  • Der Agrarchemiekonzern Syngenta, Ende 2021
  • Das Vergleichsportal Check24, offen
  • Die Neobank N26, 2022

Warum streben aktuell so viele Unternehmen an die Börse?

Das hat mehrere Gründe. Zuallererst bringt ein Börsengang den Unternehmen auf einen Schlag sehr viel Geld in die Kassen. Gerade in der Corona-Krise kommt das vielen Unternehmen sehr entgegen, da andere Einnahmequellen zum Teil weggebrochen sind.

Das zeigt etwa das Beispiel des Unternehmens Here Technologies: Der ursprüngliche Nokia -Ableger wechselte 2015 in die Hände der Deutschen Autoindustrie. Ein Tochterunternehmen von Daimler sowie die Konzerne Audi und BMW kauften das smarte Kartenunternehmen für 2,8 Milliarden Euro.

Die Firma soll den Autokonzernen beim Wandel in das autonome Fahren helfen. Here Technologies stellt millimetergenaue Navigationskarten her, mit denen sich Fahrzeuge und Hindernisse präzise orten lassen. Genaue Daten zu der Umgebung und anderen Verkehrsteilnehmern sind beim autonomen Fahren unabdingbar, trotzdem strauchelte das Unternehmen im vergangenen Jahr.

Börsengang ist nicht immer ein Signal der Stärke

Die Corona-Krise hat bei dem Technologieunternehmen tiefe Spuren hinterlassen, der Umsatz brach um 25 Prozent ein, in der Summe hat Here Technologies 1,3 Milliarden Euro Verlust verzeichnet. Die Gesellschafter wollen nun laut Berichten keine weitere Finanzspritze geben – als neue Geldquelle werden nun vielmehr neue Investoren oder ein Börsengang angestrebt.

Ein Börsengang ist also nicht zwangsläufig ein Zeichen von Stärke, sondern wird teilweise auch genutzt, um die Folgen der Corona-Krise abzuschwächen und frisches Geld in das Unternehmen zu bringen.

Günstiges Klima an den Aktienmärkten

Ein weiterer Grund ist das günstige Börsenklima im vergangenen Jahr. Niedrige Zinsen und die Angst vor einer hohen Inflation trieben viele Neulinge an die Börse. Sie hofften darauf, ihr Geld hier zumindest wertstabil halten zu können – auf das Girokonto gibt es mittlerweile keine Zinsen mehr, im Gegenteil: Die Inflation lässt ihr Geld schrumpfen und immer mehr Banken führen Strafzinsen ein. Auch in Deutschland wuchs die Aktionärsquote daher in der Krise, dabei sind die Deutschen deutlich aktienscheuer als ihre Nachbarn.

Viele Anleger am Markt bedeutet auch eine hohe Nachfrage und damit tendenziell höhere Preise für die Aktien. Diese günstige Gelegenheit werden viele Unternehmen nutzen wollen. Wenn die Krise abflaut und die Zinsen wieder anziehen, kann diese Stimmung schnell verschwinden.

Nicht zuletzt haben viele Konzerne in der Krise abgewartet und mögliche Börsengänge vermieden – mit der Stabilisierung der Märkte setzte anschließend ein Nachholeffekt ein, der noch immer anhält. Denn der Prozess um eine IPO ist langlebig und das Unternehmen muss einige Stufen durchlaufen, bevor Anleger Aktien von diesem kaufen können.

Sollte ich als Anleger die Finger von IPOs lassen?

Aktien, die frisch auf das Parkett kommen, beinhalten mehr Risiken als etablierte Papiere. Sie haben keinen Kursverlauf, den Sie als Anleger Jahre zurückverfolgen und mit dem Sie die Börsenperformance eines Unternehmens nachvollziehen können. Auch auf andere Fundamentaldaten wie etwa das Kurs-Gewinn-Verhältnis (mehr dazu hier) oder das Kurs-Buchwert-Verhältnis (mehr dazu hier) müssen Sie bei der IPO verzichten.

Sie müssen bei einem Börsengang also etwas tiefer in die Daten eines Unternehmens schauen und andere Fundamentaldaten, etwa den Umsatz und Gewinn eines Jahres eines Unternehmens, direkt aus den Firmenberichten entnehmen.

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Zudem gibt es meist viel Aufmerksamkeit vor einem Börsendebüt – besonders bei bekannteren Firmen. Diese Erwartungen können viele Aktien oft aber gar nicht erfüllen. Nicht immer fliegt der Aktienkurs nach dem Börsengang nach oben, häufig fällt der Kurs nach der anfänglichen Freude auch ab.

Kurs kann nach der Eröffnung auch abrutschen

Das zeigt das Beispiel Coinbase . Die Krypto-Börse ist einer der höchstbewerteten Börsengänge dieses Jahres, die Marktkapitalisierung lag im Juni 2021 bei 46,5 Milliarden US-Dollar. Aber Anleger, die zu Beginn eingestiegen sind, haben hier Geld verloren. Am 14. April eröffnete die Aktie mit einem Wert von 319 Euro pro Stück an der Börse – Ende Juni erhielten Anleger für diesele Aktie nur noch 188 Euro.

Anders verhielt sich der Kurs der Oatly-Aktie . Der Hafermilchproduzent wagte am 20. Mai 2021 den Sprung an die Börse und weist seitdem ein konstantes Wachstum auf. Innerhalb eines Monats steigerte sich der Kurswert um über 15 Prozent – hier können sich Anleger freuen, wenn sie schnell zugegriffen haben.

Fest steht: Bei einem Börsengang müssen Sie sich als Anleger deutlich tiefgründiger informieren als bei einer etablierten Aktie. Sie müssen einschätzen können, ob der anvisierte Preis zur Börseneröffnung realistisch ist oder die Aufregung um eine Aktie vielmehr überbewertet ist. Das erfordert mehr Eigeninitiative, kann Ihnen im günstigen Fall aber auch einen Vorsprung einbringen.

Verwendete Quellen
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